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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ich weiß – aber das ist nicht so. Ich möchte es mir jedenfalls so einreden. Die Geschichte hat nämlich noch einen anderen Aspekt, und ich möchte, dass du alles erfährst. Charlie hat in meine Firma investiert.«
    »In dieses Unternehmen?«
    »Ja. In meiner Branche sind keine Reichtümer zu verdienen, gelinde ausgedrückt. Manche sagen, Boote zu bauen sei nicht nur kostenaufwändig, sondern auch Knochenarbeit. Vor allem, wenn es sich um klassische Holzboote handelt. Man muss verrückt sein, wenn man den ganzen Winter freiwillig in einem mehr oder weniger ungeheizten Schuppen verbringt. In manchen Jahren erziele ich einen kleinen Gewinn, aber normalerweise kann ich mich glücklich schätzen, wenn ich keine Verluste mache.«
    »Also hat Charlie dir unter die Arme gegriffen.«
    »Ja. Sie hat mich finanziert. Ich hatte nie das Gefühl, dass es sie störte – im Gegenteil, ich denke, es gefiel ihr. Sie fand es romantisch. Das Wissen, dass mein Großvater diesen Schreibtisch getischlert hatte und ich im Grunde in seine Fußstapfen getreten war … mit Holz arbeitete, klassische Boote nur mit meinen eigenen Händen baute. Unter ihren Vorfahren waren einige Seefahrer. Aber bei der ganzen Betrachtung der Vergangenheit haben wir vielleicht vergessen, den Blick auf die Zukunft zu richten.«
    »Oder auf die Gegenwart.«
    »Möglich. Jedenfalls fing sie plötzlich an, anzügliche Bemerkungen zu machen. Wer brauchte schon noch ein weiteres Juwel wie eine zweimastige Segelyacht, so in der Art. Sie interessierte sich mit einem Mal für Elizas Trust, für die Abläufe bei der Verwaltung von Treuhandvermögen, redete davon, noch einmal die Schulbank zu drücken und Betriebswirtschaft zu studieren. Es kam mir so vor, als wäre ich plötzlich zum Hilfsarbeiter degradiert worden.«
    Bay dachte an Sean, an seine überhebliche Einstellung gegenüber Arbeitern. Er sah auf sie herab, als gehörten sie einer niederen Kaste an. Obwohl sein eigener Vater ein einfacher Eisenbahnarbeiter gewesen war.
    »In dem Jahr habe ich nur Mist gebaut. Ich nahm zu viele Aufträge an, und die Qualität ließ manchmal sehr zu wünschen übrig. Dann fiel ich ins andere Extrem – nahm überhaupt keine Aufträge mehr an. Das wenige Geld, das ich in der Zeit verdiente, war bald verbraucht. Also musste ich Charlie bitten, etwas aus dem Treuhandvermögen beizusteuern, um die laufenden Kosten zu decken und die Rechnungen zu bezahlen. Es ging immer mehr bergab.«
    »War sie verärgert?«
    Dan starrte den Schreibtisch an, als blickte er direkt in die Augen Poseidons. »Das war beinahe das Schlimmste. Es schien sie kein bisschen zu ärgern, sondern vielmehr zu amüsieren.«
    »Oh …«
    »Als dürfte man das Ganze nicht zu ernst nehmen; sie hatte meine Arbeit immer als Hobby betrachtet, und nun brauchte ich eben mehr Geld, um es zu finanzieren. Sie hatte offenbar unbegrenzten Kredit bei den Leuten von der Bank; die Sache wurde im Büro des Justiziars im Schnellverfahren über die Bühne gebracht, wie sie es nannte, wenn sie über Elizas Treuhandvermögen sprach.«
    »Sean gehörte zu diesen Leuten?«
    Dan nickte. »Ja. Ich erinnerte mich, ihn öfter am Strand gesehen zu haben. Er war mir unsympathisch. Ich wusste nicht, dass ihr beide verheiratet wart. Ich hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, aber Charlie redete oft von ihm. Über sein Engagement, und was für ein Finanzgenie er sei, dass er sie ermutigen würde, sich eingehender mit dem Trust zu befassen, und angeboten habe, ihr dabei behilflich zu sein.«
    Bay hatte Sean in seinem Element erlebt und seine Art früher anziehend gefunden. Er war beredt, verstand es, Menschen davon zu überzeugen, dass sie scharfsinnig waren, dass er noch von ihnen lernen könne, dass sie ein großartiges Team abgäben, wenn sie ihre Kräfte bündelten. Dieser Eigenschaft hatte er seine beruflichen Erfolge zu verdanken. Charlie stand auf einem anderen Blatt … Sie war attraktiv, gehörte der Oberschicht an, besaß alles, was Sean sich wünschte … Vielleicht waren seine Worte bei ihr keine bloße Masche, sondern ernst gemeint gewesen.
    »Ich glaube, dein Mann wollte mit meiner Frau ins Bett«, sagte Dan.
    »Meinst du, er hat es geschafft?«
    Dan schüttelte den Kopf. »Nein, ich schwöre, das hätte ich gemerkt. Ich kannte Charlie durch und durch. Sie war für mich wie ein aufgeschlagenes Buch. Mit Sicherheit fühlte sie sich zu ihm hingezogen, wegen seiner Fachkenntnisse, seiner geschickten Schachzüge in der

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