Sommernachtszauber
die aufgebrachte Milla zu beschwichtigen. Dann galt es, einigen unangenehmen Fragen auszuweichen, zum Beispiel, was das Durcheinander im Haus solle und woher der Blumenstrauß käme und warum Derry und Sukie zusammen unterwegs gewesen seien.
Glücklicherweise kreisten Millas Gedanken viel zu sehr um den Versuch ihrer verfluchten Mutter, einen Ersatz für Bo-Bo ins Leben ihrer Tochter zu schleusen, als dass sie über irgendetwas anderes lange nachgedacht hätte.
Derry hatte sich nach dem Kaffee bald verabschiedet, hatte Milla geküsst und Sukie zugegrinst, und da sie beruflich so dermaßen eingespannt war, hatte sie ihn seitdem nicht wiedergesehen.
Ach ja … Sukie zwang sich, ins Hier und Jetzt zurückzukehren, und warf einen letzten Blick aus dem Esszimmerfenster, bevor sie die Samtvorhänge zuzog, um für ungestörte Privatsphäre und ein behagliches und entspannendes Ambiente zu sorgen. Sie legte die Hände aufs Fensterbrett und nahm das Bild in sich auf. Wenn die Sonne schien, war der Garten wie verwandelt. Die Natur war wirklich eine Zauberin. All das öde, tropfende, gespenstische Gestrüpp war auf geheimnisvolle Weise getrocknet, hatte sich entwirrt und zu übermütig dahingeworfenen Stauden mit glänzenden Blättern und unzähligen kleinen Blüten geformt und sah nun wieder wie ein richtiger Cottage-Garten aus.
Wenn sie mit der Aromatherapie auf Basis selbst gepflückter Pflanzen weitermachen wollte, würde sie Derry bitten müssen, die sprießenden Knospen für sie zu identifizieren. Damit sie auch bestimmt keine Fehler machte, natürlich. Schließlich wäre es für ihr Gewerbe absolut tödlich, wenn sie die falschen Pflanzen sammelte und ihre Klienten nach der Behandlung alle galoppierende Nesselsucht bekämen. Das war doch auch ein wirklich triftiger Grund, mit ihm in Verbindung zu bleiben.
»Mach dir doch nichts vor«, sagte sie zu sich selbst und schloss die Vorhänge. »Du willst doch nur den letzten Sonntag wiederholen. Aber das geht nicht, und das darfst du nicht, denn er gehört zu Milla und hat nicht das geringste Interesse an dir, okay?«
Ohne auf eine Antwort zu warten – weil sie schon wusste, wie die ausfallen würde -, tapste sie aus dem Zimmer, um ihre ersten zahlenden Gäste willkommen zu heißen.
Val und Joss erzählten beide gleichzeitig aufgeregt von dem Beinahe-Zusammenstoß mit dem irren Autofahrer, bewunderten mit vielem »Oh!« und »Ah!« die Inneneinrichtung von Pixies Laughter und vor allem das neu gestaltete Esszimmer.
»Hier drüben könnt ihr euch ausziehen«, sagte Sukie und wies auf einen kleinen, mit dunkelgrünen Vorhängen abgetrennten Bereich, »und euch in diese Handtücher hüllen – ich hoffe, sie sind warm genug -, und dann könnt ihr euch aussuchen, wie wir weiter vorgehen. Wollt ihr einzeln, jede für sich, massiert werden? Oder zusammen, jede im Beisein der anderen?« Sie hatte sich entschlossen, auch Joss gegenüber auf das förmliche Sie zu verzichten, um die Atmosphäre entspannter zu gestalten, und das schien dieser nur recht zu sein.
»Zusammen!«, riefen Joss und Val im Chor und begannen, bereits kichernd, sich auszuziehen.
Als Val sich mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch gelegt und Joss es sich im Bademantel in einem Sessel bequem gemacht hatte, schaltete Sukie auf ihr professionelles Programm um. Auf diesem Gebiet war sie wirklich gut, das wusste sie. Und es machte ihr Spaß. Wenn sie arbeitete, war alles andere unwichtig. Sogar Derry Kavanagh. Jedenfalls so ziemlich.
»Wenn es dir recht ist, mache ich erst dein Bein, Val, und danach dann die Ganzkörpermassage. Zieh einfach das Handtuch ein wenig hoch. Genau so. Danke. Also, von den Zehen bis zum Knie, nicht wahr?«
»Ja, bitte. Und besonders am Knöchel. Der Doktor hat es sich angesehen und gemeint, es ist nur eine Muskelzerrung, aber es tut immer noch tierisch weh, wenn ich auftrete.«
»Jetzt wird es bald besser …« Sukie entkorkte eines der kleinen Schmuckfläschchen und träufelte mit der Pipette behutsam sechs Tropfen in die Basis aus Mandelöl. Sie hatte die selbst gemachte Mischung aus Rosmarin und Lavendel gewählt, weil diesen beiden Pflanzen hervorragende Heilkräfte zugeschrieben wurden.
»Oh, das riecht aber gut, Sukie.« Valerie war schon ganz aufgeregt vor Vorfreude. »Als ob auf einmal der Garten ins Haus gekommen wäre!«
»Wunderbar«, murmelte Joss schläfrig und sog von ihrem Sessel aus tief den Duft ein. »Als wären die Blumen so greifbar nahe, dass man nur die
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