Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Kopf hob und mich ansah, war so beängstigend, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Und dann war da noch dieses Schwert. In einem kurzen Augenblick hat es das Licht, das von außen dorthin drang, reflektiert. Es kam mir auf eine befremdliche Art und Weise bekannt vor und ich habe lange überlegt, wo ich es schon einmal gesehen haben könnte. Dann ist mir wieder eingefallen, dass meine Urgroßmutter einst davon berichtet hat. In diesen Erzählungen ging es um die Túatha Dé Danann.“
„Warum wundert mich das nicht?“, fragte Perchta mit einem Klang von Verbitterung in ihrer Stimme. Sie senkte den Kopf und schwieg. Arrow fragte sich, was sie in diesem Moment wohl denken mochte und ob es eine Möglichkeit gab, sie davon zu überzeugen, ihr noch eine Chance zu geben. Aber war das nicht auch in gewisser Art und Weise ungerecht? Weder Perchta noch ihre Tochter hatten je eine Wahl gehabt. Auf allen erdenklichen Wegen hatte das Schicksal ihnen Steine in den Weg gelegt. War es da nicht unfair, sie darum zu bitten, eine Tür offen zu halten?
Wieder einmal warf die Herrscherin des Holunderwaldes der Merga einen Blick zu. Das Reittier trat Neve gegenüber und sah ihr tief in die Augen.
„Es ist an der Zeit, zu prüfen, ob du die Wahrheit gesagt hast“, sagte Frau Perchta kraftlos.
Die Elfe wandte sich unterdessen der furchterregenden Kreatur zu und erwiderte: „Ich habe keine Angst. Sie wird erkennen, dass ich reinen Herzens bin.“
Sie schauten sich einen gefühlt unendlichen Moment lang in die Augen und währenddessen hatte es den Anschein, als würde Neve das ganze Ereignis noch einmal durchleben, denn in ihrem Gesicht spiegelten sich all die tragischen Gefühle noch einmal wider. Von der Überraschung, als sie den Puka erblickte, über den Schrecken, als sie Elaine vorfand, der Angst, als sie den Fremden bemerkte bis hin zu dem Schmerz, den sie gespürt hatte, als sie Elaine das Messer in den Leib gerammt hatte. Als die Merga von ihr abließ, sank sie kraftlos zu Boden und brach ein weiteres Mal in Tränen aus.
„Sie hat die Wahrheit gesagt“, flüsterte Frau Perchta mit belegter Stimme, während ihr die Enttäuschung darüber ins Gesicht geschrieben stand, denn sie sehnte sich nach Rache.
Arrow verspürte Erleichterung, zum einen, dass Neve offenbar keine Verräterin war und zum anderen, dass sie ihr gegenüber von diesem Verdacht nichts erwähnt hatte.
„Kann ich irgendetwas tun?“, fragte Arrow mitfühlend.
Perchta hob den Blick und musterte sie eingehend.
„Ich fürchte, dass es für diese Frage zu spät ist.“
„Ich weiß, dass nichts auf der Welt Eure Tochter zurückbringen kann. Doch wenn Ihr es erlaubt, werde ich dabei helfen, ihren Mörder zu finden und ihn für diese Tat bezahlen zu lassen.“
„Keine Strafe könnte je wieder gut machen, was er angerichtet hat. Nicht meiner Tochter gegenüber, nicht mir gegenüber und auch nicht dem Rest dieser Welt gegenüber.“
„Ich kann Euren Schmerz nachempfinden, aber wenn wir jetzt aufgeben, dann haben die Túatha Dé Danann gewonnen, jetzt und für alle Zeit.“
Perchta lachte verachtend auf. „Gar nichts kannst du nachempfinden, oder glaubst du tatsächlich, dass es ebenso schwer ist, sein Kind fortzugeben wie vor seinem toten Körper zu stehen? Davon abgesehen liegt die Entscheidung nicht bei mir allein. Bei allen Informationen, die man dir seit jeher vorenthalten hat, nehme ich an, dass du inzwischen weißt, was Perseiden sind? Wesen höherer Macht. Bei den Menschen würde man sie als Götter bezeichnen. Wie Sterne streifen sie über den Himmel und halten die Fäden des Schicksals in der Hand. Sie entscheiden über Leben und Tod, über das Fortbestehen oder die Zerstörung einer Welt. Was denkst du, wie sie reagieren werden, wenn sie erfahren, was geschehen ist? Elaines Tod ist nicht nur ein Verrat an mir, sondern auch an ihnen. Sie war das Pfandstück für die Vergehen, die die Nyriden begangen haben, das Wertvollste dieser Welt und die Hoffnungsträgerin zwischen Himmel und Erden. Wie viel, meinst du, wird ihnen eine Welt wert sein, die noch nicht einmal imstande ist, ihr größtes Heiligtum zu schützen? Solange die Nyriden nicht frei sind, obliegt es den Perseiden, über uns zu richten. Und glaube mir, bisher haben wir uns immer näher am Abgrund befunden als irgendeine andere Zivilisation es je getan hat.“
„Aber ich verstehe es nicht“, meldete Neve sich zu Wort. „Welchen Vorteil könnten die Túatha Dé Danann aus Elaines
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