Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
hätte nicht noch andere Karten im Spiel?«
»Ich bin sicher, dass deine Machenschaften sehr umfassend sind.« Sorcha strich mit ihren Händen über einen Strauß von Jasminblüten und beugte sich hinunter, um die Blätter eines kleinen Weißdornbusches zu begutachten.
Bananach warf ihren Kopf in den Nacken und stieß einen leisen, zufriedenen Ton aus, dann sagte sie: »Jetzt mag ich noch blockiert sein, aber irgendwann macht die Vernunft immer einen Fehler, und ich warte. Und wenn du ins Stolpern gerätst, wenn die Regenten da draußen nicht sehr klug sind, werde ich mein Blut bekommen.«
»Vielleicht.«
Bananach stieß ein hässliches Krächzen aus. »Immer. Am Ende bekomme ich immer mein Blut. Eines Tages wird es deins sein, das ich als Rouge trage.«
Sorcha brach einen Ast von einem Busch ab, um Bananach glauben zu lassen, sie sei so unruhig geworden, dass ihr Temperament mit ihr durchging. »Selbst in deinem schlimmsten Wahn wirst du nicht vergessen, dass wir miteinander verbunden sind. Du weißt genauso wenig wie ich, was mein Tod für dich bedeuten würde.«
»Er wird bedeuten, dass ich endlich deine langweilige Logik los bin.« Bananachs Flügel flatterten in einem ungleichmäßigen Takt.
»Wenn du es für so einfach hieltest, wäre ich schon lange tot.« Sorcha drückte den Ast gegen ihre Hand, bis er in ihre Handfläche schnitt. Dann ließ sie das gesplitterte Holz fallen und hielt ihre Hand hoch. »Dein Blut und mein Blut sind eins, seit wir existieren. Unveränderlich. Wenn wir eins sind und du mich tötest, wirst du dann auch sterben?«
Bananach klappte ihren Schnabel auf und zu und sah sie wütend an. »Vielleicht sollte ich es ausprobieren«, zischte sie, kam aber nicht näher. Sie stand nur da und schaute Sorcha an.
Der Garten lag still da. Mehrere Sekunden lang fiel kein Wort.
»Der Krieg ist geduldig, meine Schwester. Versteck dich nur hier mit deinen staubigen Folianten und deiner leeren Kunst. Die Unveränderliche Königin. Langweilig. Berechenbar. Ich werde meine nächsten Züge machen … und du wirst nichtige Entscheidungen treffen, die das Unvermeidliche nicht aufhalten können.« Bananachs Kriegsgetrommel schwoll zu einer ohrenbetäubenden Lautstärke an, die durch das ganze Elfenreich hallte und in die Welt der Sterblichen hinein. »Sie beäugen einander misstrauisch. Der Kampf wird bald beginnen. Ich spüre es. Ich werde warten … und du wirst ebenso hilflos danebenstehen wie immer, wenn ich da draußen Unruhe stifte.«
»Diesmal wirst du deinen Krieg nicht bekommen«, sagte Sorcha zu ihr. Es war keine Wahrheit, sondern ihre Meinung.
»Warum? Willst du mir folgen, Schwester? Willst du das Elfenreich in die sterbliche Welt tragen, um mich zu jagen?« Bananach krächzte. Raben, die nicht in Sorchas Garten gehörten, scharten sich um die Kriegselfe; Legionen von Ungeziefer krochen wie ein sich windender grauer Teppich aus der Erde und Bananach stand mit ausgebreiteten Flügeln in ihrer Mitte. Ihr Krieg würde kommen, es sei denn, etwas Bedeutendes änderte sich.
Sorcha schwieg weiterhin.«
»Folge mir nur. Bring Chaos in ihre Welt«, höhnte Bananach. »Komm und beschütze deinen Liebling.«
»Du wirst ihn nicht anrühren.« Sorcha trat näher an ihre Schwester heran. »Der Sommer und die Finsternis werden dich vernichten. Mag sein, dass ich selbst nicht dazu in der Lage bin, mich gegen dich zur Wehr zu setzen, aber ich werde jede einzelne meiner Elfen aussenden, um dich zu bekämpfen. Wenn du dich an ihm vergreifst, werde ich dafür sorgen, dass du stirbst.«
»Und wenn das auch deinen Tod bedeutet?« Bananach legte neugierig den Kopf schief.
»Dann sei es so.« Sorcha küsste die Kriegselfe auf die Stirn. »Diesen Kampf hast du verloren, meine Schwester. Es wird keinen Krieg geben.«
Bananach schwieg. Sie starrte in die Ferne, ließ Sorcha aber nicht an ihren Zerstörungsvisionen teilhaben. Dann verzog sich ihr Gesicht zu einem entsetzlichen Grinsen. »Nein, ich habe noch nicht verloren.«
Damit stolzierte sie mit ihrem Gefolge durch den Garten davon und hinterließ nichts als verkohlte Fußstapfen und blutende Blumen.
Epilog
Seth betrat Nialls Haus. Niall hatte ihn dort nie haben wollen, aber das war früher gewesen. Als ich noch sterblich war. Die Dinge hatten sich geändert.
Niemand hielt Seth auf. Er war ein erklärter Freund des Hofs der Finsternis, immer willkommen, und würde von seinen Elfen bis zum letzten Atemzug beschützt werden, wenn es sein
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