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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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überzeugt, anstelle der Decke einen blauen Sommerhimmel zu sehen, und konnte direkt hören, wie Bienen um die zum Greifen nahen, üppigen Blüten summten.
    Sie war so seelenruhig, so glücklich, so entspannt. Ob Sukie den Blütenessenzen irgendwelche Rauschmittel zugesetzt hatte? Vielleicht – das war wohl die einzig mögliche Erklärung. Doch es war Joss gleichgültig, denn nun wusste sie, dass sie alles schaffen konnte. Ganz gleich, was es war.
    »Jocelyn!« Marvins schroffe Stimme von jenseits der Tür durchschnitt mit brutaler Schärfe die ganze prachtvolle Herrlichkeit. »Du hast die Sandwichs mit Pickles gemacht! Dabei sind sie mit Schinken! Du weißt doch, dass ich zu Schinken immer Chutney haben will!«
    Der Traumwald löste sich auf.
    Mit dem Gefühl schmerzlichen Verlusts sah Joss sich um. Sie war wieder in ihrer Kunststoffwanne, umgeben von erkaltendem Wasser und unscheinbaren, farblosen Kacheln.
    »Jocelyn!«
    »Komme gleich.« Beglückt, dass ihre optimistische Gelassenheit nach wie vor anhielt, obwohl die traumhafte Umgebung verschwunden war, zog sie sich in der Wanne hoch. Schließlich hatte sie die kleinen Flaschen ja noch immer in ihrer Tasche! Wann immer sie wollte, konnte sie sich in den Waldsee ihrer Träume davonstehlen.
    Sukie hatte ihr reine Wonne auf dem Silbertablett serviert.
     
     
    Als sie sich abgetrocknet, eingecremt, geschminkt und angezogen hatte – knielanger schwarzer Rock, hautfarbene Strumpfhosen, cremeweiße Bluse und schwarzer Blazer -, war es ein Uhr vorbei, und Marvin hatte alle Sandwichs aufgegessen, trotz der unerwünschten Pickles.
    »Wo willst du hin?« Er löste kurz den Blick von einer Fernsehsendung über biodynamische Schrebergärten. »Zu einer Beerdigung?«
    »Zu einem Vorstellungsgespräch«, antwortete Joss und sammelte ihre Handtasche, die Schlüssel und die flachen schwarzen Schuhe ein. »Genau wie gestern.«
    Marvin hatte mächtig geschmollt, als sie vom Winterbrook Advertiser nach Hause gekommen war, vor allem, weil sie in eine Sendung über verhängnisvolle Urlaubsromanzen geplatzt war. Als sie sich über die Hintergründe ihres Ausflugs wenig gesprächig zeigte, hatte er sie mit Hohn und Spott überhäuft und wieder seine alte Leier abgelassen, dass kein Mensch eine Frau einstellen würde, die nicht mal Basisqualifikationen vorweisen konnte, und dass sie ihre Zeit verschwendete und dass sie sich verkleinern und den Bungalow verkaufen müssten, und dann sei aber Schluss mit ihrer Herumtreiberei. Joss hatte darauf geantwortet, sich vom Bungalow aus zu verkleinern, hieße dann ja wohl, in einer Hütte zu wohnen, und Marvin war puterrot angelaufen und hatte getobt und vor jedem zweiten Wort verdammt gesagt und den Winterbrook Advertiser gegen den Bildschirm geschmissen.
    Nun wandte er die Augen von dem Beitrag »Wie mulche ich Stangenbohnen mit frischem Viehdung?« und entblößte die Zähne wie zu einem Lächeln. »Wenn du meinst, du könntest in diesem Supermarkt in Hassocks arbeiten, dann musst du umdenken, meine Dame. Während du gestern fort warst, habe ich das Bewerbungsformular gefunden – es liegt jetzt geschreddert auf dem Grund der Wertstoff-Tonne.«
    Joss starrte ihn an, fest entschlossen, sich ihren Zorn nicht anmerken zu lassen, und wünschte, sie hätte das Formular von Big Sava sorgfältiger versteckt. »Glaubst du denn, das könnte mich aufhalten? Ich kann mir so viele Bewerbungsformulare holen, wie ich will. Was in aller Welt ist denn nur in dich gefahren, Marvin? Ich will doch nur einen kleinen Job annehmen, damit wir nicht ganz so knapp bei Kasse sind … als Überbrückung, bis du eine andere Stelle gefunden hast, um uns aus der Klemme zu helfen.«
    »Ich will keine verdammte Hilfe von dir! Ich will nicht, dass du einen Job machst, den jeder schwachsinnige Affe besser hinkriegen würde als du! Ich will mich nicht von einer Frau aushalten lassen!«
    »Ich werde dich wohl kaum aushalten.«
    »Mit Regal-Einräumen im Supermarkt bestimmt nicht! Etwas Besseres kannst du ja nicht – und wahrscheinlich nicht einmal das halbwegs richtig! Du bist zu nichts zu gebrauchen, Jocelyn! Nutzlos!«
    Wieder starrte Joss ihn an. Das wirklich Sonderbare an der Situation war, dass seine Worte sie zwar genauso sehr verletzten wie immer, aber dass sie sich davon nicht entmutigen ließ. Auch wenn sie ganz aufmerksam in sich hineinhorchte, fühlte sie sich nicht im Mindesten eingeschüchtert und hatte anders als sonst auch nicht das Bedürfnis, sich umgehend für

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