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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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als Baronet hatten es ihm endlich ermöglicht, die Vergangenheit – jedenfalls für sich selbst – zu begraben. Und jetzt war anscheinend dieser Mitwisser seiner Jugendsünden – der Schlag sollte ihn treffen – im Begriff, das alles wieder aufzurühren.
    Im Laufe der Jahre war Sir Gregorys Statur immer rundlicher geworden, und wie alle aufgeregten rundlichen Männer schnaufte er jetzt. Aber wie sehr er auch schnaufte, er konnte das Gedruckte nicht wegschnaufen. Es stand noch immer da und sah ihn schwarz an, als der Butler eintrat und die Ankunft von Lord Emsworth und Mr. Galahad Threepwood meldete.
    Als Sir Gregory die beiden nacheinander eintreten sah, reagierte er zunächst mit begreiflichem Erstaunen. Da er sich der tiefen Kränkung bewußt war, die der Arbeitsplatzwechsel George Cyril Wellbeloveds für den früheren Brotherrn dieses hochbegabten Schweinehüters bedeutet hatte, kam eine Morgenvisite Lord Emsworths recht unerwartet. Und was den Ehrenwerten Galahad betraf, so waren ihre Beziehungen schon seit dem Winter 1906 eher unterkühlt.
    Dem Erstaunen folgte Indignation auf dem Fuße. Daß der Verfasser dieser Memoiren mit der einen Hand drollige Geschichten über ihn schrieb, während er sozusagen mit der andern seelenruhig in sein Arbeitszimmer spazierte, erboste ihn aufs heftigste. Er reckte sich empor und war schon drauf und dran, durchbohrende Blicke zu werfen, als der Ehrenwerte Galahad das Schweigen brach.
    »Parsloe«, sagte der Ehrenwerte Galahad in unangenehm schneidendem Ton, »du bist ertappt!«
    Der Baronet hatte eigentlich fragen wollen – und zwar mit frostiger Stimme –, was ihm denn die Ehre dieses Besuchs verschaffe, aber bei dieser verblüffenden Begrüßung blieben ihm die Worte im Halse stecken.
    »W-was?« sagte er ratlos.
    Der Ehrenwerte Galahad betrachtete ihn durch sein Monokel wie ein Koch, der eine Küchenschabe im Spülbecken entdeckt hat. Es war ein Blick, über den selbst eine gemeine Wegschnecke pikiert gewesen wäre, und abermals wich das Erstaunen des Herrn auf Matchingham Hall einem Wutausbruch.
    »Was zum Teufel soll das heißen?« polterte er.
    »Siehst du sein Gesicht?« raunte der Ehrenwerte Galahad.
    »Ich sehe es mir gerade an.«
    »Wie schuldbewußt er aussieht?«
    »Ganz eindeutig«, nickte Lord Emsworth.
    Der Ehrenwerte Galahad, der seine Arme drohend verschränkt hatte, entschränkte sie nun und schlug mit der Faust donnernd auf den Schreibtisch.
    »Nimm dich in acht, Parsloe! Überlege dir, was du sagst. Und wenn du sprichst, dann sprich die Wahrheit. Wir wissen sowieso alles.«
    Wie gering Sir Gregory Parsloe die vereinten Geisteskräfte seiner Besucher einschätzte, erhellt aus der Tatsache, daß er sich nun an Lord Emsworth als den vernünftigeren der beiden wandte.
    »Emsworth! Erkläre mir gefälligst. Was um alles in der Welt wollt ihr hier? Und wovon redet dieser Clown da?«
    Lord Emsworth hatte seinen Bruder mit wachsender Bewunderung betrachtet. Diese feurige Eröffnung der Anklage hatte seine volle Zustimmung gefunden.
    »Das weißt du ganz genau.«
    »Und ob er das ganz genau weiß«, sagte der Ehrenwerte Galahad. »Parsloe, rück das Schwein raus!«
    Sir Gregorys Augen traten wie Tennisbälle aus ihren Höhlen. Er bemühte sich, an etwas Beruhigendes, Entspannendes zu denken, denn ihm war gerade eingefallen, daß er auf seinen Blutdruck achten mußte.
    »Das Schwein?«
    »Das Schwein.«
    »Sagtest du ›das Schwein‹?«
    »Das Schwein.«
    »Welches Schwein?«
    »Er fragt ›welches Schwein‹.«
    »Ich hab’s gehört«, sagte Lord Emsworth.
    Sir Gregory Parsloe machten seine Augen erneut zu schaffen.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.«
    Der Ehrenwerte Galahad entschränkte abermals seine Arme und schlug so heftig auf den Schreibtisch, daß das Tintenfaß einen Salto machte.
    »Parsloe, du schafsnäsiger Strolch und Satansbraten, rück sofort das Schwein heraus!«
    »Meine Kaiserin«, fügte Lord Emsworth hinzu.
    »Jawohl, die Kaiserin von Blandings. Das Schwein, das du letzte Nacht entführt hast.«
    Sir Gregory Parsloe-Parsloe erhob sich langsam. Der Ehrenwerte Galahad fuchtelte gebieterisch mit dem Zeigefinger, aber diese Geste ignorierte er. Sein Blutdruck schwankte jetzt um die hundertfünfzig.
    »Soll das heißen, daß Ihr mich allen Ernstes beschuldigt …«
    »Setz dich, Parsloe!«
    Sir Gregory rang nach Luft.
    »Ich habe schon immer gewußt, Emsworth, daß du einen weichen Keks hast.«
    »Einen weichen was?« flüsterte seine

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