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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Mir kam nie der Gedanke, dass ich tatsächlich ins Gefängnis kommen könnte. Nach einer Weile geriet ich in Panik, aber da war es schon zu spät. Mir wurde klar, wenn ich jetzt sagen würde, dass meine Mutter den Wagen gefahren hatte, würde mir kein Mensch glauben. Und es gab keinerlei Beweise, falls sie es leugnen sollte. Ihr Wort stand gegen meines – das Wort der angesehenen Friedensrichterin gegen das Wort eines siebzehnjährigen Rabauken.« Er lächelte schief. »Natürlich hätte man ihr geglaubt. Das hätte jeder getan. Und ich hätte umso schlechter dagestanden, absolut verachtenswert.«
    Das stimmte. Kerr fühlte sich furchtbar, wenn er daran dachte, wie er Den angesehen hatte, wenn er ihn im Gefängnis besuchte. Kein Wunder, dass sein jüngerer Bruder während dieser Begegnungen in sich gekehrt und abweisend gewesen war. Kein Wunder, dass Den ihm gesagt hatte, er solle sich zum Teufel scheren.
    »Du hast es niemals jemandem erzählt.« Kerr war entsetzt über die Ungerechtigkeit.
    »Ich habe Mum angelogen. Einmal habe ich es jemand erzählt.« Den legte den Kopf in den Nacken, nahm einen Schluck Bier. »Einer Frau, die ich in Canberra traf. Sie hieß Moira. Sehr hübsch. Wir gingen zusammen aus. Jedenfalls unterhielten wir uns eines Abends über mein Leben in England, wo ich aufgewachsen bin, solche Dinge. Ich erzählte ihr von dem Unfall, hielt mich an die offizielle Version. Sie war entsetzt. Na ja, im Grunde war ich ein wenig angetrunken und merkte, dass ich sie zu verlieren drohte, also geriet ich in Panik und erzählte ihr die Wahrheit. Was wirklich geschehen war. Katastrophe«, verkündete er mit einem Schaudern. »Ich sah, wie sich Moiras Gesichtsausdruck veränderte, als ich es ihr erzählte. Dann meinte sie, ich sei jämmerlich und ein Scheißkerl und ein trauriger, verzweifelter Verlierer. Wir saßen zu dem Zeitpunkt in einem Restaurant. Moira ließ mich einfach sitzen, zwischen der Vorspeise und dem Hauptgericht. Und das war es dann, ich habe sie nie wiedergesehen. So viel zur Ehrlichkeit. Ich habe meine Lektion daraus gelernt.«
    »Nie wieder die Wahrheit«, sagte Kerr.
    »Nie wieder Frauen.« Den warf die Haare in den Nacken. »Zumindest keine, an der mir wirklich etwas gelegen hat. Ich sage nicht, dass ich wie ein Mönch gelebt habe, aber es war mir immer wichtig, mich nie emotional auf jemand einzulassen.« Er schwieg. »Und du?«
    Kerr war versucht, ihm alles zu erzählen, aber er brachte es nicht über sich. Wie würde das klingen? Na schön, du hast gelitten, aber hey, ich hatte es auch schwer. Denk nicht, du bist der Einzige, dessen Leben durch die Ereignisse ruiniert wurde. Nein, das wäre einfach nur … billig. Es war schließlich kein Wettbewerb, wer mehr Leidenspunkte hatte. In den letzten Wochen mochte es ihm so vorgekommen sein, als sei sein Leben total ruiniert, aber verglichen mit dem, was Den hatte erdulden müssen …
    »Wohnen die Harveys noch in Ashcombe?«, fragte Den.
    »Äh, ja.« Kerr nickte. »Abgesehen vom Vater. Robert Harvey ist vor ein paar Jahren gestorben.«
    »Mein Gott, was diese Familie durchgemacht haben muss.« Den gähnte, trank den Rest seines Bieres und richtete sich auf. »Ich bin wie erschlagen. Was für ein Tag!«
    »Das kannst du laut sagen.« Kerr stand ebenfalls auf. Nach kurzem Zögern – denn es war nichts, woran sie gewöhnt waren –, umarmte er Den. »Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich habe meinen Bruder wieder.«
    »Das hältst du für merkwürdig?« Den lächelte schief. »Zum ersten Mal seit elf Jahren werde ich in meinem alten Zimmer schlafen. Weißt du zufällig, was mit meinen alten M. C.-Hammer-Platten passiert ist?«
    Mit siebzehn war er ein treuer Fan von M. C. Hammer. Kerr wappnete sich. »Ich glaube, die sind alle auf einen Wohltätigkeitsbasar gewandert.«
    »Was habe ich mir damals nur gedacht?« Den schüttelte in echter Erleichterung den Kopf. »Bist du sicher, dass alle weg sind? Gott sei Dank!«
     
    »Ich kann nicht«, sagte Pauline, »das ist Erpressung.«
    »Ja und? Ich will, dass du es tust«, erklärte Den mit fester Stimme. »Du musst es tun, es ist nur fair. Und du schuldest es mir.«
    Pauline schloss die Augen. Ihre papierdünnen Lider flackerten angstvoll. Sie wirkte resigniert und schrecklich krank.
    »Zwing mich nicht dazu, bitte nicht.«
    »Hör dir einmal selbst zu.« In Dens Stimme lag Verärgerung, während er im Zimmer seiner Mutter auf und ab schritt. »Hier geht es nicht mehr um dich. Ich bitte

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