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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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hast und alle sich an den Kopf gefasst haben, deine Mutter, dein Vater, Omma Luise, sogar Oppa Fritz, der sich ja nun nie für andere interessiert hat. Da wäre dir einiges erspart geblieben, wenn du auf mich gehört hättest. Man hat diesem miesen Stück angesehen, dass sie nicht ehrlich ist, dass sie dir das Herz brechen wird, aber du musstest dich ja mit dem Gesicht voran in diesen Busch Brennnesseln stürzen. Na gut, jetzt kann man sagen, das war eine wertvolle Erfahrung, aber mal ehrlich, was hast du daraus gelernt? Hast du überhaupt aus irgendwas gelernt? Das mag jetzt ungerecht sein, aber irgendwann ist auch mal gut, irgendwann gehen auch mir die schlauen Antworten aus.«
    »Wieso ausgerechnet jetzt? Ist irgendwas passiert?«
    Charlie schüttelt den Kopf. »Es passiert doch ständig alles und nichts. Ich bin nicht aus einer schweren Ohnmacht aufgewacht und dachte: Ich muss die Sache mit dem Zöllner klären. Na ja, das mit der Kneipe hatte einen konkreten Auslöser, die sollte nämlich neu verpachtet werden. Soetwas ganz Modernes sollte da rein, spanische Tapas und ein bisschen Lounge. Wäre natürlich gerade in der Gegend zum Scheitern verurteilt gewesen, aber das alte Flair wäre unwiederbringlich weg gewesen. Und bei mir lagen gerade nicht so viele Aufträge an, ich hatte ein bisschen was gespart, also dachte ich: Mach was draus, bevor es zu spät ist. Es war eine spontane Entscheidung. Und am Tag, als ich den Vertrag unterzeichnet hatte, bin ich durch die ganzen Räume gegangen und habe an früher gedacht. Das war kaum auszuhalten, also habe ich mir ein oder zwei Flaschen Bier getrunken, bis ich irgendwann unter dem alten Stammtisch saß und an den Tag gedacht habe, an dem wir erst Höhle gespielt haben und dann Küssen.«
    »Als die Erde sich auftat.«
    »Bis zu der Idee, die Sache mit dir zusammen anzugehen, war es dann nicht mehr weit. Ich habe mir natürlich schon gedacht, dass es eigentlich eine Schnapsidee ist. Mir war klar, dass du kaum dein festes Engagement aufgeben würdest, um dich in dieses Abenteuer zu stürzen, vor allem nachdem wir uns all die Jahre nicht gesehen haben. Aber dann sind wir uns über den Weg gelaufen, und ich dachte, wenn ich dich nicht wenigstens frage, werde ich es ewig bereuen.«
    »Und das mit dem festen Engagement hat sich ja nun auch erledigt.«
    »Darauf wollte ich nicht anspielen. Und jetzt hilf mir, das Bett zu machen.«
    Stefan zögert kurz, dann steht er auf, und Charlie klappt die Couch auf und nimmt Kissen und Decken aus dem Bettkasten. Déjà-vu. Dann kippen sie die Rückenlehne nach hinten, und Stefan sieht zu, wie Charlie die Liegefläche bezieht, und fragt sich, wohin das führen soll. Sie macht esihm so leicht, und das ist doch nicht richtig, oder? Das sind ja hammermäßige Entscheidungen, die sie hier verlangt, und das soll alles so einfach sein? Da muss irgendwo ein Haken sein, ein verborgener Knaller, eine verbuddelte Miene, auf die einer von ihnen gleich treten wird, sodass es ihn auseinanderreißt.
    Charlie zieht sich aus, aber natürlich nicht ganz, so blöd ist sie nicht, sie lässt T-Shirt und Slip an, beides in schlichtem Weiß gehalten, sodass das Lederarmband und das lederne Bändchen um ihren Hals noch mehr zur Geltung kommen, was Stefan jetzt daran erinnert, dass er immer Frauen, die etwas um den Hals trugen, besonders attraktiv fand, also nicht eine Kette oder so, sondern so ein Kehlband, und jetzt weiß er auch wieder, woher das kommt, was ihm aber nicht weiterhilft, und er fragt sich, ob es wohl einen Nachtzug nach München gibt, oder nach Marseille oder Minsk, aber er weiß ja nicht mal, wie spät es ist, irgendwie geht alles durcheinander. Es ist Nacht, das ist das Einzige, was feststeht, und außerdem, dass Charlie sich jetzt hinlegt und sich umdreht und die Decke hochhält, damit er sich ebenfalls drunterlegt, also gehorcht er und zieht sich ebenfalls aus, genau wie sie bis auf Unterhose und T-Shirt, Erstere dunkelblau, Letzteres schwarz, was nicht so ganz zusammenpasst, aber das scheint jetzt nicht so wichtig zu sein. Er legt seine Sachen auf einen Stuhl und sich selbst zu Charlie, was sich augenblicklich als die beste Idee herausstellt, die er seit Jahren hatte. Er fragt sich, wohin mit seinem rechten Arm, den kann er doch nicht einfach so um Charlie legen, das wäre ja praktisch die Vorstufe zu Gott weiß was, aber da greift Charlie auch schon nach seiner Hand und legt sie sich auf den Bauch.
    Wohl nie in Stefans Leben war alles so

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