Sommernachtszauber
außerdem würde Marvin nie im Leben ein Tempolimit überschreiten. Ach, jetzt hab ich diese Massage aber wirklich dringend nötig – mein Herz klopft wie verrückt. Ist dir auch nichts passiert?«
»Nein, nein, alles bestens, Liebes. Aber« – Valerie lehnte sich zurück und runzelte die Stirn – »weißt du, ich glaube trotzdem, das war Marv.«
»Sicher nicht.« Allein der Gedanke nötigte Joss ein verzerrtes Lächeln ab. »Glaub mir, Marvin tut nie etwas, das von seinem Charakter und seinen Gewohnheiten abweicht. Freitags kommt er nie um diese Zeit nach Hause. Er ist meilenweit weg, zum Glück. So, da wären wir …«
Sukie bereitete sich auf ihre allererste Hausmassage vor und sah sich voller Stolz in ihrem Wohnzimmer um. Mit brennenden Rosenduftkerzen, dem Regal mit aufgereihten Fläschchen voller Essenzen, Basisölen und Kupferschalen zum Mischen sowie all ihren eingerahmten Aromatherapie- und Massage-Zertifikaten an den Wänden sah es rundum aus wie in einem exklusiven privaten Schönheitssalon. Coras grün-goldene Velourstapete und die flaschengrünen Samtvorhänge hatte sie gründlich ausgebürstet, sie verliehen dem Raum eine behagliche, luxuriöse Note, und der Massagetisch von Beauty’s Blessings passte perfekt dazu.
Jennifer hatte sich diese Woche von ihrer allerbesten Seite gezeigt, sie nicht nur mit dem Tisch, sondern auch mit Stapeln flauschiger Handtücher und dazu passenden Bademänteln versorgt und hatte Berge versetzt, um Sukie rechtzeitig alle behördlichen Genehmigungen und den nötigen Versicherungspapierkram zu beschaffen, damit sie von zu Hause aus arbeiten konnte.
Natürlich hatte sich Jennifer auch darüber gefreut, dass Sukie seit Montag mit den mobilen Massagen unheimlich viel zu tun hatte. Sie hatten rasch zu einer Routine gefunden, indem Sukie jeden Morgen in Hazy Hassocks im Salon ihren Terminplan abholte und zwischendrin regelmäßig zurückkam, um Jennifer bei Nagelverlängerungen und Gesichtsbehandlungen zur Hand zu gehen.
»Wir brauchen wirklich Unterstützung von der Berufsschule«, hatte Jennifer aufgeregt gesagt, während sie die Reste der Gesichtsmaske aus den tiefen Gletscherspalten einer älteren Sonnenanbeterin aus Fritton Magna pulte. »Es kommen jede Menge Buchungen für deine mobilen Massagen. Ich sehe schon, dass du bald mehr außerhalb des Salons arbeiten wirst als hier drinnen, und allein schaffe ich nicht alles. Ich kann ja schlecht zwei Firmen auf einmal managen. Aber denk nur an all das schöne Geld, das dadurch reinfließt, Sukie.«
Und Sukie hatte gelächelt und genickt und ihrem Glücksstern gedankt, dass Jennifer dank Coras Stickbildern und dem Garten von Pixies Laughter und natürlich dank Derry Kavanaghs Hilfe nie vom Verlust der Essenzen zu erfahren brauchte, und dann hatte sie sich wieder dem Wohlergehen und der Schönheit ihrer Kundschaft gewidmet.
Tag für Tag mit den Massagen beschäftigt zu sein und allabendlich damit, das Esszimmer zu entrümpeln, hatte noch andere Vorteile: Es hielt Sukie davon ab, allzu viel über gewisse Themen nachdenken zu müssen, über Themen wie Topsy und Dorchester oder über Coras Rezepte oder über Liebestränke.
Und vor allem wollte sie nicht über Derry nachdenken.
Das erhoffte Piks-und-Ping war ins Wasser gefallen. Sie waren aus dem Barmy Cow nach Pixies Laughter zurückgekommen, vor Lachen glucksend wie die Kinder, und hatten sich noch immer über Dorchesters und Topsys unbegreifliches verliebtes Getue nach der Massage gewundert. Und während beide noch vermieden hatten, darüber nachzudenken, was das bedeuten könnte – da hatte plötzlich Millas Wagen vor der Tür gestanden, und sie selbst war vor Wut ganz außer sich um das Cottage herumgetigert.
»Meine verfluchte Mutter!«, hatte Milla ihnen entgegengeschrien. »Meine verfluchte Mutter hat einen Mann zum Essen eingeladen! Einen Mann, der ein passender Ehegatte für mich sein soll! Ein Mann, der nicht nur dreihundert Jahre alt ist und schon vier Ehefrauen verschlissen hat, sondern außerdem noch nicht einmal mehr eigene Haare oder eigene Zähne hat! Aber er ist ein Baron, und da spielt alles andere für meine verfluchte Mutter natürlich überhaupt keine Rolle! Und sie war so was von gar nicht subtil! Sie hätte sogar der kupplerischen Mrs Bennet aus Stolz und Vorurteil noch ein paar Kniffe verraten können!«
Sukie hatte versucht, das Lachen zu unterdrücken, und war in die Küche geeilt, um Kaffee zu machen. Sie hatte es Derry überlassen,
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