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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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kein ordentlicher Mensch, und das Chaos eines anderen zu sehen, bestärkte sie. Allzu organisierte Leute machten sie automatisch nervös.
    »Kaffee?«
    »Äh, nein danke.«
    »Also schön.« Er hielt inne, setzte sich in seinen Drehstuhl, nahm einen Bleistift zur Hand und klopfte damit auf den Rand der Schreibtischplatte.
    Kerr wirkte angespannt, was angesichts der Umstände kaum verwunderlich war. Um das Gespräch in Gang zu bringen, sagte Maddy: »Ich wollte nicht wiederkommen. Ich habe mit meiner Chefin darüber gesprochen – sie heißt Juliet –, und sie meinte, es läge ganz bei mir, aber sie fand, deinem Personal sollten keine hervorragenden Sandwiches entgehen wegen etwas, was nichts mit deinen Leuten zu tun hat.«
    Kerr dachte darüber nach und nickte dann. »Wir hätten die Kühlboxen mit in mein Büro nehmen sollen. Die werden sich draußen gerade die besten Sachen angeln.«
    »Keine Sorge. Die übrig gebliebenen Maden-auf-Kresse-Schnitten werden dir schon schmecken.« Maddy verstummte und verschränkte die Hände. Sie machte Witze, was sie nicht tun sollte. Es war unpassend. Die Nerven gingen mit ihr durch. Und wen wollte sie damit täuschen? Wenn sie ihn nicht so attraktiv fände, wäre sie niemals wiedergekommen. Juliet die Schuld zu geben war nichts weiter als eine freche Lüge, und sie sollte sich dafür schämen.
    Die Frage war nur, ob Kerr das wusste.
    Er sah sie an. »Warum setzt du dich nicht?«
    Erleichtert nahm Maddy Platz.
    »Das mit deiner Schwester tut mir unglaublich leid.« Kerr kam gleich zur Sache. »Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke. Ich mache deinen Eltern keinen Vorwurf für die Art, wie sie reagiert haben. Wie geht es übrigens deiner Mutter?«
    »Es geht ihr gut, danke.« Endlich sprachen sie darüber. Maddy nahm sich vor, nicht zu weinen. »Es würde ihr allerdings nicht gut gehen, wenn sie wüsste, dass ich hier bin und mich mit dir unterhalte.«
    »Obwohl es schon elf Jahre her ist? Und es eigentlich gar nichts mit mir zu tun hatte?«
    »Für Marcella wären nicht einmal sechzig Jahre genug. Du bist ein McKinnon, und nur darauf kommt es an. Soweit es sie betrifft, bist du abscheulich.«
    Kerr schwieg. Er verdaute diese Aussage. »Ich war nicht einmal im Land, als es passierte. Ich war in den französischen Alpen …«
    »Keiner hat sich jemals entschuldigt«, platzte es aus Maddy heraus. »Das hat Marcella niemals verwunden. Deine Familie wohnte nur drei Meilen weit weg. Na schön, wir mögen nicht in denselben gesellschaftlichen Kreisen verkehrt haben, aber wir kannten euch, und ihr kanntet uns vom Sehen. Dann geschah der Unfall, und deine Familie besaß nicht einmal den Anstand, sich zu entschuldigen. Kein Anruf, kein Brief, nichts. Als ob wir es nicht wert wären, dass man sich bei uns entschuldigt. Darüber ist Mum niemals hinweggekommen. Darüber nicht und … über etwas anderes, das gesagt wurde«, fügte sie hinzu.
    Kerr McKinnon saß völlig reglos. »Was war das?«
    »Offenbar hat deine Mutter vor dem Gerichtsgebäude gesagt, es sei ja nicht so, als ob April normal gewesen wäre.«
    Im Raum herrschte Stille.
    Schließlich ergriff Kerr das Wort. »Ich habe mich entschuldigt.«
    Maddy schüttelte den Kopf. »Niemand hat das getan. Das hat Marcella ja so wütend gemacht.«
    »Also gut, hör zu. Vor der Verhandlung haben die Anwälte meines Bruders darauf bestanden, dass keiner von uns versuchen dürfe, mit deiner Familie Kontakt aufzunehmen. Das war ihr oberstes Gebot. Aber nach der Verhandlung, als Den verurteilt worden war, da habe
ich
mich entschuldigt und zwar bei deinem Vater.« Kerr wartete einen Moment. »Zumindest habe ich es versucht. Er wollte mich nicht anhören. Ich bin eines Morgens zu euch nach Hause gegangen, als ich wusste, dass du und dein Bruder in der Schule sein würden. Ich wollte auch mit Marcella sprechen, aber sie war nicht da. Ich versuchte mein Bestes, deinem Vater klarzumachen, wie leid es uns allen tat, aber er unterbrach mich schon nach wenigen Worten. Im Grunde teilte er mir mit, ich solle ihm aus den Augen gehen und mich niemals wieder ihm oder seiner Familie nähern. Ich fürchtete, er würde mich schlagen. Ich wollte die Lage zum Besseren wenden und wendete sie doch nur zum Schlechteren. Also tat ich, was er wollte, und ging.« Kerr schüttelte den Kopf. »Und er hat niemand erzählt, dass ich da war?«
    »Niemals. Kein Wort.« Maddy fragte sich, ob sie zu leichtgläubig war. Tischte ihr Kerr McKinnon gerade eine

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