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Sommernachtsschrei

Sommernachtsschrei

Titel: Sommernachtsschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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nur an die Fotos vom Geburtstag, aber nie an den Geburtstag selbst erinnern kannst.«

10
    Vergangenheit
    Und dann war ich zum ersten Mal dabei: bei der Musikprobe!
    Sie waren schon da, warteten im Musiksaal. Früher hätte ich vielleicht ein schlechtes Gewissen gehabt, aber jetzt fühlte ich mich stark. Ich hatte die dämliche Mutprobe bestanden und sie nicht verpetzt. Da konnte ich es mir doch mal leisten, ein paar Minuten zu spät zu kommen. Niemand sagte etwas. Leonie hängte sich ihre Gitarre um, Maya begann auf der Bassgitarre, Vivian ließ einen Trommelwirbel ertönen.
    »Ich hab einen Text für einen Rap«, sagte ich.
    Maya nickte und begann mit einem Basslauf. Und ich fing einfach an zu singen.
    Du sagst, du bist nichts wert.
Man liebt mich nicht.
Ich sage: doch, ich liebe dich.
Das ist unmöglich,
sagst du und drehst dich weg.
    Vivian setzte mit dem Schlagzeug ein und Leonie spielte ein kurzes Zwischenstück, bis ich weitersang.
    Du sagst: Tu mir nicht weh.
Ich sag: Dann geh! Geh, geh!
Liebe braucht Mut,
stürz dich vom Fels
und flieg!
    Ich kann nicht!
Sagst du.
Ich sterbe!
No!
Doch!
Feigling!
    Sag ich doch: ich bin nichts wert.
Gib mir die Hand und spring
Mit mir!
Nein!
    Dann geh und versteh
Liebe braucht Mut! Mut! Mut!
    Mayas Bass klang aus und dann herrschte Stille. Wir hatten uns selbst beeindruckt.
    Vivian schlug auf die Trommel und riss uns aus unserer Andacht. »He, das war ziemlich cool!«, sagte sie und legte gleich mit einem Trommelwirbel nach.
    »Find ich auch«, meinte Maya.
    Leonie nickte und zog schweigend den Gitarrenriemen über den Kopf und schüttelte ihr Haar. Sie schien immer noch ein Problem mit der Tatsache zu haben, dass nicht sie, sondern ich vorn am Mikro stand und sang. Obwohl sie doch viel schöner war als ich.
    »Wer hat was dagegen, dass wir am nächsten Samstag nach dem Basketballspiel auftreten?«, fragte Vivian und ließ einen Paukenschlag folgen.
    Am Samstag fand in Prien ein Basketballturnier statt und auch unsere Schule stellte eine Mannschaft. Anschließend würde eine Party stattfinden.
    »Niemand!«, rief ich übermütig, worauf mir Leonie einen giftigen Blick zuwarf und sagte: »Wir haben noch nicht oft genug zusammen geübt. Und ich habe keine Lust, mich zu blamieren.«
    Doch Vivian und Maya waren für den Auftritt und so fügte sich Leonie schließlich.
    Mir war klar, dass sie einfach nicht wollte, dass ihr jemand die Show stahl. Noch dazu jemand wie ich.
    Die ganze Woche war ich aufgeregt und übte zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Nicht nur unter der Dusche und im Bett, auch auf dem Schulweg und beim Fernsehen. Meine Eltern lachten nur. Sie waren froh, dass ich mich in der neuen Umgebung so wohlfühlte und Anschluss gefunden hatte. Sie hatten ja keine Ahnung, welchen Preis ich dafür gezahlt hatte.
    Am Samstag war es endlich so weit. Die Mannschaft unserer Schule belegte den dritten Platz, wir hatten alle mitgefiebert und sie angefeuert. Die Stimmung war ausgelassen, denn die Gastgeber hatten den Pokal gewonnen.
    Im Schulhof hatte man eine Bühne aufgebaut und an aufgestellten Tischen konnte man Getränke und Würstchen kaufen. Ein rotes Licht verlieh der Bühne selbst am Nachmittag etwas Interessantes. Eine Band aus der Umgebung hatte gerade aufgehört zu spielen. Jetzt waren wir dran.
    Das ganze Publikum starrte zu mir herauf. Irgendetwas stimmte nicht, merkte ich. Aber was? Ich drehte mich zu Leonie um, auch sie starrte mich entsetzt an. Maya schüttelte den Kopf und Vivian verzog das Gesicht. Was war nur los mit mir?
    Ich sah an mir herunter. Die Erkenntnis traf mich wie ein elektrischer Schlag. Ich war splitternackt! Ich musste in der Aufregung vergessen haben, mich anzuziehen.
    Und da brach es auch schon los, das Gejohle und Gelächter. Ich drehte mich um und wollte hinter den Vorhang flüchten, doch meine Beine waren steif. Sie bewegten sich keinen Millimeter. Ich war eine lebende Statue! »Nein!«, schrie ich – und wachte auf.
    An diesen Albtraum dachte ich wieder, als wir auf die Bühne stiegen. Endlich! Der Applaus brandete auf, aber ich konnte mich nicht bewegen. Da schob mich Leonie nach vorn zum Mikro und flüsterte mir ins Ohr: »Gib dein Bestes!« Dieser Satz riss mich aus meiner Starre. Ja, das wollte ich!
    Und schon beim ersten Song sah ich ihn in der Menge: Maurice! Er stand links vorne und er sah zu mir herauf! Oder bildete ich mir das nur ein? Egal, ich gab mein Bestes!
    Ein Song jagte den nächsten und das Publikum war total

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