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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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in deinem Modellschiff zu verstecken. Auf diese Weise bekommst du ihn nicht zu früh – und ich habe vielleicht noch die Gelegenheit, den Schaden wiedergutzumachen. Du verdienst ein richtiges Ruderboot, genauso schön wie das Modell, das du für mich gebaut hast. Ich habe endlich erkannt, dass ich der glücklichste Mann – und Vater – der Welt bin. Ich hoffe nur, dass ich die Chance habe, es dir und den anderen zu beweisen. Ich liebe dich.
    Dein Dad.«
    Annie hatte den Brief anfangs laut vorgelesen, aber mittendrin versagte ihr vor lauter Tränen die Stimme, so dass sie weder reden noch lesen konnte und Tara dies für sie übernahm.
    Als sie nun leise schluchzend die Hand ausstreckte, reichte Tara ihr vorsichtig den Brief. Tara legte tröstend die Arme um ihre Schultern, und obwohl Annie mit ihrem Dad sprach, störte es sie nicht, dass Tara die Worte hören konnte: »Wir lieben dich, Daddy. Wir lieben dich auch.«
    Tara ließ Annie am Tisch sitzen, den Brief und das Schneckengehäuse in der Hand. Sie nahm das zweite Blatt Papier, die Wegbeschreibung, die im Boot versteckt gewesen war – unter dem Deck, gemeinsam mit dem Brief –, und lief zum Telefon.
    Annie betrachtete das Schneckengehäuse, drehte es wieder und wieder in ihrer Hand.
    »Bay?«, sagte Tara. »Ist Joe da? Hör zu. Annie hat gerade einen Brief von Sean gefunden … Ja, im Ernst … auf dem Boden ihres Bootes, ihres Modellschiffs … Er hatte ihn unter die Bodenbretter geklemmt … Bay, es ist zum Teil ein Geständnis und zum Teil etwas anderes … er schreibt, dass sie Eliza umbringen wollen … ja, in der Alewife Cove … Glaubst du –«
    Annie schwieg, hörte ebenso aufmerksam zu wie Tara.
    »Dann beeilt euch«, rief Tara hektisch. »Ich versuche Joe zu erreichen.«

[home]
    33
    S ie waren sich nicht sicher, wussten nicht genau, was sie davon halten sollten, aber ihnen blieb keine andere Wahl, als dem Hinweis nachzugehen. Sie mussten einfach in Dans Wagen steigen und, nur für den Fall, zum Gill River fahren. Bay hatte die Polizei benachrichtigt; sie wusste, dass Tara Joe Holmes anrufen würde.
    Dan fuhr wie ein Verrückter, in der Mitte der Straße, als wäre der Pick-up eine Rakete, die schnurstracks auf Alewife Cove zuraste, bereit, alles niederzumähen, was sich ihm in den Weg stellte.
    »Was haben die beiden vor?« Bay klammerte sich an den Türgriff. »Warum haben sie Eliza dorthin gebracht?«
    »Dort haben sie Sean umgebracht. Und sie wissen, dort werden sie nicht gestört.«
    »Sie haben Sean umgebracht«, flüsterte Bay, entsetzt über die Enthüllung, die Bestätigung, dass seine Mörder Menschen waren, die sie für Freunde gehalten hatten. Aber noch stärker und unmittelbarer war die zunehmende Angst um Elizas Leben.
    »Du kennst dich dort besser aus als ich«, sagte Dan und meinte damit die Bäche und Buchten am anderen Ufer des Thames River, der sich durch die kleinen Städte westlich vom Connecticut River schlängelte. »Du musst mir sagen, wie ich fahren soll.«
    Bay lotste ihn auf dem Highway bis nach Silver Bay, wo sie die Ausfahrt nahmen und rechts nach Black Hall abbogen. Ihr Herz klopfte, es fühlte sich so erhitzt und wund an, als sei es gehäutet worden, doch die unerträglichen Nachrichten trieben sie vorwärts. Sie legte die Hand auf die Brust, fühlte den Schmerz unter ihren Fingerspitzen, dachte an Eliza, an Annie, die den Brief ihres Vaters gelesen hatte, und an Sean; verzweifelt senkte sie den Kopf.
    »Und jetzt?« Dans Stimme klang laut, hektisch. Er bemühte sich, ruhig Blut zu bewahren, was ihm nur beinahe gelang.
    »Am Fluss entlang, ungefähr eine Viertelmeile«, sagte sie, als sie den Connecticut sah, der sich wie ein dunkles Band durch den schmalen Streifen Land zog; der Fluss führte Hochwasser, war schwarz unter dem Sternenhimmel. »Dann links und gleich wieder rechts, gleich nach dem Findling …«
    Wasser, das sich mit Wasser vereinigte und Leben gebar. Der Connecticut River mit seinen Nebenflüssen und der Long Island Sound strömten in den versteckten kleinen Buchten zusammen. Hier war der Fluss den Gezeiten unterworfen. Brackwasser, weder Süßwasser noch reines Salzwasser, aber dennoch waren hier viele Salzwasserarten beheimatet – Blaufisch, Forelle, Flunder, Plattfisch. Und im Winter wurden Robben gesichtet, die nach Felsen und ergiebigen Fischgründen Ausschau hielten.
    Bay beugte sich vor, beobachtete die Straße, um die richtige Abzweigung zu finden. Sie war im Sommer alleine hier

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