Sommerglück
würden – und bis zum heutigen Tag nicht vermisst hatten.
Doch dann hatte Charlotte gedroht, die Polizei einzuschalten, und als das Problem endlich gelöst war und der Trubel sich legte, hatte Fiona Seans Patzer mit dem Ephraim-Konto bemerkt. Das war der Anfang vom Ende gewesen.
Wenn die Betroffenen nur vorsichtiger gewesen wären. Niemand hätte sterben müssen. Es hätte nicht in diesen Albtraum ausarten müssen. Unter dem Strich hätte man einen Großteil der Schuld Fiona in die Schuhe schieben können. Als Komplizin wäre sie nicht in Frage gekommen, sie hätte nie mitgemacht. Sie fiele bestimmt aus allen Wolken, wenn sie erfuhr, dass Mark sich sogar Geld aus ihrem Geldmarktfonds unter den Nagel gerissen hatte.
Die Trophäe von der Pferdeschau mitgehen zu lassen, war also nur recht und billig gewesen.
Sean hatte über den Coup gelacht – so viel Dreistigkeit hatte er Mark wohl nicht zugetraut. Das war eher sein Stil. Aber sein Wagemut beschränkte sich auf Sport und Geld. Als er erfuhr, dass die Kleine den Mord an ihrer Mutter mit angesehen hatte, die
einzige
Augenzeugin war, hatte er gekniffen.
Seine Gewissensbisse hatten mit Charlottes Tod begonnen und zu ein paar hirnverbrannten Bemühungen geführt, einige der kleineren, von verschiedenen Konten erbeuteten Summen zurückzuzahlen. Als das Mädchen zum Problem wurde … nach der Entlassung aus der Klinik … hatte Sean völlig den Kopf verloren.
Er hatte geschworen, jeden Versuch zu verhindern … das zu tun, was sie jetzt vorhatten.
Das war sein Todesurteil gewesen. Mark verlangte hundertprozentiges Engagement; es stand viel zu viel auf dem Spiel. Er forderte absolute Loyalität, und als Sean sich stur stellte, wussten alle, dass es nur noch eine Frage der Zeit war. Es durfte keine Zeugen geben; Sean hätte das ebenfalls klar sein müssen.
Der heutige Abend besaß eine lange Vorgeschichte. Zuerst hatte Sean sich ihnen in den Weg gestellt und musste beseitigt werden. Dumm gelaufen, aber unvermeidlich. Alise hatte Dan Connolly, als sie anrief und Seans Namen fallen ließ, eine allerletzte Chance zum Mitmachen gegeben, um das Schweigen seiner Tochter zu sichern; falls Connolly insgeheim doch mit dem Gedanken an das Geld gespielt hatte, das er zuvor abgelehnt hatte, hätte er den Köder geschluckt. Aber er hatte verzichtet – und damit das Todesurteil seiner eigenen Tochter besiegelt.
Mark und Sean hatten das Ganze wie ein Spiel betrachtet. Aber Alise wusste, das war reine Augenwischerei. Ein Dummerjungenstreich, und außerdem spielten sie bloß um Trophäen, das zählte nicht. Sie bestahlen nur die reichsten Kunden, denen der Verlust nicht wehtat. Sean hatte Mark einmal in einem Anfall von Übermut mit Robin Hood verglichen.
Und worauf lief das Ganze in Wirklichkeit hinaus? Warum hatte Charlotte aus dem Weg geräumt und Seans Treiben ein Ende gesetzt werden müssen, und warum würde Eliza Day Connolly nun sterben?
Wohlstand.
Nur darum ging es.
Wohlstand – den man erringen und schützen musste. Der Unterhalt eines prachtvollen Hauses kostete Geld, genau wie Antiquitäten und Kunstwerke, Luxusautos und kostbarer Schmuck. Nicht jeder wurde mit einem goldenen Löffel im Mund geboren. Und nicht jeder interessierte sich für Geld, kaum zu glauben, aber wahr. Mark hatte bisher alles unter Kontrolle gehabt; das kindliche Bedürfnis, sich selbst und seine »Mannschaftskameraden« mit Silber zu belohnen, war entschuldbar. Doch nun, als die Flut nahte und damit die Zeit, sich des Mädchens zu entledigen, ging es darum, das Gold zu schützen.
Es war spät, und ihre Mutter war noch immer bei Mr.Connolly. Annie hatte Angst um Eliza. Was immer geschehen sein mochte, es verhieß nichts Gutes; auch wenn ihr Tante Tara noch so oft über die Haare strich und Schlaflieder vorsang, Annie konnte kein Auge zutun.
»Wo könnte sie nur sein?«
»Ich weiß es nicht, Annie. Aber alle suchen nach ihr. Joe, die Polizei …«
»Was ist, wenn sie Eliza nicht finden?«
»Wir müssen fest daran glauben. Und ihr unsere ganze Liebe schicken, damit sie sich daran festhalten kann und zu uns zurückkehrt.«
»Liebe.« Annie hatte das Gefühl, als würde sie das Wort zum ersten Mal aussprechen.
»Das ist das Beste, was es gibt. Eliza weiß das. Wo immer sie auch sein mag, sie spürt unsere Liebe.«
»Aber ich verstehe nicht, wie ihr das helfen könnte.«
»Glaubst du an Schutzengel, Annie?«
Annie zuckte die Achseln, wollte Taras Gefühle nicht verletzen. Engel
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