Sommernachtszauber
du nichts dagegen hast, dann gehe ich jetzt. Vielen Dank, dass du …«
»Nein, ich danke dir !« Topsys Blick weilte immer noch schwärmerisch auf Dorchester. »Ich fühle mich großartig. Einfach wunderbar. So glücklich bin ich nicht mehr gewesen, seit mein Eddie neunzehnhundertneununddreißig aus Bagley fortging …«
12. Kapitel
O hne Zweifel war diese Woche eine der schönsten seit Langem gewesen, dachte Joss, als sie am Freitag, zur Radiomusik singend, die restliche Bügelwäsche erledigte.
Eine so wunderbare Woche hatte sie nicht mehr erlebt, seit sie mit Marvin lange genug verheiratet war, um zu erkennen, dass sie miteinander niemals »glücklich bis ans Ende ihrer Tage« sein würden, und seit sie sich schließlich damit abgefunden hatte, dass die Kinder, die sie empfangen, ausgetragen, zur Welt gebracht und genährt hatte, in keiner Weise so waren, wie sie es sich gewünscht und erhofft hatte.
Seit diesem sagenhaften Samstagabend im Weasel and Bucket hatte Marvin schlechte Laune und kaum ein Wort gesprochen. In der folgenden Nacht war er immer wieder aufgestanden und hatte Verdauungspastillen eingeworfen und vor sich hin gestöhnt. Joss war klar, dass die Verdauungsprobleme mit Marvins Ärger zusammenhingen, und nicht mit dem köstlichen Essen im Weasel and Bucket , und so kuschelte sie sich unter ihre Bettdecke und lächelte vor sich hin. Als Marvins explosive Darmbeschwerden zu einer Lautstärke anschwollen, mit der er einer Trompetencombo hätte Konkurrenz machen können, schloss Joss Augen und Ohren und ließ in Gedanken noch einmal den vergangenen Abend mit Tanz und Gelächter und unbeschwerter, ausgelassener Fröhlichkeit Revue passieren.
Am Sonntag hatte dann Simon angerufen und danach hatte sich Marvin knurrend noch tiefer in den Schmollwinkel zurückgezogen. Offenbar hatten Simon und Sonja nun getrennte Schlafzimmer; Sonja hatte Simon verboten, je wieder mit Marvin zusammen Golf zu spielen; die beiden kündigten die Teilnahme an der kulinarischen Samstagabendrunde und machten Marvin heftige Vorwürfe, dass er solch ein abstoßend ordinäres Lokal ausgewählt hatte.
Marvin hatte daraufhin in einem Wutausbruch den Sunday Telegraph quer durch die Küche geschleudert und sich anschließend im Badezimmer eingesperrt.
Seine miesepetrige Übellaunigkeit hielt die ganze Woche über an, und so hatte Joss jede Menge Zeit, in aller Ruhe ihren eigenen Interessen nachzugehen. Natürlich verlief sonst alles wie immer, nur eben weitgehend schweigend, und Joss fand es ausgesprochen angenehm, ausnahmsweise mal von Marvins Genörgel und seinen Zurechtweisungen verschont zu bleiben, weil sie für den Reinfall ja nun wirklich nicht verantwortlich zu machen war.
Die Hausarbeit war im Handumdrehen erledigt, und Marvin war so wortkarg, dass er sich nicht einmal über verbrannten Toast oder zu hart gekochte Eier oder das von ihr zubereitete Abendessen beschwerte. Joss tippte die Protokolle der Nachbarschaftswache so beschwingt wie selten und hatte außerdem die Gelegenheit ergriffen, unter dem Künstlernamen Maggie Mettle für den Bagley Bugle einen Artikel zu schreiben, in dem sie vorschlug, das Volksfest Russet Revels an dem arbeitsfreien Montag im August wieder aufleben zu lassen. Marvin hatte den Artikel, ohne einen Blick darauf zu werfen, mit den übrigen Unterlagen eingepackt, damit seine Sekretärin Anneka die nächste Ausgabe druckte und band.
Nicht dass Joss die Wiederbelebung der Russet Revels am Herzen gelegen hätte, es machte ihr einfach nur Spaß, diese anonymen kleinen Beiträge zu verfassen, um den inhaltlich sonst eher langweiligen Bugle ein bisschen aufzupeppen. Und sie freute sich schon sehr darauf, noch heute die junge Sukie Ambrose über die Cancan-Truppe zu interviewen und zudem einen Hinweis auf ihre Aromatherapie und die Hausbesuche einzuflechten. Für diesen Beitrag würde sie ein exotisches, französisch klingendes Pseudonym wählen – vielleicht etwas Überkandideltes wie Fi-Fi Lamour oder so ähnlich? Sie kicherte vor sich hin.
Und noch viel mehr, dachte sie vergnügt, während sie Marvins weiße Hemden auf die Bügel hängte, seine Unterhosen und Socken faltete – Marvin bestand grundsätzlich darauf, dass seine Unterwäsche gebügelt wurde – und in die entsprechenden Schubladen räumte, freute sie sich auf die Massage. Der heutige Termin war ein weiteres köstlich prickelndes Geheimnis, das ihr diese Woche versüßte.
Valerie hatte ihr bei einem ihrer unerlaubten
Weitere Kostenlose Bücher