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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Zimmers Platz. “Was ich am wenigsten erwartet hätte, ist ein anderer Mann. Ich hätte nicht gedacht, dass du die Energie oder das Interesse dafür hast. Ich hätte nicht gedacht, dass es das ist, was du willst.”
    Tränen standen in seinen Augen, und sie ertrug seinen Anblick nicht. “Du hast recht”, bestätigte sie. “Das ist es nicht, was ich wollte.”
    “Warum hast du dich dann mit ihm getroffen? Ich verstehe das nicht, Grace. Willst du die Scheidung? Würde dich das glücklich machen? Ich will dir helfen, aber ich weiß nicht, wie.”
    Grace schloss die Augen und versank tiefer in den Sofakissen. Das war alles zu viel. Shelly war schwanger. Rory hatte sich für Daria und gegen sie entschieden. Vielleicht würde sie Shelly niemals wiedersehen. Warum konnte sie sich nicht einfach in ihrem Bett verkriechen und die Decke über den Kopf ziehen? Aber nein, Eddie stellte ihr Fragen, verlangte Antworten, und sie musste ihm jetzt irgendwie ihr Verhalten der letzten Monate erklären.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm die Wahrheit zu sagen.
    “Tolles Strandwetter”, sagte Bonnie sarkastisch, als sie am Fenster ihres Cottages stand und auf die Straße blickte. Zwar regnete es nicht – noch nicht. Aber die Wolken hingen schwer am Himmel, und die Luft war kühl. So ging es jetzt schon seit drei Tagen, die ersten drei Tage ihres einwöchigen Urlaubs, mit dem sie sich für ihren Schulabschluss belohnten. Das Cottage hatte nur ein Schlafzimmer und lag zwei Blocks vom Strand entfernt. Doch etwas Besseres konnten sie sich nicht leisten.
    Grace sah von ihrem Buch auf. “Vielleicht ist es ja morgen besser.” Eigentlich war es ihr egal. Sie war einfach nur froh, weg von ihrer Mutter und Charlottesville zu sein, wo sie ihre Schwangerschaft hatte verheimlichen müssen. Hier trug sie zum ersten Mal kurze Umstandshosen und ein Top, das liebevoll ihren Bauch umspielte. Sie war jetzt im achten Monat, was man ihr jedoch nicht ansah – Umstandskleidung oder nicht. Einige ihrer Klassenkameraden hatten vielleicht etwas vermutet, doch ihre Mutter hatte die Gewichtszunahme nichts anderem als ihrer Halsstarrigkeit zugeschrieben. Zudem sprach ihre Mutter ohnehin kaum mit ihr; sie hatte ihr noch nicht verziehen, dass sie Brads Modelagentur verlassen hatte und sich nun “völlig gehen ließ”, wie sie sagte.
    Dennoch würde die Woche am Strand nicht einfach nur ein Faulenzerurlaub für sie und Bonnie sein. Sie wollten sich in dieser Zeit überlegen, was Grace machen sollte. Bislang stand nur fest, dass sie das Kind behalten wollte. Sie liebte es bereits jetzt. Sie hatte es von dem Moment an geliebt, da sie wusste, dass es existierte. Ihre Mutterinstinkte waren stark ausgeprägt – so stark, dass sie in die Nachbarstadt zur Mutterschaftsvorsorge gefahren war, um die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes keinerlei Risiken auszusetzen. Der behandelnde Arzt hatte versucht, Grace zu einer Adoption zu überreden, doch ihr Entschluss stand fest. Ihre Mutter bekäme natürlich einen Anfall und würde sie hochkantig rausschmeißen. Aber Grace war fest entschlossen, einen Weg zu finden, für sich und ihr Baby zu sorgen. Und Bonnie hatte versprochen, ihr zu helfen, wo sie nur konnte.
    Bonnie warf sich in einen der abgewetzten Sessel und legte die Füße auf den Couchtisch. “Ich habe schon all meine Bücher durch”, nörgelte sie.
    “Du kannst eins von meinen haben”, bot Grace ihr an.
    “Nichts für ungut, aber ich interessiere mich nicht besonders für Babybücher.”
    Plötzlich klopfte es an der Tür, und Grace zuckte zusammen. In ihr schlummerte immer noch die Angst, ihre Mutter könnte von ihrer Schwangerschaft erfahren und sie in Kill Devil Hills aufgespürt haben. Angespannt beobachtete sie, wie Bonnie die Tür öffnete.
    Eine Frau stand im Eingang. “Hi”, sagte sie lächelnd. Sie war etwa Ende zwanzig. “Ich bin Nancy. Mein Mann und ich wohnen im Cottage nebenan, und wir haben weder Fernseher noch Radio. Aber wir haben gehört, dass in den nächsten Tagen ein Sturm heraufziehen soll, und uns gefragt, ob ihr vielleicht etwas Näheres wisst? Habt ihr einen Fernseher?”
    “Ja, einen kleinen”, antwortete Bonnie. “Wir haben ihn bisher aber kaum benutzt. Ich weiß also nicht, was der Wetterbericht sagt.”
    Grace stand auf und ging zur Tür. “Du kannst später gern zu den Nachrichten rüberkommen”, bot sie Nancy an.
    “Das wäre toll. Ich würde so gegen fünf kommen, wenn euch das passt. Wenn es nämlich die

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