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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stehlen, Frau Sneganas.«
    Die alte Dame nickte zustimmend.
    »Wo sind denn die beiden?« fragte Erika Albrecht, die Lehrerin.
    »Ich traf sie vorhin, als sie vom Strand kamen«, antwortete Müller. »Sie gingen auf ihre Zimmer.«
    »Trinken sie keinen Kaffee?«
    »Das kann jeder entscheiden, wie er will«, erklärte Maria Sneganas. »Niemand ist daran gebunden, auch an keine Zeit. Ich bin ja immer da und stehe zur Verfügung.«
    »Vielleicht haben sie sich hingelegt«, meinte Franz Müller.
    Und so war es auch. Das Freundespaar hatte sich entschlossen, ein Nickerchen zu machen, um am Abend und nachts in Bansin gegen alle Anfechtungen des Schlafes, wenn's sein mußte, recht lange gefeit zu sein.
    »Zwei Plätze, die Herren?« fragte ein Kellner, als Rolf und Heinz den Saal des Kurhotels betraten, in dem der Ball stattfand.
    Er führte sie zu einem viersitzigen runden Tisch zwischen zwei Fenstern. Der nächste Tisch stand direkt vor einem der großen Fenster. Er war reserviert. Ein kleines Schildchen gab davon Kunde. Alle Tische standen ziemlich eng beieinander, damit möglichst viele Gäste untergebracht werden konnten.
    »Was wünschen die Herren zu trinken?« erkundigte sich der Kellner, nachdem er ihnen ein Weilchen Zeit gelassen hatte, in die Getränkekarte zu gucken.
    »Können wir mit Bier beginnen?« fragte Heinz.
    »Beginnen!« hängte sich Rolf rasch mit Betonung an.
    Die Miene des Kellners, der schon zu einem müden Lidschlag angesetzt hatte, heiterte sich wieder etwas auf.
    »Selbstverständlich«, nickte er.
    Dann brachte er zwei Münchner-Löwenbräu-Export, die nicht weniger kosteten als ein mittlerer Bordeaux. Rolf stellte dies fest, nachdem er sich vom Kellner noch einmal die Karte hatte geben lassen.
    »Wir müssen hier aufpassen, Heinz«, sagte er daraufhin, »sonst werden wir überrollt.«
    »Das Wichtigste scheint mir zu sein, den Rembrandt zu vertagen, Rolf.«
    »Ich gebe dir recht, mein Junge. Du sollst ja nicht auf Jahre hinaus verarmen. So gesehen, wird es wohl am besten sein, daß wir mal einen Bahnhofswartesaal aufsuchen und in diesem dein Problem aus der Welt schaffen.«
    Das Gelächter der beiden erregte bei einigen vornehmen älteren Herrschaften in der Nähe unliebsames Aufsehen; es war zu laut.
    »Siehst du den Franz mit seiner Erika?« fragte Rolf.
    »Den Müller mit der Albrecht, meinst du? Nein. Sie scheinen sich erst nach uns auf den Weg gemacht zu haben.«
    »Ob sie ahnt, was ihr heute noch blüht?«
    »Du, ich glaube, der unterschätzt die. Die bestimmt selbst, was mit ihr geschieht.«
    »Da könntest du recht haben. Diesen leisen Eindruck habe ich auch von ihr.«
    Der Saal füllte sich nur zögernd.
    »Wir hätten ruhig eine Stunde später kommen können, zur Schonung unserer Kasse«, meinte Heinz, der diesen Gesichtspunkt nie aus den Augen verlieren wollte.
    Von der Kapelle ließ sich überhaupt noch keiner sehen.
    Doch, nun kam der erste. Mühsam schleppte er seine Baßgeige aufs Podium.
    »Das erinnert mich an eine tolle Witzzeichnung, die ich kürzlich im ›Punch‹ gesehen habe«, sagte Heinz. »Du kennst den ›Punch‹, die berühmte englische Zeitschrift …«
    »Ja«, log Rolf.
    »Da ging im Hintergrund ein Dampfer unter. Im Vordergrund trieben zwei schiffbrüchige Musiker von der Bordkapelle im Wasser und klammerten sich an einen enormen Baßgeigenkasten. Sagte der eine zum anderen: ›Ich möchte gern wissen, was jetzt unser Flötist macht.‹«
    Trotz der Vornehmheit, von der der ganze Saal durchtränkt war, konnte sich Rolf Wendrow nicht beherrschen, er brüllte los. Nachdem er ein Taschentuch zu Hilfe genommen hatte, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen, sagte er aber: »Ich weiß nicht, wie du immer an diese ausländischen Zeitschriften kommst …«
    »Wenn man sich Mühe gibt, kriegt man sie immer noch zwischen die Finger.«
    »Eine Mühe, die nicht gern gesehen ist – mit Recht, meine ich.«
    »Aha, du meinst wieder, das ginge gegen unser Deutschtum.«
    »Irgendwie schon, ja.«
    »Irgendwie.«
    »Oder etwa nicht?«
    »Irgendwie kannst du recht haben. Aus dem ›Punch‹ geht z.B. deutlich hervor, daß der Humor der Engländer dem unseren überlegen ist.«
    »Das führst du zurück auf eine solche Zeichnung, die du mir geschildert hast?«
    »Nicht nur auf eine.«
    »Du weißt ja gar nicht, ob das nicht Plagiate sind. Vielleicht stehlen die sich ihren sogenannten englischen Humor aus allen Himmelsrichtungen zusammen. Ausplünderung der ganzen Welt ist

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