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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht mehr beteiligen zu wollen schien.
    »Dann sind Sie vielleicht die Betreffende«, sagte Ilona zu Inge.
    Kein Wunder, daß dies den Widerspruch Rolfs hervorrief.
    »Mit Sicherheit nicht!«
    »Oder Sie«, wandte sich daraufhin die Ungarin an Ilse.
    Das erforderte irgendeine Antwort, und wenn's nur eine im Spaß war.
    »Nein«, sagte Ilse.
    »Sind Sie sicher?« fragte Ilona.
    Ilse zeigte sich der Situation gewachsen.
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Und warum?«
    »In meiner Familie gibt's seit Generationen nur Töchter. Das läßt sich zurückverfolgen bis ins 17. Jahrhundert.«
    Ilona zuckte die Achseln.
    »Die Natur nimmt sich Zeit. Was sind ein paar Jahrhunderte für sie! Wenn es ihr angebracht erscheint, entschließt sie sich zum Wechsel. Wie sie das macht, ist eines ihrer großen Rätsel.«
    »Der Meinung bin ich auch«, ließ sich nach längerem Heinz vernehmen, wobei er bestrebt war, Ilse in die Augen zu schauen.
    »Und ein solcher Wechsel im großen Rahmen von Töchtern zu Söhnen erscheint der Natur wohl bald wieder angebracht zu sein«, fuhr Ilona fort. Sie war plötzlich ungewöhnlich ernst geworden.
    »Warum?« fragte Ilse.
    »Weil es notwendig werden wird, ein großes Defizit an Männern auszugleichen.«
    »Ein Defizit an Männern – hervorgerufen durch was?« fragte Heinz. Er schien aber die Antwort schon zu kennen.
    »Durch Krieg«, sagte Ilona.
    Heinz nickte. Mit Sarkasmus in der Stimme erklärte er: »Wenn das auch in meiner Hand stand, beginne ich, an die Wahrhaftigkeit Ihrer Kunst zu glauben.«
    »Es stand in Ihrer Hand«, behauptete Ilona.
    »Vielleicht noch mehr in diesem Zusammenhang?«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Sie werden in sechs Jahren heiraten.«
    »Etwa diese Dame hier?« Heinz zeigte dabei auf Ilse.
    »Wenn Sie die Dame Ihres Herzens ist, ja«, erklärte Ilona.
    Heinz lächelte Ilse an und fragte sie: »Was sagst du nun, mein Engel?«
    »Ich bin kein Engel«, wehrte Ilse ab. Mit dieser Antwort mußte sich Heinz zufriedengeben.
    Er werde nach Berlin ziehen, eröffnete ihm nun Ilona, korrigierte sich aber: »Das heißt … Berlin kann ich nicht genau sagen – es ist eine Weltstadt. Von Ihrer Geliebten werden Sie Jahre getrennt sein, die Zeit zwingt Ihnen das auf. Ein großer Wandel wird mit Ihnen vor sich gehen, innerlich und äußerlich …«
    »Er wird älter aussehen«, scherzte Rolf.
    »Nicht nur das«, sagte Ilona mit einer Miene, die nun geradezu düster war.
    »Was denn noch?«
    Die Antwort darauf blieb aus. Ilona hüllte sich in Schweigen. Dadurch entstand das Gefühl, daß irgendeine Bedrohung in der Luft lag. Die Stimmung war jedenfalls verdorben, zumindest beeinträchtigt. Sie besserte sich dann zwar wieder einigermaßen, aber so richtig auf Touren kamen die vier nicht mehr, bis schließlich auch diese Nacht im Excelsior ihr Ende fand.
    Beim Abschied an der Tür sagte Rolf zu Ilona: »Nett war's hier. In zwei, drei Tagen werden wir in der Lage sein, das gleiche noch einmal über die Bühne gehen zu lassen. Dann sehen wir uns ja wieder, Ilona.«
    Sie schüttelte verneinend den Kopf.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich werde nicht mehr hier sein.«
    »So? Läuft Ihr Engagement ab? Dieses würde aber der Besitzer sicher ohne weiteres erneuern. Jeder konnte heute nacht sehen, daß er an Ihnen über sein geschäftliches Interesse hinaus gerne ein persönliches nähme.«
    »Er stößt damit auf keine Gegenliebe. Ich will nach Hause, solange das noch geht.«
    »Soll das heißen, daß Sie diesbezüglich Schwierigkeiten sehen?«
    »Große.«
    »Inwiefern?«
    »Im Krieg ist es üblich, daß die Grenzen zugemacht werden.«
    Draußen auf der Straße trennten sich auf Betreiben der Männer die Paare, um einander ›nicht zu stören‹. Rolf wandte sich mit Inge nach Norden, Heinz mit Ilse nach Süden. Die Pension der Mädchen lag im Osten. Rolf/Inge gedachten dieselbe also in einem größeren Rechtsbogen zu erreichen, während Heinz/Ilse einem größeren Linksbogen den Vorzug gaben. Zwar wäre es für alle vier gescheiter gewesen, auf dem kürzesten Weg in ihre Betten zu kommen, aber diese Erkenntnis wollten, wie gesagt, die Männer nicht gelten lassen. Sie redeten Umwegen das Wort und drangen bei den Mädchen damit durch.
    Es war hellichter Tag, Vögel zwitscherten in den Büschen, in manchen Fenstern zeigten sich schon muntere Hausfrauen mit ihren Oberbetten, die sie der Sonne aussetzten.
    »Und wir«, sagte Ilse selbstanklägerisch, »woher kommen wir? Die müssen uns das doch

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