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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Damals hatte er ihm einige Briefe wiederbeschafft, die in falsche Hände geraten waren. Während sich draußen Schritte näherten, überlegte er, ob sein Besucher wohl wieder mal korrespondiert hatte.
    Dem kummervollen Aussehen des eintretenden Baronets nach zu urteilen, hätte das durchaus sein können. Das Schicksal hat es so gewollt, daß Sir Gregory Parsloe-Parsloe schnaufend und mit hochrotem Kopf in dieser Geschichte debütierte, und auch jetzt schnaufte er wieder mit hochrotem Kopf.
    »Ich komme zu Ihnen, Mr. Pilbeam«, sagte er, nachdem die üblichen Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht waren und er seine massige Gestalt in einen Sessel hatte sinken lassen, »weil ich mich in einer sehr prekären Lage befinde.«
    »Ich bedaure das zu hören, Sir Gregory.«
    »Und weil ich weiß, mit welcher Diskretion und Umsicht Sie schon einmal für mich tätig waren.«
    Pilbeam schielte zur Tür. Sie war geschlossen. Er war jetzt überzeugt davon, daß sein Gegenüber wieder dasselbe Problemchen hatte wie damals, und er sah den unermüdlichen Mann mit unverhohlenem Erstaunen an.
    Hörten diese alten Schwerenöter, dachte er, denn nie auf, kompromittierende Briefe zu schreiben? Sie müßten doch schon längst einen Schreibkrampf haben.
    »Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, Sir Gregory … Vielleicht erzählen Sie mir die Einzelheiten von Anfang an.«
    »Von Anfang an?« fragte Sir Gregory nachdenklich. »Nun, ich will es mal so sagen. Es gab eine Zeit, Mr. Pilbeam, als ich noch jünger war.«
    »Ich verstehe.«
    »Mittelloser.«
    »Zweifellos.«
    »Und leichtsinniger. Damals war ich unglückseligerweise viel mit einem Mann namens Threepwood zusammen.«
    »Galahad Threepwood?«
    »Sie kennen ihn?« fragte Sir Gregory überrascht.
    Pilbeam schmunzelte versonnen.
    »Dem Namen nach. Ich habe mal einen Artikel über ihn geschrieben, als ich noch Redakteur bei einer Zeitschrift namens ›Gesellschaftsgeflüster‹ war. Teil eins einer Serie über unsern leichtlebigen Adel. War das Rasanteste, was ich je geschrieben habe. Angeblich kam er zweimal mit der Reitgerte in die Redaktion, um mich zu sprechen.«
    Sir Gregorys Gesicht verriet Besorgnis.
    »Dann sind Sie ihm also schon begegnet?«
    »Nein, nein. Vermutlich sind Sie mit den internen Gepflogenheiten eines Blattes wie ›Gesellschaftsgeflüster‹ nicht vertraut, Sir Gregory, aber ich darf Ihnen versichern, daß es den Prinzipien der Redaktion widerspricht, Besucher mit Reitgerten vorzulassen.«
    »Kennt er Ihren Namen?«
    »Nein, es war eine goldene Regel unseres Hauses, Namen von Mitarbeitern nicht preiszugeben.«
    »Aha«, sagte Sir Gregory erleichtert.
    Dann trat Ärger an die Stelle seiner Erleichterung. Im Verhalten des Ehrenwerten Galahad lag eine Inkonsequenz, die ihm wider den Strich ging.
    »So, so, da hat er also an Dingen Anstoß genommen, die Sie über ihn geschrieben haben. Aber selbst Dinge über andere Leute zu schreiben, das macht ihm nichts aus, diesem sauberen Herrn. Das ist ja auch was anderes. Ganz was anderes. Natürlich!«
    »Er schreibt? Das wußte ich gar nicht.«
    »Ja, seine Memoiren. Er ist in Blandings und beendet sie gerade. Und das Buch wird voll sein von Geschichten über mich. Deshalb komme ich ja zu Ihnen. Unerfreuliche, empörende, abträgliche Geschichten, die mir meinen guten Ruf in der ganzen Grafschaft ruinieren werden. Es gibt da eine über ein paar Krabben …«
    Sir Gregory fehlten die Worte. Er saß da und schnaufte. Pilbeam nickte ernst. Jetzt überblickte er die Lage. Was sein Klient jedoch von ihm erwartete, war ihm schleierhaft.
    »Nun, wenn diese Geschichten den Tatbestand der Verleumdung …«
    »Ach wo, nicht die Spur! Sie sind alle wahr.«
    »Je größer die Wahrheit, desto größer …«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach ihn Sir Gregory ungehalten. »Aber was habe ich schon davon? Und wenn mir das Gericht noch so viel Schmerzensgeld zuspricht, das nützt mir gar nichts. Was ist mit meinem gesellschaftlichen Ruf? Was ist mit dem Getuschel hinter meinem Rücken? Was ist mit dem Unionist Committee? Von allem andern einmal abgesehen, Mr. Pilbeam, müssen Sie nämlich wissen, daß ich mit größter Wahrscheinlichkeit von unserem Unionist Committee als Kandidat bei der nächsten Wahl aufgestellt werde. Und wenn das Buch dieses alten Stinkstiefels herauskommt, dann lassen die mich doch fallen wie eine heiße Kartoffel. Verstehen Sie jetzt meine Lage?«
    Pilbeam nahm einen Bleistift und kratzte sich nachdenklich am

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