Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
klarwerden, was jetzt passieren musste; sie musste ihn dazu bringen, es zu tun. Sie öffnete ihre Hand. Eiszapfen fielen herab und zersplitterten zu ihren Füßen. »Ich gehe nirgendwohin.«
    »Du kannst nicht hierbleiben. Wenn dir etwas passiert …«, er legte seine Stirn auf ihr Knie, »… bitte, Don, komm mit mir.«
    Wo ist der Sommerkönig? Das war nicht der König, der seinen Kopf in ihren Schoß legte und sie anflehte.
    Sie wich ihm nicht aus. Er fügte ihr Verbrennungen zu und sie ihm Erfrierungen, aber sie blieb sitzen. »Ich kann nicht mit dir mitkommen. Dort ist nicht mein Platz. Ich bin nicht die, nach der du suchst.«
    Er schaute zu ihr hoch. An der Stelle, wo seine Haut ihr Knie berührt hatte, bildete sich eine hässliche Frostbeule. »Ich bin nicht stark genug, um sie aufzuhalten, aber bald werde ich es sein. Bleib bei mir, bis alles geregelt ist.«
    »Aber was würde sie mir antun, wenn ich ginge?«
    »Bald bin ich stark.« Er flößte ihr fast Angst ein in seiner Beharrlichkeit. Seine Augen verdunkelten sich und nahmen diesen überirdischen Grünton an, von dem sie noch immer träumte; wenn er sie nur lang genug anschaute, würde sie in seinen Augen Blumen sprießen sehen, ein Vorgeschmack darauf, wie er sein konnte, sobald seine Königin ihn befreit hatte.
    Sie konnte ihren Blick nicht losreißen.
    »Bleib bei mir. Ich sorge für deine Sicherheit«, flüsterte er.
    »Das kannst du nicht.« Sie wünschte er könnte es, aber es war unmöglich: Es gab keine Chance auf einen Sieg, nicht für sie. »Ich möchte, dass du gewinnst. Das habe ich immer gewollt. Aber trotzdem muss ich versuchen Ashlyn dazu zu bringen, dir nicht zu vertrauen, nicht zu glauben, dass du es wert bist, das Risiko einzugehen. Das sind die Regeln. Ich habe mein Wort gegeben, als ich das Zepter nahm. Wir beide haben es geschworen.«
    Er legte seine Hände um ihre Taille, und seine Fingerspitzen verbrannten durch die Kleider hindurch ihre Haut. »Selbst wenn das bedeutet, dass Beira gewinnt? Selbst wenn sie dich tötet? Wir können doch zusammenarbeiten. Wir finden einen Weg.«
    Sie schüttelte den Kopf. Nach all den Jahrhunderten, die er hinter sich hatte – und es waren mehr, als sie jemals erleben würde –, konnte er immer noch so unbesonnen sein. Sonst ärgerte sie sich darüber. Heute machte es sie traurig. »Wenn sie gewinnt, wird sie mich nicht töten. Nur wenn du gewinnst, bringt sie mich um.«
    »Warum sagst du es mir dann? Ich muss gewinnen.« Er sah furchtbar aus, blass und krank, als würde er von Eisennägeln durchbohrt. Er hockte auf dem Boden und wich mit gesenktem Kopf langsam vor ihr zurück – bis sie sich nicht mehr berühren konnten. »Wenn du Ashlyn aufhältst, verliere ich alles. Wenn du es nicht tust, stirbst du. Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte er verzweifelt.
    »Hoffen, dass ich verliere«, schlug sie leise vor.
    »Nein.«
    Sie stand auf und ging zu ihm. »Ich habe Angst vor Beira, aber ich hoffe ehrlich, dass Ash die ist, die du suchst. Für euch beide.«
    »Du wirst dann ein Schatten. Und nichts wird besser sein als jetzt.«
    Wo ist der Sommerkönig? Seufzend beobachtete sie, wie er mit sich rang. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Unausweichlichen und dem, was er sich wünschte. Nicht alle Träume werden wahr. Wenn es die Sache erleichtert hätte, wäre sie grausam gewesen. Aber es brachte sie nicht weiter.
    Sie beugte sich über ihn und hielt ihre Haare fest, damit sie nicht auf ihn herabfielen. »Doch, es wird sehr viel besser sein.«
    »Es …«
    »Sorg dafür, dass ich verliere, Keenan. Überzeuge sie davon, dass du es wert bist, das Wagnis einzugehen.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Denn du bist es.« Jetzt war es einfacher, das zu sagen, denn wenn Beira sie ohnehin tötete, musste sie nicht mehr ewig damit leben, dass er wusste, wie sehr sie ihn noch immer liebte.
    »Ich kann nicht …«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Mund. »Überzeuge sie.«
    Dann nahm sie ihre Hand weg, presste die Lippen fest zusammen, um ihn vor der eisigen Luft zu schützen, und küsste ihn. »Und danach töte Beira.«

Neunzehn
»[Elfen] sind von ihrem Wesen her teilweise menschlich
und teilweise geisterhaft … Manche von ihnen sind
gutmütig … Andere bösartig … sie verschleppen
erwachsene Menschen und bringen Unglück.«
    A. W. Moore: Das Volkstum der Isle of Man (1891)
    Keenan war aufgewühlt, als er Donia verließ; er lief ziellos durch die Stadt und wünschte sich eine Lösung

Weitere Kostenlose Bücher