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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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darauf einließe, nur für ein Jahr? Oder ein halbes? Ich hätte gezielt Werbung für meine Boote machen können, die Geschäfte wieder ankurbeln. Ich hätte Einschnitte bei den Materialien vornehmen, vielleicht preiswerteres Holz verwenden können. Meine Kunden sind in der Regel gut betuchte Yachtbesitzer und zucken mit keiner Wimper, wenn sie tief in die Tasche greifen müssen. Ich hätte es auch mit der Buchhaltung genauer nehmen und meine Außenstände eintreiben können – ich war ziemlich lax geworden, was den Papierkram betraf.«
    Bay hörte schweigend zu und wünschte sich, Dan hätte gar nicht erst über den Vorschlag nachgedacht.
    »Sean meinte, die Summe sei läppisch im Verhältnis zur Gesamthöhe des Treuhandvermögens.«
    »Was forderte er als Gegenleistung?«
    »Rückblickend glaube ich, dass er den Trust als eine Art Holding-Gesellschaft benutzen wollte. Er wollte wissen, was ich davon hielte, wenn es überhaupt einige kurzfristige Ein- und Auszahlungen gäbe, außer der Reihe; der langfristige Wert des Trusts würde dadurch nicht beeinträchtigt. Ich sagte ihm, das interessiere mich nicht.«
    »Einfach so?«
    Dan nickte. »Sobald er die Frage gestellt hatte, wusste ich, dass die Sache einen Haken hatte. Ich kenne mich im Bankwesen nicht aus, aber sein Blick sprach Bände. Er beeilte sich, die Scharte wettzumachen – indem er das Thema wechselte und mit mir über dieses Boot sprach, das er in Auftrag geben wollte.«
    »Dieser Mistkerl. Sie hat das Modell
eigenhändig
für ihn gebastelt.«
    »Ich weiß. Ich sagte ihm, dass ich es nicht als Vorlage behalten müsste – um es maßstabgerecht zu vergrößern, reichte es aus, einen Blick darauf zu werfen.«
    »Und du glaubst, das Ganze war nur ein Vorwand – für was? Geldwäsche?« Der Ausdruck für diese illegalen Aktivitäten kam ihr absurd vor.
    »Ich habe keine Beweise. Aber aus heutiger Sicht könnte es durchaus so gewesen sein; dann würden alle Teile des Puzzles zusammenpassen.«
    »Warum hast du der Polizei nichts gesagt?«
    »Weil ich Elizas Treuhänder bin. Und ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich sein Ansinnen überhaupt in Erwägung gezogen hatte, wie flüchtig auch immer. Am liebsten hätte ich alles ungeschehen gemacht.«
    Bay zitterte innerlich. Ihr Mann hatte sich das alles ausgedacht und viel Zeit darauf verwandt, den Plan auszuhecken, und ihr war nichts aufgefallen? Sie sah Dan an und erinnerte sich, wie sehr sie ihn früher geliebt hatte und wie gut neulich das Gefühl gewesen war, in seinen Armen zu liegen. Sie hatte einen Helden in ihm sehen wollen … einen Mann, der sich nicht korrumpieren ließ … Sie stand auf, ging unruhig hin und her.
    »Warum ausgerechnet du? Und warum ausgerechnet Elizas Trust? Das ist doch nicht der einzige bei der Shoreline Bank.«
    Dan räusperte sich und blickte Bay in die Augen. »Ich nehme an, deinetwegen. Oder besser gesagt, unseretwegen.«
    »Was?«
    »Diese Briefe, die wir uns geschrieben haben.«
    »Er hat sie dir gezeigt?«
    »Nein.« Dan schüttelte den Kopf. »Aber er wusste eine Menge über mich. Zum Beispiel, dass ich immer mit den Händen gearbeitet und meinen eigenen Lebensunterhalt verdient hatte, dass ich mir nicht viel aus Bankkonten und Geld machte – all das konnte er aus meinen Briefen an dich herauslesen. Obwohl das lange her war, ändern sich die Menschen nicht grundlegend in wichtigen Bereichen. Und als Mensch, der sich sein ganzes Leben lang wenig um solche Dinge gekümmert hat, aber eine Tochter mit einem Treuhandvermögen besitzt, ist man ein gefundenes Fressen für Finanzhaie.«
    »Sean hat dich also gezielt ins Visier genommen, weil er der Meinung war, du wärst eine leichte Beute.« Es nahm Bay den Atem.
    »Ein tolles Gefühl, wenn man ausgesucht wird, weil man ein Volltrottel ist und es geradezu herausfordert, betrogen zu werden.«
    Bay kniff die Augen zusammen und nickte. Sie fand keine tröstenden Worte, weil sie dieses Gefühl aus eigener Erfahrung kannte. Ziemlich gut sogar.
    »Bay.« Er stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Sie sehnte sich danach, in die Arme genommen zu werden, ihn wieder in die Arme zu schließen, aber sie wich zurück.
    »Nein …« Zitternd bewegte sie sich in Richtung Tür. »Auch wenn du nicht darauf eingegangen bist, finde ich es unerträglich, dass du den Vorschlag überhaupt in Erwägung gezogen hast. Und dass Sean deine Tochter benutzen wollte.«
    »Bay, bitte –«
    »Weißt du, was das Schlimmste ist?« Bays Augen

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