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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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interessiert sie vermutlich nur am Rande, dachte Daria. Chloe war älter als Rory, sie kannte ihn nicht besonders gut. Sie hatte sich als Kind nicht Sommer für Sommer jeden Tag darauf gefreut, mit ihm zusammen zu sein.
    “Lasst ihn uns begrüßen.” Shelly machte Anstalten aufzustehen.
    Sogleich fühlte Daria sich verschüchtert. Wahrscheinlich würde er sich kaum an sie erinnern. Wie ereignisreich sein Leben gewesen sein musste, seit sie sich zuletzt gesehen hatten. Sie hingegen war noch immer hier – noch immer fest verwurzelt in Kill Devil Hills.
    “Wir lassen ihm besser erst mal Zeit anzukommen”, sagte sie und warf noch einen letzten Blick über die Straße, bevor sie ins Haus zurückging, um sich wieder der Wäsche zu widmen.

4. KAPITEL
    A llmählich verblasste das Tageslicht, und Rory wurde von einer Mücke gestochen. Wenn er und Zack noch länger draußen sitzen wollten, würden sie eine Citronella-Kerze anzünden müssen. Sie hatten auf der nach hinten gelegenen Dachterrasse zu Abend gegessen, von wo aus sie nach Osten einen fantastischen Ausblick über den Ozean hatten und im Westen über der Bucht die untergehende Sonne beobachten konnten. Zwischen dem Poll-Rory und der Bucht lagen unzählige Cottages, viel mehr als in Rorys Erinnerung. Doch sie konnten seiner Freude, wieder in Kill Devil Hills zu sein, keinen Abbruch tun.
    Sie hatten sich in einem Restaurant das typische North-Carolina-Barbecue geholt – einen der kulinarischen Leckerbissen, nach denen er sich seit seiner Entscheidung für diese Reise die Lippen geleckt hatte.
    “Wir könnten uns doch jeden Abend was zu essen holen”, schlug Zack vor, während er die Einwegbox schloss und eine Dose Limo zum Mund führte.
    “Na ja, ab und zu schon”, sagte Rory. Er kochte für sein Leben gern, und nachdem er zwei Jahre fast ausschließlich nur sich selbst verköstigt hatte, freute er sich nun darauf, in der rudimentär ausgestatteten Küche des Poll-Rory das Essen für sich und seinen Sohn zuzubereiten.
    “Das ist echt verrückt”, wunderte sich Zack beim Blick in den dämmernden Himmel. “Ich werde mich nie an die Ostküstenzeit gewöhnen.”
    “Natürlich wirst du das”, erwiderte Rory. Allerdings hatten sie tatsächlich recht spät gegessen, weil ihre Mägen sich immer noch in L. A. wähnten. “Morgen um neun gibt es Frühstück, und dann sind wir wieder auf dem Damm.”
    “Um neun? Vergiss es. Es sind Ferien. Ich schlafe aus.”
    “Na gut.” Das war nun wirklich keinen Streit wert. “Du kannst so lange schlafen, wie du willst.” Er erwischte eine Mücke auf seinem Oberschenkel. “Ich gehe mal die Nachbarn gegenüber begrüßen. Kommst du mit?”
    “Ich habe vor dem Essen ein paar Jungs am Strand gesehen. Sehe lieber mal nach, ob die noch da sind.”
    Zumindest war Zack nicht schüchtern. Oder vielleicht wollte er nach diesem langen Tag in Zweisamkeit auch einfach nur etwas Zeit ohne seinen Vater verbringen.
    “In Ordnung”, sagte Rory, “dann bis später.”
    Von der Dachterrasse ging er durchs Haus nach draußen. Die warme feuchte Luft roch intensiv nach Salz und Tang, und als er die Sackgasse überquerte, ergriff ihn wieder Nostalgie. Auf dem Weg zum Sea Shanty sah er im Licht der Veranda eine blonde Frau in einem Schaukelstuhl sitzen, die in irgendeine Handarbeit vertieft war. Als sie ihn bemerkte, stand sie auf und ging zur Fliegengittertür.
    “Hi”, sagte Rory. “Sind Sie Shelly?”
    “Ganz genau.” Die Frau öffnete die Tür. “Und Sie sind Rory.”
    “Das stimmt.” Er stand immer noch im Sand, stemmte die Hände in die Hüften und sah sie mit zur Seite geneigtem Kopf genau an. Sie hatte ein offenes Lachen, gerade weiße Zähne und ein hübsches Gesicht. Ihr seidiges Haar war hellblond. “Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, waren Sie nicht älter als drei.”
    “Und als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, waren Sie fünfunddreißig.” Sie lächelte verschmitzt. “Erst neulich Abend bei 'True Life Stories'.”
    Er lachte. “Sechsunddreißig. Aber lass uns doch Du sagen.”
    “Ja, gern.
Ich
kann mich zwar nicht mehr an dich erinnern, aber Daria und Chloe schon.”
    “Mit wem redest du da, Shelly?” Aus dem Wohnzimmer drang eine weibliche Stimme.
    “Sind sie da?”, fragte Rory. “Daria und Chloe, meine ich.”
    “Ja, sie sind drinnen. Komm doch rein.” Sie trat einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen, und erst als er auf der Veranda stand, bemerkte er, wie groß sie war. “Hast du meinen

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