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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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deshalb ausgesucht, weil sie so reich ist und das Geld nicht vermisst würde.«
    »Hat sie sich dazu geäußert?«
    »Noch nicht. Ich putze morgen bei ihr.«
    »Erzähl mir bitte alles, was sie sagt. Versprochen?«
    »Versprochen.« Taras Stimme klang besorgt.
    Sie gingen schweigend weiter, hoben Muschelschalen auf. Bay verstaute ihre in der Tasche ihres Hemdes. Es war ein altes von Sean, ein blau gestreiftes, dessen Kragen und Manschetten ausgefranst waren. Sie hatte die weichsten alten Hemden immer aufgehoben, sie über dem Badeanzug getragen. Wenn sie mit den Kindern am Strand spielte, seinen Kindern, sollte sein Hemd sie daran erinnern, wie hart er in der Bank für die Familie arbeitete.
    Hart arbeiten, stehlen und ermordet werden …
    Zufällig blickte sie über ihre Schulter, zu dem Weg hinunter, den sie gekommen waren. Sie erspähte einen Mann im dunklen Hemd, der die Strandpromenade entlangging, sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Seine Kakihose war frisch gebügelt, seine Laufschuhe waren brandneu, und seine Sonnenbrille wirkte eine Spur zu lässig. Aber es war sein Hemd, das ihn verriet.
    Irgendjemand sollte dem FBI sagen, dass kein Strandgänger an einem so heißen Tag wie heute ein dunkles Hemd tragen würde. Es zog die Sonne an, der Träger war vermutlich schweißgebadet. Als sie den Mann beobachtete, der sie beobachtete, tat er Bay beinahe leid.
     
    Annie lag auf ihrem Bett, die Kleider klebten an ihrem Körper. Sie kam sich wie eine große welkende Blume vor, das T-Shirt klebte an ihrer Haut, das feuchte Haar an ihrem Kopf. Trotz der weit geöffneten Fenster hatte die Meeresbrise heute eine Temperatur von mehr als dreißig Grad.
    Ermordet. Möglicherweise.
    Ihre Mom und Tara waren mit Billy und Peg an den Strand gegangen. Sie hatten Annie gebeten, mitzukommen, wie immer: »Hey, Annie, lass uns eine Runde schwimmen gehen … uns erfrischen und abkühlen … nur kurz ins Wasser springen …«
    Annie rappelte sich hoch und tappte barfuß den dunklen Gang entlang, die Treppe hinunter in die Küche.
    Daddy – ermordet? Unmöglich …
    Sie öffnete die Kühlschranktür, genoss den Schwall eisiger Luft, der ihre schweißnasse Haut kühlte.
    Genauso schockierend wie der Mord waren Drogen – Kokain. Daddy konnte kein Kokain genommen haben, nie im Leben … er hatte ihr immer gepredigt, wie schlimm Drogen waren, dass sie das Gehirn zerstörten, sie daran hindern würden, Spitzenleistungen im Sport zu erzielen, ihren Gegner auf dem Basketballfeld vernichtend zu schlagen. Aber er hatte sie auch ermahnt, niemals zu stehlen. Und nun hieß es, er habe Geld unterschlagen.
    Während sie die Gedanken abzuschütteln versuchte, blickte Annie in den Kühlschrank, auf die Auswahl, die sich ihr bot. Ein ganzer Stapel kalorienarmer Fertiggerichte – danke Mom, dass du an mich gedacht hast. Zitronensorbet, fettarmer Joghurt mit Vanillegeschmack. Und ganz hinten ein großer Becher mit Paradise-Pfirsich-Eiscreme, zum Blaubeerkuchen, den ihre Mutter später backen wollte.
    Denk nicht an Mord. Vielleicht war es gar keiner, sondern ein Unfall – und vielleicht war es auch kein Kokain. Das konnte einfach nicht sein.
Annie wollte gerade nach der Eiscreme greifen, als das Telefon klingelte.
    Sie hielt inne. Sie umklammerte den Plastikkübel mit Pfirsich-Eiscreme, zwischen Neigung und Pflicht hin und her gerissen. Sie ließ die Eiscreme im Kühlschrank, hielt die Tür mit dem ausgestreckten Arm offen und beugte sich nach hinten, um den Hörer abzunehmen.
    »Hallo?«
    »Nicht zu fassen, habe ich doch tatsächlich die richtige Nummer erwischt. Glaub mir, das war nicht so einfach, auch wenn ihr im Telefonbuch steht, wie ich inzwischen weiß; das Problem war, dass ich erstens deinen Familiennamen falsch buchstabiert und zweitens den Namen der Ortschaft, in der du wohnst, falsch verstanden habe.«
    »Mit wem spreche ich überhaupt?«, fragte Annie aufgeregt, obwohl sie genau wusste, wer dran war – Eliza – und nicht der Trainer, der mit Billy oder Peggy verbunden werden wollte, nicht die Bank oder ein Anwalt oder irgendjemand, der ihre Mutter verlangte: Der Anruf war für sie.
    »Drei Mal darfst du raten, aber wenn du es nicht beim ersten Versuch schaffst, bin ich sauer.«
    »Eliza?«
    Annie hörte, wie sie zufrieden lachte. »Gut. ALSO , zuerst habe ich unter MacCabe statt McCabe nachgesehen, und dann habe ich bei der Auskunft Silver Bay statt Black Hall angegeben … aber zu guter Letzt habe ich dich ja doch noch

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