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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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wissen.
    Weder Niall noch Seth gaben eine Antwort. Sie überlegte kurz, ob sie nachhaken sollte, doch die Musik lockte sie, lud sie dazu ein, sich gehenzulassen, ihre Zweifel zu vergessen. Die blauen Lichter, die aus allen Ecken des Clubs erstrahlten, drehten sich auf der Tanzfläche, und sie wollte sich mit ihnen drehen.
    »Tanz mit mir, bitte.« Aus Nialls Miene sprachen Verlangen, Sehnsucht und unausgesprochene Verheißungen.
    Leslie fiel keine Frage ein – und keine Antwort –, die es wert gewesen wäre, diesem Blick zu widerstehen. »Ja.«
    Und damit schloss Niall sie in seine Arme, um mit ihr Richtung Tanzfläche zu wirbeln.

Zwölf
    Mehrere Songs später war Leslie für die langen Stunden des Kellnerns dankbar. Ihr taten zwar die Beine weh, aber nicht so sehr, wie wenn sie untrainiert gewesen wäre. Noch nie hatte sie jemanden getroffen, der so tanzen konnte wie Niall. Er drehte sie so wild, dass sie lachen musste, und brachte ihr seltsame Schrittfolgen bei, die mehr Konzentration erforderten, als sie es von einem Tanz je erwartet hätte.
    Und bei alldem ging er seltsamerweise ganz vorsichtig mit ihr um. Seine Hände erlaubten sich keinerlei Ausflüge in verbotene Zonen. Wie schon im Museum war es fast so, als hielte er Abstand zu ihr. Hätte er nicht ab und zu eine flirtende Bemerkung gemacht, wäre sie glatt zu dem Schluss gekommen, dass sie sich seine verführerischen Blicke nur eingebildet hatte.
    Schließlich legte Niall eine Pause ein. »Ich muss mal kurz mit Seth reden, bevor ich …«, er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals, und sein Atem war fast schmerzlich warm auf ihrer Haut – »meinem gewissenlosen Verlangen nachgebe und Hand an dich lege.«
    »Ich möchte weitertanzen …« Es machte ihr Spaß, sie fühlte sich frei und wollte nicht riskieren, dass dieses Vergnügen ein Ende fand.
    »Dann tanz ruhig weiter.« Niall nickte einem der Typen mit Dreadlocks zu, der in der Nähe tanzte. »Die anderen tanzen mit dir, bis ich zurückkomme.«
    Leslie streckte ihre Hand aus, und der Gelockte zog sie in seine Arme und wirbelte sie durch den Raum. Sie lachte.
    Ihr Tanzpartner reichte sie an den nächsten weiter, der sie einem dritten zuführte. Und einer sah aus wie der andere. Im Gegensatz zu Niall bewegten sie sich, ohne jemals innezuhalten. Die Welt schien sich plötzlich schneller zu drehen. Es war phantastisch. Mindestens zwei Lieder vergingen, bis Leslie sich fragte, wie viele von diesen Männern eigentlich da waren – oder ob sie immer wieder mit denselben beiden tanzte. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich identisch aussahen oder ob sie sich das in dem Wirbel aus Drehungen nur einbildete. Doch dann blieb sie so abrupt stehen, dass sie ins Stolpern geriet. Die Musik spielte weiter, aber der schwindelerregende Tanz war vorbei.
    Als die Typen mit den Dreadlocks ebenfalls stehen blieben, erkannte sie, dass es fünf verschiedene waren.
    Ein Fremder kam quer über die Tanzfläche auf sie zu. Seine Bewegungen hatten eine lässige Eleganz, als höre er eine andere Musik als sie. Seine Augen waren von dunklen Schatten umrahmt. Er selbst sah aus, als sei er von Schatten umrahmt, als ob die blauen Lichter an ihm abglitten, ohne zu ihm durchzudringen. Auf seinem Hemd funkelte eine silberne Halskette, an der eine Rasierklinge baumelte. Er vertrieb die Tänzer mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Kuscht euch!«
    Sie blinzelte, als ihr auffiel, dass sie ihn unverwandt ansah. »Ich kenne dich. Du warst mal in Rabbits Laden … Wir haben uns schon mal gesehen.«
    Ihre Hand wanderte zu dem unvollendeten Tattoo zwischen ihren Schulterblättern, das plötzlich pulsierte, als sei ein Trommelrhythmus unter ihrer Haut eingeschlossen.
    Er lächelte sie an, als spüre auch er diesen Beat.
    Zwei der Fünflinge mit den Dreadlocks fletschten die Zähne. Die anderen knurrten vernehmlich.
    Knurrten?
    Leslie sah zu ihnen hinüber und dann wieder zu ihm. »Irial, hab ich Recht? Aus Rabbits …«
    Er trat hinter sie, legte seine Hände um ihre Taille und zog sie an seine Brust. Sie wusste nicht, warum sie mit ihm tanzte, warum sie überhaupt weitertanzte. Eigentlich wollte sie doch von der Tanzfläche gehen, wollte Niall und Seth suchen und den Club verlassen, aber sie konnte sich nicht losreißen von der Musik.
    Oder von ihm.
    Ihr schossen seltsame Bilder durch den Kopf – von Haien, die auf sie zuschwammen, von Autos, die unkontrolliert auf sie zuschlingerten, von Reißzähnen, die sich in ihre Haut schlugen,

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