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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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leiseste Ahnung, dass ich davon weiß. Einer der Gründe, warum ich sie nur so schwer ertrage. Sie will mir immer vorschreiben, wie ich mit Shelly umzugehen habe, und gibt mir ständig das Gefühl, ich würde alles falsch machen. Aber ich glaube nicht, dass ihr Shelly wirklich am Herzen liegt. Manchmal ist sie sogar richtig grausam zu ihr. Und ihren eigenen Töchtern ist sie auch eine furchtbare Mutter, wenn du mich fragst.”
    Rory starrte aufs Meer hinaus, die Arme auf seine Beine gestützt. Sie konnte sich vorstellen, wie er sich fühlen musste, nachdem sie ihm all das verschwiegen hatte. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.
    “Entschuldige, dass ich dir nicht schon längst davon erzählt habe”, sagte sie. “Ich wollte einfach nicht, dass du es herausfindest. Ich wollte nicht, dass es jemals irgendwer erfährt.”
    Rory stieß einen langen Seufzer aus. “Niemand wird es erfahren, Daria. Wenn ich die Tatsache enthüllen würde, dass Ellen Shellys Mutter ist, wäre keinem damit geholfen. Am allerwenigsten Shelly. Ich werde mich einfach damit zufriedengeben müssen, dass ich das Geheimnis für mich selbst gelüftet habe.”
    Daria war erleichtert. “Danke für dein Verständnis.”
    “Komm her.” Er grub seine Hand unter ihre Schulterblätter und zog sie zu sich her.
    “Nein, Rory. Ich kann das nicht noch einmal.”
    Er legte sich auf die Seite, stützte sich auf den Ellbogen und sah sie an. “Weißt du noch, als ich dich auf dem Dach gesehen habe?”
    Sie nickte.
    “Ich habe dich zuerst gar nicht erkannt. Ich wusste nur, dass ich diese Frau da oben wollte. Ich wollte sie unbedingt. Als ich merkte, dass du es bist, war ich völlig schockiert, dass ich so für dich empfinden kann. Du warst doch immer wie eine kleine Schwester für mich.”
    “Ja, ich weiß.”
    “Dieser Sommer war wunderschön, selbst ohne eine neue Geschichte für meine Sendung, weil ich dich neu kennengelernt habe.” Er lächelte sie an, und sie konnte nicht widerstehen und berührte mit den Fingerspitzen seine Lippen. Er drehte sogleich den Kopf und küsste ihre Hand. Dann sah er ihr wieder in die Augen. “Die gute alte Cindy hat heute Nachmittag etwas gesagt, was mir die Augen geöffnet hat. Du hattest recht, als du sagtest, ich hätte ein Helfersyndrom. Glorianne brauchte mich. Grace brauchte mich. Aber du nicht. Und ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich aus diesem Beziehungsmuster ausbreche. Zeit für eine ebenbürtige Partnerin. Ich bin zwar nicht sicher, wie ich eine Beziehung mit einer Frau führen soll, die genauso stark ist wie ich – wenn nicht sogar stärker –, aber ich möchte es gern ausprobieren. Das heißt, wenn du es willst.”
    Sie musste lächeln.
    “Ich liebe dich auch, Daria. Die Gefühle haben sich angeschlichen, ohne dass ich es gemerkt habe. Es tut mir leid, dass ich so blind war.” Er zog sie an sich, und dieses Mal dachte sie gar nicht daran, sich zu wehren.

46. KAPITEL
    G race fing Rory an seinem Cottage ab, wo er gerade die vom Sturm beschädigte Wandverkleidung reparierte. Sie war ohne Voranmeldung gekommen, da sie gefürchtet hatte, er ließe sich am Telefon irgendeine Ausrede einfallen, die sie am Ende daran hindern würde, Shelly zu sehen. Und sie hatte sie schon viel zu lange nicht mehr gesehen.
    Rory bemerkte sie erst, als sie auf ihn zukam. “Hi.” Überrascht stand er auf.
    “Ich war den ganzen Morgen unterwegs und hatte keine Gelegenheit anzurufen”, behauptete sie. “Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich einfach so reinplatze.”
    “Nein”, entgegnete er. “Ich bin hier auch gleich fertig. Warte doch solange auf der Veranda auf mich.”
    “Okay.” Sie drehte sich um und ging um das Cottage herum zur Vorderseite. Von der Terrasse sah sie zum Sea Shanty hinüber. In der Auffahrt standen keine Autos; Daria und Chloe waren vermutlich arbeiten. Shelly möglicherweise auch. Hoffentlich nicht, dachte sie. Denn heute hatte sie keinen plausiblen Grund, bei St. Esther's haltzumachen.
    Nur wenige Minuten später kam Rory und setzte sich neben sie. “Ich freue mich sogar, dass du hier bist”, sagte er. “Ich muss nämlich mit dir reden.”
    Sein Tonfall war so ernst, dass ihr Herz schneller schlug. Er kann es unmöglich wissen, sagte sie sich. Ausgeschlossen. Außer vielleicht … Hatte er etwa die Krankenschwester ausfindig gemacht?
    “Worüber?”, fragte sie.
    “Tja … Es ist irgendwie komisch, aber ich habe in den letzten Tagen gemerkt, dass Daria mehr für mich ist als nur

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