Sommerkussverkauf
Dens Tat konnte er nicht mit der einzigen Frau zusammen sein, mit der er je wirklich hatte zusammen sein wollen. Wenn man so darüber nachdachte, würde er Den gern einen rechten Haken versetzen.
Er holte seine Schlüssel heraus, ging an Den vorbei und öffnete die Haustür.
»Komm rein. Es gibt heißes Wasser, falls du duschen möchtest.«
Den warf sich den Rucksack über die Schulter. »Warum? Rieche ich?«
Es war so lange her, dass sie einander gesehen hatten, Kerr war sich nicht sicher, ob Den scherzte.
»Ist schon gut.« Den sah den wachsamen Ausdruck im Blick seines Bruders und meinte mit einem kurzen Lächeln: »Ja, eine Dusche wäre toll.«
In der Küche machte Kerr zwei riesige Omeletts. Es war nichts Besonderes, aber es war sicher einfacher, als Den zum Mittagessen auszuführen. In einem Restaurant am Tisch zu sitzen und gezwungen zu sein, sich neunzig Minuten lang gepflegt zu unterhalten, war eine beängstigende Aussicht. Die peinliche Stille wäre mehr, als er ertragen konnte.
Also Omeletts in der Küche. Zwei kalte Biere könnten auch nicht schaden. Vielleicht lief irgendeine Sportsendung im Fernsehen, die sie nebenbei anschauen konnten.
»Bist du müde?«, fragte Kerr, als Den herunterkam. Er hatte geduscht und sich ein zerknittertes Baumwollhemd und ein anderes Paar Jeans angezogen.
»Nein. Ich habe im Flugzeug geschlafen. Welches ist für mich?«
Den fuhr sich mit den Fingern durch die nassen Haare und sah verstohlen zu den Tellern auf dem Küchentisch. Es war, als wären sie wieder Teenager und Den versuche zu entscheiden, welches der Omeletts größer war.
Kerr stellte die Pfeffermühle auf den Tisch. »Welches du möchtest. Sind beide gleich. Wenn du dich heute Abend ausruhen willst, können wir morgen ins Pflegeheim fahren.«
Den zog einen Stuhl heran und verschlang sein Omelett.
»Warum warten? Nur deshalb bin ich den ganzen Weg gekommen, wie du es verlangt hast.«
»Wie ich dich gebeten habe«, korrigierte Kerr, weil Dens Stimme gereizt klang.
»Wie auch immer. Wir können es auch heute Abend hinter uns bringen und sehen, was sie zu sagen hat.« Den zuckte mit den Schultern. »Wäre doch eine Schande, wenn sie den Löffel abgibt, bevor ich dort eintreffe.«
Vielleicht wollte er gar nicht so gefühllos klingen. Vielleicht hatte er insgeheim Angst, seine Mutter wiederzusehen, dachte Kerr. Zum ersten Mal musste er ansehen, was er aus ihr gemacht hatte.
»Ist gut«, sagte Kerr zu Den. »Dann fahren wir heute Abend zu ihr.«
»Schön.« Den hielt seine leere Beck’s-Flasche hoch. »Hast du noch ein Bier?«
Als Kerr aufstand, um ein neues Bier zu holen, sah er, dass Dens Nägel abgekaut waren und seine Hände zitterten. Anscheinend war Den doch nicht so schnippisch und sorglos, wie er es gern glauben machen wollte.
Eine Stunde später fuhren sie nach Dartington House.
»Ziemlich hübsch hier«, meinte Den, als sie sich dem großen, alten Pflegeheim näherten. »Muss ganz schön viel kosten, sie hier unterzubringen.«
Sie war ihre Mutter. Wo sollte sie Den zufolge ihre Tage beschließen? In einem Hundezwinger?
»Sie konnte nicht länger zu Hause bleiben.« Kerr ging zu der holzverkleideten Eingangshalle voraus. Er entdeckte Esme Calloway durch die geöffnete Tür ihres Büros, blieb stehen und fragte: »Wie geht es ihr?«
»Oh, Mr. McKinnon, gar nicht gut! Ich sollte Sie warnen, sie ist auch ziemlich erregt. Vielleicht müssen wir den Arzt bitten, ihr etwas zu verabreichen, um sie zu beruhigen. Sie verlangt immer noch danach, Ihren … oh.« Esme Calloway stand vom Schreibtisch auf, als sie Den entdeckte, und ihre Augenbrauen hoben sich überrascht. »Ist das …?«
»Ihr anderer Sohn«, bestätigte Kerr.
»Aus Australien! Tja, das ist eine hervorragende Neuigkeit! Warten Sie, bis Pauline erfährt, dass Sie hier sind. Sie wird unglaublich begeistert sein!«
Esme Calloway kannte offenbar nicht die ganze Geschichte, dachte Kerr, als sie um den Schreibtisch lief, um Den die Hand zu schütteln. Seinen verlorenen Sohn noch einmal zu sehen, bevor man starb, war eine Sache, aber Begeisterung war nicht das Gefühl, das Kerrs Ansicht nach in Pauline hochkommen würde.
Esme Calloway, die augenscheinlich emotionale Familienwiedervereinigungen liebte, führte sie nach oben zum Zimmer ihrer Mutter.
»Pauline? Sind Sie wach, meine Liebe?«
»O Gott«, hörten sie ihre Mutter mit der für sie typischen gereizten Stimme durch die geschlossene Tür rufen. »Was ist jetzt schon
Weitere Kostenlose Bücher