Sommerflammen
miteinander verbunden waren. Lauschige Nischen boten Platz für Bänke, es gab eine von wildem Wein umrankte Laube und einen Kupferspringbrunnen. Während er das alles auf sich wirken ließ, flog ein Wiesenstärling zum Futterspender eines Vogelhäuschens.
Lucas drehte sich um, als sie mit einem Tablett kam. »Ella, das ist der Wahnsinn! Solche Gärten kenne ich nur aus Filmen.«
Sofort bekam sie wieder Grübchen und errötete leicht. »Der Garten ist mein ganzer Stolz und meine Leidenschaft. Schon die Vorbesitzer hatten einen grünen Daumen, insofern war meine Ausgangsbasis hervorragend. Eigendich brauchte ich nur wenige Änderungen vorzunehmen und ein paar Dinge zu ergänzen. Doch mit der Zeit habe ich etwas ganz Eigenes daraus gemacht.« Sie stellte das Tablett auf einen Tisch zwischen zwei Stühle mit knallblauen Polstern.
»Ich dachte, es gibt nichts Besonderes.« Er betrachtete die fantasievollen Häppchen auf dem Tablett.
»Ich muss dir etwas gestehen: Ich liebe es, mir Umstände zu machen.« Sie griff nach ihrem Wein. »Ich hoffe, das macht dir nichts aus.«
»Ich bin gut erzogen.«
Ella setzte sich und beugte sich zu ihm vor, während ihre Wndharfe im Sommerwind musizierte. Der Wie-senstärling zwitscherte einen Dank für sein Abendessen.
»Ich liebe es, hier draußen zu sitzen. Vor allem um diese Tageszeit oder frühmorgens.«
»Deine Enkel spielen hier bestimmt gern.«
Sie tranken Wein, aßen die leckeren Häppchen und unterhielten sich über ihre Enkelkinder, woraufhin er Anekdoten aus Rowans Kindheit zum Besten gab. Zwischendurch fragte er sich, wovor er eigentlich solche Angst gehabt hatte. Er fühlte sich so wohl in ihrer Gegenwart, dass es ihm nicht schwerfiel, unterhaltsam zu sein. Jedes Mal, wenn sie lächelte, war er gerührt. Schon bald kam es ihm überhaupt nicht mehr merkwürdig vor,
an einem schönen Sommerabend draußen zu sitzen, Wein zu trinken, die Aussicht zu genießen und sich mit einer schönen Frau zu unterhalten. Darüber vergaß er beinahe, wie er die meisten anderen Sommerabende verbracht hatte, nämlich genauso wie seine Tochter gerade.
»Du denkst an sie. An Ro.«
»Ich habe sie immer im Hinterkopf. Aber Rowan versteht etwas von ihrer Arbeit und hat eine gute Truppe dabei.«
»Was sie wohl gerade tut?«
»Oh, das kommt ganz darauf an.« Das hängt von so vielem ab, dachte er, und alles war gefährlich, aber notwendig. »Vielleicht schlagen sie gerade eine Schneise. Sie bestimmen einen Ort dafür, überlegen, wie das Feuer auf Wind reagieren wird, und entfernen die Bäume mitsamt dem Unterholz.«
»Weil das das Feuer nährt.«
»Ja, genau. Es gibt dort Wasser, sie könnte also auch an der Pumpe stehen. Wahrscheinlich wurde Gel abgeworfen.«
»Warum sollte jemand Gel auf sie abwerfen?«
Er musste lange und laut lachen. »Löschgel natürlich. Auf das Feuer. Damit kommt kein Feuerspringer gern in Berührung.«
»Komm, lass uns nach drinnen gehen. Dort kannst du mir Gesellschaft leisten, während ich das Abendessen zubereite, und mir mehr über Löschgel erzählen.«
»Das wird dich bestimmt nicht interessieren.«
»Da irrst du dich«, sagte sie, als er das Tablett, die Gläser und den Wein nahm. »Das interessiert mich wirklich.«
»Das ist ein knallrosa Zeug, das aussieht wie Schlamm. Es brennt höllisch, wenn es mit Haut in Berührung kommt.«
»Warum knallrosa? Das ist doch etwas für kleine Mädchen?«
Er grinste, während sie eine Kasserolle herausnahm. »Man gibt Eisenoxid dazu, um es rot zu färben, aber wenn es runterkommt, sieht es aus wie knallrosa Regen. Die Farbe markiert die Abwurfstelle.«
Sie gab etwas Öl in die Kasserolle, würfelte Knoblauch und ein paar Eiertomaten, ohne aufzuhören, ihm Fragen zu stellen und eigene Kommentare abzugeben. Sie scheint sich tatsächlich dafür zu interessieren, dachte er. Trotzdem fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren. So wie sie sich bewegte, wie ihre Hände hackten und würfelten. So wie sie lächelte und duftete. Allein wie sein Name klang, wenn sie ihn aussprach.
Ihre Lippen …
Lucas hatte das eigendich nicht vorgehabt, aber das hat man davon, wenn man handelt, ohne vorher nachzudenken: Als Ella sich von der Kochinsel abwandte, stand er ihr ein wenig im Weg, und ihre Körper streiften sich. Sie hob ihr Gesicht, lächelte, sagte vielleicht noch irgendwas, doch dann …
Stand da eine Frage in ihren Augen oder war es eine Einladung? Er überlegte nicht lange, sondern handelte einfach. Seine Hände
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