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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Dirigent«, stellte Rolf fest.
    »Und die Sängerin«, ergänzte Heinz.
    Ohne eine Sängerin in mittleren Jahren, mit langem Kleid, gefärbten Haaren und gelifteter Brust wäre eine Tanzkapelle in den damaligen Jahren nahezu undenkbar gewesen.
    »Ich muß mal«, sagte Heinz mit der gebotenen Diskretion.
    »Jetzt schon?« grinste Rolf. »Ich nicht.«
    Das schien aber ein Irrtum zu sein, denn Heinz befand sich noch in der Toilette, er wusch sich gerade die Hände, als auch Rolf erschien. Er machte einen aufgeregten Eindruck.
    »Also doch«, empfing ihn Heinz.
    »Aber nein«, widersprach Rolf, »es ist etwas ganz anderes …«
    »Was denn?«
    »Ich wollte dich darauf vorbereiten, der Tisch neben uns ist jetzt besetzt.«
    »So? Von wem denn?«
    »Rate mal.«
    »Von Filmleuten?«
    »Nein.«
    »Von Max Schmeling?«
    »Quatsch. Du wirst dich wundern …«
    »Komm, sag's schon, damit ich mich wundern kann.«
    »Von zwei fiesen Kerlen mit ihren Mädchen.«
    »Daß die nicht mit ihren Großmüttern gekommen sind, kann ich mir denken. Was willst du eigentlich?«
    »Die zwei Mädchen sind super.«
    »Freut mich. – Aber was haben wir davon?«
    »Sie heißen Inge und Ilse.«
    »Waaas?«
    »Da guckst du, nicht? Jetzt steht dir der Mund offen. Mach ihn zu, sonst erkältest du dich innerlich.«
    »Wie kommen die denn hierher?«
    »Das gleiche werden die sich gefragt haben, als sie mich sahen.«
    »Hast du schon mit ihnen gesprochen?«
    »Nein, ich grüßte sie nur.«
    Heinz trocknete sich an einem jener selten funktionierenden Handtücher auf scheinbar endloser Rolle die Hände ab.
    »Das war also deren Verabredung«, sagte er dabei.
    »Wir haben es ja vermutet.«
    »Nun kann sich das gleiche wie gestern im Heringsdorfer Strandkasino wiederholen.«
    »Du meinst, die saufen Champagner und wir billiges Zeug?«
    Heinz nickte.
    »Soll uns das nicht egal sein«, sagte Rolf. »Oder willst du wieder vorschlagen, daß wir uns verdünnisieren?«
    Heinz gab sich einen Ruck.
    »Nein«, erwiderte er. »Damit ist Schluß! Wir haben es nicht nötig, gegenüber ein paar Geldsäcken Minderwertigkeitskomplexe zu entwickeln. Die sollen uns erst einmal sagen, woher ihre Kröten kommen.«
    »Der Meinung bin ich auch«, pflichtete Rolf bei, und sie verließen die Toilette, den Ort ihrer Beratung, und kehrten zurück in den Ballsaal.
    In seinen stummen Gruß bezog Heinz alle vier am Nachbartisch ein. Ilse antwortete ihm lächelnd. Freute sie sich?
    Inge freute sich ganz offensichtlich. Sie nickte mehrmals lebhaft und mit strahlendem Gesicht. Dies galt allerdings eindeutig weniger Heinz als Rolf. Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie sich den geringen Abstand zwischen den beiden Tischen zunutze machte und einen Dialog mit Rolf begann, indem sie meinte: »Herr Doktor, das hätten Sie uns aber heute nachmittag schon sagen können, daß Sie auch hierherkommen.«
    »Nein, Fräulein Wegner«, erwiderte Rolf, »das hätte ich Ihnen nicht sagen können.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir das heute nachmittag noch gar nicht gewußt haben. Wir entschlossen uns erst später dazu. Außerdem war uns unbekannt, daß Sie das auch vorhaben.«
    »Mit anderen Worten«, schaltete sich Heinz ein, wobei er freilich Ilse anblickte und nicht Inge, »nicht wir, sondern Sie hätten uns das heute nachmittag sagen können.«
    Der Mann, der zu Ilse zu gehören schien, ein langer Lulatsch im eleganten Zweireiher, räusperte sich.
    »Ich höre immer ›heute nachmittag‹«, sagte er. »Was war heute nachmittag?«
    Vielleicht gefiel es Ilse nicht, ausgefragt zu werden, denn sie zögerte mit der Antwort.
    »Wir waren beim Baden zusammen«, sagte sie dann nur ganz knapp.
    »Wer ›wir‹?«
    Ilse zog unmutig die Stirn in Falten.
    »Inge und ich und –« sie nickte hinüber zu Heinz und Rolf »– die beiden Herren.«
    »Davon hast du mir gar nichts gesagt.«
    Nun war es ihr aber zuviel.
    »Hätte ich das tun müssen?« erwiderte sie äußerst kühl.
    »Nein, nein … ich meine nur …«
    Was er meinte, blieb allen unbekannt, denn er verstummte und griff zum Sektglas. Überflüssig zu erwähnen, daß an diesem Tisch kein Bier konsumiert wurde.
    Die Musik setzte ein. Die Kapelle spielte aber noch nicht zum Tanz auf, sondern brachte als Ouvertüre ein Potpourri aus verschiedenen Operettenmelodien. Den Vorzug genossen eindeutig Auszüge aus der ›Lustigen Witwe‹ von Franz Lehár. Sie hatte damals allen anderen Operetten den Rang abgelaufen. Den Grund erklärte der Schwede, der

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