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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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hatte. »Und du magst die beiden doch auch.«
    »Ja«, gab Eliza gezwungenermaßen zu.
    »Also was soll die Motzerei? Komm runter, damit wir einen Happen zu Mittag essen können.«
    Als er die Leiter umklammerte, sah er, wie eine Schwalbe zweimal durch den Schuppen kreiste, bevor sie zur offenen Tür hinausflog. Die weißen Beine baumelten, an den Knöcheln anmutig gekreuzt, unverdrossen weiter.
    »Eliza?«
    »Muss ich nach dem Essen nach Hause? Weil ich nämlich keine Lust dazu habe.«
    Dan atmete aus, schnitt eine Grimasse, die sie nicht sehen konnte, und zählte bis zehn. Er wusste, dass sie ihn auf die Probe stellen wollte. Er konnte lügen, und schon wären sie auf dem Weg zum Mittagessen. Oder sich aus der Affäre ziehen und die Einzelheiten später klären. »Wir werden sehen.«
    »Vergiss es.« Sie zog die Beine hoch, in die Dunkelheit, und wurde für ihn unsichtbar. »Ich mache dir einen anderen Vorschlag, Dad. Ich bleibe hier. Das ist mein letztes Wort. Das ist schließlich MEINE Firma, vergiss das nicht.«
    »Ach ja? Diese Firma baut Boote, falls du es noch nicht weißt. Wer ist denn derjenige, der hier die Boote baut?«
    »Und wer ist diejenige, die ›Eliza Day‹ genannt wurde, nach der Urgroßmutter, der das ganze GELD gehörte?«, kreischte die Stimme.
    In dem Moment vernahm Dan Schritte auf dem alten Plankenboden. Er blickte auf und sah eine Silhouette auf der Türschwelle, umrahmt von den Strahlen der Mittagssonne, wie die Lichtgestalten aus einer anderen Welt im Vorspann dieser marktschreierischen religiösen Fernsehsendungen, die sich Eliza dauernd anschaute.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
    »Lange her seit der Uferpromenade«, sagte eine Stimme, deren Vertrautheit ihm durch und durch ging. »Du hast dich verändert. Wir beide.«
     
    Bay stand auf der Schwelle und starrte Dan Connolly an. Sie hätte ihn überall wiedererkannt. Er sah noch genauso aus wie vor fünfundzwanzig Jahren, und doch irgendwie anders. Er lächelte, die Fältchen um Mund und Augen waren tief in seine gebräunte Haut eingekerbt. Seine blauen Augen, von der gleichen Farbe wie seine ausgeblichenen Jeans, waren auf der Hut, als hätte er zu vieles gesehen, was er sich lieber erspart hätte. Schlank und muskulös, sah er aus wie ein Mann, der sein Leben damit verbracht hatte, Dinge zu bauen.
    Als er näher kam, verspürte Bay ein Flattern im Bauch. Ihre Blicke trafen sich.
    »Du bist es wirklich«, sagte sie, als traute sie ihren Augen nicht.
    »Bay?« Er ergriff eine Hand, dann die andere, und schließlich umarmte er sie, denn wie konnte ein Wiedersehen zwischen ihnen anders sein. Sie klammerte sich an ihn, verlor sich im Geruch nach Sägemehl und Maschinenöl, dann lehnte sie sich zurück, um ihn zu betrachten.
    »Ich hatte vergessen, wie groß du bist,« sagte sie.
    »Warum solltest du dich daran erinnern?« Er lachte.
    Sie lächelte. Wenn er wüsste, dass er ihre erste große Liebe gewesen war, dass sie alle anderen, Sean inbegriffen, mit ihm verglichen hatte.
    »Bei unserer letzten Begegnung warst du fünfzehn.«
    »Knapp sechzehn.«
    »Galway«, sagte er, ihren alten Spitznamen benutzend.
    »Galway Bay …« Sie lachte, als sie sich daran erinnerte.
    »Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen, Bay?«
    Sie lächelte, aber ihre Miene kam ihr wie erstarrt vor, ihr Inneres verschlossen. »Ich hatte großes Glück im Leben.« Ob ihm auffiel, dass sie die Vergangenheitsform benutzt hatte?
    »Freut mich.«
    »Und was ist mir dir, Dan?«
    Sein Lächeln erstarb; sein Gesicht wirkte mit einem Mal angespannt, vor allem um die Augen. Sie wartete, fragte sich, was als Nächstes kommen würde. Plötzlich sah er genauso aus, wie sie sich fühlte: vom Leben betäubt. Noch vor einer Woche wäre Bay nicht in der Lage gewesen, zu erkennen, wie sehr jemand litt. Doch nun waren ihr die Augen geöffnet worden.
    »Mein Leben ist …«, begann er.
    Genau in dem Moment kam etwas von oben geflogen. Bay hob schützend die Hände, duckte sich, versuchte etwas zu erkennen. Das Licht, das durch die großen, geöffneten Tore fiel, war zu schwach, um die weitläufige Dunkelheit im Gebälk der Halle zu erhellen, aber Bay meinte, zwei schneeweiße Beine ausgemacht zu haben, die von einem Balken herunterbaumelten. Ein weiteres Geschoss schwirrte an ihr vorbei. Bay bückte sich und hob es auf: ein Papierflugzeug.
    »Eliza!«, sagte Dan streng.
    »Sein Leben ist zerstört«, ertönte eine Stimme von oben. »Meinetwegen. Das wollte er

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