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Sommerhit: Roman (German Edition)

Sommerhit: Roman (German Edition)

Titel: Sommerhit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Liehr
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hoffte, mich nicht lächerlich zu machen.
    »Cool«, wiederholte Sabine und schaffte es nicht, den etwas geringschätzigen Gesichtsausdruck zu verbergen. »Das ist englisch, heißt übersetzt eigentlich kühl, aber es bedeutet so viel wie …« Sie stockte und sah hilfesuchend zu den anderen.
    »Gut, besonders, irgendwie … entspannt«, sagte Tobi. »Aber eigentlich mehr als das. Schwer zu sagen.« Er zog die Stirn kraus.
    Gut, dann war mein Boot eben
cool
.
    »Fahren wir zusammen raus?«, fragte Karen und grinste dabei schelmisch, die anderen kicherten. Ich antwortete hastig »Gerne!« und klopfte mir im Geist dafür auf die Schulter, dem nicht ein »Urst« vorangestellt zu haben.
     
    Meine unvorteilhaft geschnittene Badehose der Marke »Oluba« aus dem VEB Strickwaren Oberlungwitz war vielleicht beige, aber eigentlich hatte sie die Farbe von einem Pflaster, das einen Tag lang auf einer Wunde geklebt hatte. Als ich jetzt Karen gegenüber im Schlauchboot saß und mit den kurzen Paddeln kämpfte, war sie mir peinlich, denn obwohl ich mir im Frühsommer, meistens auf meiner Decke im Garten liegend, bereits eine gewisse Grundbräune zugelegt hatte, wirkte ich gegen das Mädchen im roten Bikini bleich, was meine Badekleidung noch ungut unterstrich. Ich war sowieso ein Typ, der niemals richtig braun wurde, meistens hielt sich eine Röte, die der Hautfärbung um eine Schürfwunde herum ähnelte, für mehrere Wochen, bis sich ein dezenter Bronzeton einstellte,der im falschen Licht gelb aussah und der bis zum Ende des Sommers selten deutlich intensiver wurde.
    Als hätte sie meine Gedanken erraten, sagte Karen: »Vielleicht solltest du einen Teil des Geldes in eine neue Badehose investieren. In Siófok gibt es einen Laden, da bekommst du schicke Sachen ziemlich preisgünstig. Ehrlich, dieses Ding ist wirklich hässlich und passt außerdem nicht zu dir.«
    Ich spürte, wie sich Glutröte in meinem Gesicht ausbreitete, und antwortete nicht, stattdessen sah ich nach links, wo die Landzungen zu erblicken waren, die sich von beiden Uferseiten in den See erstreckten. Die kleine Fähre befand sich gerade mitten zwischen den beiden Anlegestellen.
    »Wenn du willst, komme ich mit und berate dich ein bisschen. Ich bin ganz gut in solchen Sachen.«
    Ich sah sie an und forschte in ihrem Gesicht nach Anzeichen von Ironie oder dieser Distanz, die sich kurz gezeigt hatte, nachdem ich ihr von meinem Reichtum erzählt hatte. Aber sie lächelte nur, schloss dann die Augen und lehnte sich zurück.
    Das Schlauchboot war nicht sehr groß, eine Person konnte zwar bequem darin sitzen, aber für zwei gab es dann keinen Komfort mehr. Ich hockte auf dem hinteren Ende und gab mir redlich Mühe, die Ruderbewegungen so zu koordinieren, dass wir uns auch mal in eine bestimmte Richtung bewegten. Karen lag vor mir auf dem Boden des Bootes, den Kopf auf dem gegenüberliegenden Ende, ihre Knie angewinkelt, aber ihre Füße und Unterschenkel befanden sich direkt zwischen den meinen. Ich musste mich sehr konzentrieren, ihre zarten, leicht gebräunten Beine nicht zu berühren, während ich tapfer ruderte, aber manchmal passierte es dennoch, und jedes Mal durchfuhr mich ein Schauer. Karen aber reagierte überhaupt nicht, zog die Beine auch nicht weg, sondern ruhte, ein leichtes Lächeln in den Mundwinkeln, in ihrer Position und tat so, als würden wir das schon seit Jahren täglich tun.
    Ein Mann, etwas jünger als mein Vater, überholte uns auf der rechten Seite auf einem flachen, leicht konkaven Brett mit Segel. Er hing in einer beeindruckenden Position an einem Gestell, das das Segel umgab, zwinkerte mir kurz zu und absolvierte dann eine Reihe von Bewegungen, die unfassbar elegant, zielsicher und auf lässige Art kraftvoll wirkten. Kurz darauf befand er sich auf der anderen Seite des Brettes und kreuzte unseren Kurs. Ich wusste, dass ich den Namen für diese Sportart kannte, und war ganz sicher, dass es etwas Englischsprachiges war, aber ich kam nicht darauf.
    Minuten später bemerkte ich, dass Karen eingeschlafen war. Wir hatten schon ein gutes Stück hinter uns gebracht, die mittägliche Sonne brannte stark, und ich schwitzte; das Aroma des Sees war hier deutlich, und es war endlich fast frei von störenden Düften. Karen aber roch weiterhin nur nach ihrem Shampoo – inzwischen weit weniger intensiv als gestern, sie hatte sich also die Haare heute noch nicht gewaschen. Und sie trug keinen Sonnenschutz.
    Ich räusperte mich, aber sie reagierte nicht. Also

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