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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geübte Praxis, ihn ständig seelischen Wechselbädern auszusetzen, hinterließ deutliche Spuren bei ihm. Zwar war es nicht gerade so, daß er einmal himmelhochjauchzend und dann gleich wieder zu Tode betrübt gewesen wäre, aber Schwankungen in seiner Stimmung, die ihn strapazierten, wurden sichtbar.
    Stumm lief er neben Ilse her. Die beiden hatten eine jener charakteristischen Straßen in Badeorten erreicht, die nur von Privatpensionen in Villenform eingesäumt zu sein scheinen. Vor einem dieser Gebäude, auf das von der linken Seite auch noch eine zweite Straße zulief, blieb Ilse stehen und sagte: »Wir sind da.«
    Heinz hatte das gar nicht gemerkt, obwohl er die Pension ja schon kannte. Er war zu sehr in sich versunken gewesen.
    Ilse blickte die andere Straße hinunter. Sie sah nicht das, was sie suchte, und sagte: »Die waren rascher. Inge wird wohl schon im Bett liegen.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte Heinz.
    Ilse öffnete das Pförtchen des Vorgartens, wobei sie bemüht war, möglichst leise zu sein. Heinz geleitete sie die breite Steintreppe hinauf bis vor die dicke Eichentür.
    »Du meinst, die ist noch nicht da?« raunte Ilse.
    »Mit Sicherheit nicht«, antwortete er ebenso leise wie sie, damit niemand im Haus geweckt wurde. Ihm selbst hätte das ja nichts ausgemacht, aber dem guten Ruf Ilses, eines jungen Mädchens, wäre das nicht förderlich gewesen, hätte es doch die Frage aufgeworfen, woher sie, an der Seite eines jungen Mannes, um diese Zeit kam.
    »Kennst du den Weg, den die genommen haben?« fragte Ilse.
    »Warum?«
    »Er muß länger sein als der unsere.«
    »Muß er das?«
    »Sonst müßten die doch schon hier sein.«
    »Ich kenne den Weg«, log Heinz. »Er ist sogar kürzer.«
    »Dann ist Inge auch schon da, dessen bin ich sicher.«
    »Willst du raufgehen und dich überzeugen? Aber vorher wetten wir noch.«
    Dieses Gespräch zwischen den beiden wäre seiner Natur nach ein in Heiterkeit eingebetteter Dialog gewesen, aber weder Ilse verzog ihre Miene noch Heinz die seine. Ilse wollte nicht in den Verdacht geraten, zur Frivolität zu neigen; Heinz stand noch unter dem Eindruck seiner depressiven Phase seit dem ungünstigen Vergleich mit den Preußen, dem er unterzogen worden war. Es brauchte seine Zeit, bis man so etwas verdaute.
    »Ich bin keine Engländerin, Heinz.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich wette nicht.«
    Ilse steckte den Schlüssel ins Schloß.
    »Kommst du morgen an den Strand, Heinz?«
    »Ja.«
    Sie drehte vorsichtig den Schlüssel herum.
    »Dann schlaf gut.«
    »Ilse …«
    »Ja?«
    »Glaubst du denn wirklich wieder, daß ich mich jetzt einfach ins Bett legen, die Augen zumachen und schnarchen kann?«
    »Wer spricht von Schnarchen?«
    »Ilse, keine Witze, bitte. Du weißt genau, was ich sagen will.«
    »Nicht so laut, Heinz, du weckst das Haus.«
    »Entschuldige«, flüsterte er. »Aber du treibst mich noch zum Wahnsinn.«
    »Das möchte ich nicht, Heinz.«
    »Das tust du aber, Ilse.«
    »Bist du dir denn sicher, daß du mich liebst?«
    »Absolut! Und du?«
    Sie schob lautlos die Tür einen Spalt auf.
    »Für mich ist das nicht so einfach, Heinz.«
    »Warum?«
    »Weil ich …« Sie stockte.
    »Weil du was?« stieß er schon wieder etwas lauter hervor.
    »Pssst!« zischte sie.
    Er wartete.
    »Weil ich verlobt bin, Heinz.«
    Er starrte sie aus allen Wolken gefallen an.
    »Ver … verlobt?« krächzte er.
    Dabei lag nichts näher als das. Warum sollte nicht längst ein Mann bestrebt gewesen sein, sich ein Supermädchen wie Inge zu sichern? Es gab sogar keinen Grund, daß das nicht schon ein Dutzend Männer versucht hatte – und einer war erfolgreich gewesen.
    In den Augen von Heinz war trotzdem etwas erloschen.
    »Ilse«, kam es tonlos von seinen Lippen, »Ilse …«
    Nur das.
    »Heinz, ich weiß, was du denkst.«
    »Das weißt du nicht, Ilse.«
    »Doch, ich hätte dir das eher sagen sollen.«
    »Ich denke etwas ganz anderes, Ilse.«
    »So? Was denn?«
    »Daß ich mit dem ersten Frühzug Heringsdorf verlassen werde.«
    Ilse zog rasch die Tür von außen wieder zu. Dadurch wurde ein gewisses Geräusch erzeugt, das nicht zu vermeiden war.
    »Heinz!«
    »Ja?«
    »Das möchte ich nicht.«
    »Was möchtest du nicht?«
    »Daß du abreist.«
    Heinz senkte das Haupt, blickte zu Boden, wischte sich über die Stirn, blickte Ilse wieder an.
    »Was soll ich denn hier noch?«
    »Du hast mir etwas versprochen, Heinz«, flüsterte sie nicht mehr, sondern sagte es ziemlich laut.
    »Was?«
    »Daß

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