Sommerküsse voller Sehnsucht
gerade ein langsames Stück gespielt wurde. Alle hielten sich eng umschlungen. Und wenn schon, dachte sie, in einer Minute ist es vorbei. Wenn ich jetzt zurückzucke, denkt Hugo noch, ich hätte Angst vor ihm. Was durchaus der Wahrheit entsprach. Sie mochte ihn als Kollegen, hätte es aber im Leben nicht gewagt, sich etwas anderes mit ihm vorzustellen.
Schon lange war sie einem Mann nicht mehr so nah gekommen. Hugo roch nach Party, ein bisschen nach Alkohol, ein Hauch Tabak, darunter ein teures Aftershave. Er drückte sie fest an sich, eine Hand an ihrem Rücken, die andere hielt ihre Rechte. Sie legte ihre freie Hand auf seine Schulter, dann begannen sie zu tanzen.
Einmal hatte sie das Gefühl, seine Wange an ihrem Haar zu spüren, aber sie verdrängte den Gedanken schnell wieder. Warum sollte er das tun? Doch die Vorstellung löste ein wohliges Gefühl in ihr aus. Sie war eine attraktive junge Frau und hatte lange keine Beziehung mehr gehabt. Kein Wunder, dass ihr Körper auf einen Mann, der sie so eng umschlungen hielt, reagierte. Sie versuchte, sich zu entspannen, und schloss sogar die Augen.
»Hey, kann ich abklatschen?« Ein stattlicher älterer Mann, vermutlich ein Onkel von Ashlyn, zog sie einfach aus Hugos Armen und tanzte mit ihr weiter. Hugo sah amüsiert zu.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie auch zu den Hochzeitsgästen gehören«, sagte der Mann dicht an Sarahs Ohr. »Ich hatte geglaubt, Sie gehören zum Personal. Umso besser, dass es nicht so ist.«
»Oh, ich gehöre quasi zum Personal«, klärte Sarah ihn auf, in der Hoffnung, ihn damit wieder loszuwerden.
»Unsinn«, antwortete der Mann. »Jetzt sind Sie auf der Tanzfläche, jetzt wird getanzt.«
In den nächsten Minuten stellte Sarah fest, dass sie, die attraktive junge Frau, die lange keine Beziehung mehr gehabt hatte, auf diesen Mann, der sie eng umschlungen hielt, nicht im Geringsten reagierte. Ganz im Gegenteil.
Sarah schlug alle weiteren Aufforderungen zum Tanzen aus. Um kurz vor Mitternacht waren die Gäste alle fort, und die Familienmitglieder in ihren Zimmern verschwunden. Sie unternahm gerade einen letzten Rundgang, um zu kontrollieren, ob jemand etwas vergessen hatte, als Hugo plötzlich hinter ihr stand.
»Wann machst du endlich Feierabend?«
»Sobald ich sicher bin, dass niemand seine Handtasche, ein Halstuch oder gar die Schuhe liegen gelassen hat. Doch ich bin gleich fertig.« Sie hätte fast hinzugefügt, dass sie sich auf ihr Bett freute, ließ es aber. Das hätte ihn nur wieder zu einer blöden Bemerkung provoziert, und darauf hatte sie jetzt einfach keine Lust mehr.
»Gut. Der Mann an der Bar ist auch noch da und würde uns noch einen Cognac servieren. Ich könnte gut einen vertragen, und ich glaube, du auch.«
Sarah hatte es geschafft, sich vier Jahre lang alle Männer vom Hals zu halten, weil sie perfekte Abwehrstrategien entwickelt hatte. Im Wesentlichen beruhten sie auf Sätzen wie ›Ich muss jetzt dringend nach Hause‹, ›Ich darf nichts trinken, ich muss noch fahren‹. Aber Hugo wusste ja, dass sie nirgends mehr hinmusste. Außerdem war sie mit ihrer Arbeit fast fertig, und der Gedanke an einen Cognac erschien ihr durchaus verlockend.
»Okay«, murmelte sie erschöpft.
Hugo führte Sarah zu einer kleinen Sitzgruppe am Fenster, ehe er zur Bar ging.
Müde ließ Sarah sich auf die Couch fallen und schaute in den Garten hinaus. Er war wunderschön beleuchtet, was ihn exotisch und geheimnisvoll aussehen ließ. Zufrieden lehnte sie sich zurück. Der Tag war gut gelaufen. Morgen gab es zwar noch das eine oder andere zu erledigen, aber das waren Kleinigkeiten. Ashlyns Hochzeit war bisher die größte Hochzeit, die sie organisiert hatte, und sie konnte sehr zufrieden mit sich sein.
Sekunden später stellte Hugo eine Flasche Cognac und zwei Gläser vor sie auf den Tisch. »Die Flasche ist fast leer, da habe ich einfach den Rest genommen, damit der Barmann ins Bett gehen kann.«
Sarah schluckte. »Ich bleibe aber auch nicht mehr sehr lange.«
»Das glaube ich dir. Komm, trink einen Schluck, damit du endlich etwas entspannen kannst.« Er setzte sich neben sie auf die Couch und füllte die Gläser.
Seufzend nippte Sarah an ihrem Glas. Der Cognac rann wie geschmolzenes Gold ihre Kehle hinab. »Das ist wirklich ein sehr guter Cognac«, murmelte sie schläfrig. »Vielen Dank.«
»Ist mir ein Vergnügen. Komm, nimm noch einen Schluck.« Er goss ihr Glas noch einmal nach.
Schweigend lehnte sie sich in die Polster. Der
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