Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman

Titel: Sommerlicht, und dann kommt die Nacht: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson , Karl-Ludwig Wetzig
Vom Netzwerk:
an, wenn man sich mit ihnen unterhält, man schaut auch mal weg, lässt den Blick hierhin und dorthin wandern.
    Elisabet mit verschränkten Armen und ohne den Blick von ihm zu wenden: Oft? Und wie dann?
    Matthias: Ich gebe dir eine Antwort, wenn du mal zur Seite blickst, aus dem Fenster zum Beispiel. Guck, da sieht man den Nachthimmel. Das ist schon besser. Du erstickst einen ja mit diesen Augen!
    Elisabet: Darf ich dich jetzt wieder ansehen?
    Matthias: Achte nur darauf, ab und zu auch mal wegzusehen. Heiliger Bimbam, du hast dich kein bisschen verändert!
    Elisabet: Oft? Und wie dann?
    Matthias: Was oft und wie?
    Elisabet: Ob du …
    Matthias: Und ob ich an dich gedacht habe, was glaubst du denn? Es war das ganze Programm, Fleisch und Geist, aber es hat sich nach ein paar Tagen gegeben. Es kamen Tage, manchmal viele, da wusste ich kaum noch, dass es Island gab, und das ist ein verdammt gutes Gefühl, aber es gab auch wieder andere Tage, vielleicht die schwersten von allen, und dann war es einfach so, wenn ich an etwas dachte, dann dachte ich an dich, ich bin nie von dir losgekommen. Vielleicht ist das mein Schicksal. Aber du willst wohl kaum, dass ich in die Details gehe, nicht hier, denn es waren nicht immer freundliche und schöne Gedanken, manche waren ganz schön versaut.
    Elisabet: Warst du mit vielen Frauen im Bett?
    Brandur und Fjola sehen sich an.
    Matthias: Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Ich bin aus Fleisch und Blut.
    Elisabet: Hast du sie gezählt?
    Brandur hält den Atem an, Fjola hebt einen Arm, scheint dann aber nicht mehr zu wissen, was sie mit ihm tun soll, niemand kommt herein. Elisabets Blick weicht nicht einen Millimeter von Matthias’ Gesicht, ihre Miene ist schwer zu deuten, sie kann alles hinter so einem unbeteiligten Gesichtsausdruck verbergen, ihre Augen sind einfach nur dunkel und verraten gar nichts. Sie schaut ihm voll ins Gesicht, blickt manchmal ganz kurz zur Seite, um ihn nicht zu sehr zu irritieren. Matthias guckt an die Decke.
    Zählst du gerade, fragt sie.
    Er schüttelt den Kopf, blickt sie an, lächelt und sagt: Wenn du willst, kann ich es tun.
    Fjola beugt sich unwillkürlich vor, um nichts zu verpassen, Becken und Po drückt sie nach hinten raus. Brandur setzt sich, lauscht und sieht dabei auf Fjolas Hintern. Neun, sagt Matthias schließlich, und Brandur schließt ganz schnell die Augen.
    Hast du oft mit ihnen geschlafen?Unterschiedlich.
    Hast du welche von ihnen geliebt?
    Nein, leider nicht.
    Was waren das für Frauen?
    Was für Frauen? Matthias lächelt, scheint sich zu genieren. Tja, manche waren nur so Schemen, du weißt, man trifft jemanden, und dann ist es auch schon wieder vorbei. Plötzlich grinst er, schaut halbwegs in Fjolas und Brandurs Richtung und fährt dann fort: Einmal war ich mit einer Indiofrau zusammen, sie gehörte zu einem Stamm, der im Urwald lebt und nur wenig Berührung mit der sogenannten Zivilisation hat. Mein Freund Louis erforscht das Leben der Indianer am Amazonas und er hat mich in eins der Dörfer mitgenommen. Wir sind zwei Nächte dort geblieben, und in der ersten Nacht bin ich mit einer Indianerin auf mir wach geworden. Ich habe eine Weile geglaubt, ich würde das nur träumen, aber sie war überall mit ihrer Zunge und ihren Händen. Ich hab’s nicht ausgehalten.
    Hat dein Freund etwas davon mitbekommen?
    Ich glaube schon. Er hat zwar nie ein Wort darüber verloren, aber wir schliefen in der gleichen Hütte, kaum zwei Meter Abstand zwischen uns.
    War dir das nicht unangenehm, es in seiner Anwesenheit zu treiben, oder hat dich das noch zusätzlich angemacht?
    Im Urwald denkt man nicht so, er ist so voller Leben und Tod, dass es einen verändert und auch die Regeln ändert. Doch, anfangs war ich schon etwas gehemmt, aber dann war es mir egal.
    War sie schön?
    Ich habe keine Ahnung, es war so verdammt dunkel. Aber sie war so gierig, wie ein wildes Tier, sie war die Aktive, sie kam und ist wieder verschwunden. Ich habe in der Nacht kein Auge mehr zugetan. Danach haben die Frauen im Dorf jedes Mal zu kichern begonnen, wenn sie mich sahen, das war schon etwas peinlich … – Sie wollte unbedingt oben sein, sagt er plötzlich und schaut Elisabet mit seinen Zigeuneraugen voll an. Louis meinte, das wäre bei den Amazonasindianern so üblich, dann könnten sie die Dinge besser dirigieren.
    Brandur war aufgestanden, vielleicht weil er Matthias sehen wollte, während der erzählte, aber er hielt sich krumm, um seine hartnäckige Erektion zu verbergen,

Weitere Kostenlose Bücher