Somnambul Eliza (German Edition)
hatte er bloß
vergessen, es auszuschalten. Einen Moment lang stand sie unschlüssig da, dann
ging sie, statt auf die Küchentür, auf die Tür des Arbeitszimmers zu und spähte
hinein.
„Du arbeitest noch?“ fragte sie überrascht,
als sie Valeriu am Schreibtisch sitzen sah.
„Schon, Liebste. Nicht noch“, erklärte
er lächelnd, als er von seinem Laptop aufblickte, neben dem ein dicker
Aktenordner aufgeschlagen lag. Er schaute sie amüsiert an und Eliza folgte
etwas irritiert seinem musternden Blick, bis ihr ihr Aufzug bewusst wurde. Ihr pinker Nicki-Bademantel und
die rosa Flauschpuschen, die sie bei einem Bummel mit Stephan erstanden hatte,
dazu Haare als hätte sie in eine Steckdose gefasst – sie sah wirklich zum
Fürchten aus.
„Du siehst zauberhaft aus, mein Herz“,
sagte Valeriu und verwirrte sie damit komplett, denn dem Klang seiner Stimme
nach zu urteilen, meinte er das völlig ernst. Doch gleich darauf tauchten
Sorgenfalten auf seiner schönen glatten Stirn auf.
„Hast du Schmerzen? Kannst du wegen
deiner Schulter nicht schlafen?“ wollte er besorgt wissen und war schon
aufgestanden und auf sie zugekommen. Er trug noch oder wieder den gleichen
schmeichelnden silbergrauen Pullover wie am Vorabend.
„Nein, es ist nicht die Wunde. Nun ja,
jedenfalls nicht nur. Ich kann einfach nicht schlafen. Was hast du gerade
gemacht?“ fragte sie und ließ sich vorsichtig auf der roten Chaiselongue
nieder.
„Ich bearbeite immer um diese Zeit meine
Geschäftspost und beantworte meine E-Mails“, erklärte er.
„Brauchst du denn gar keinen Schlaf? Wir
waren noch bis nach zwei Uhr zusammen und um fünf sitzt du schon wieder am
Schreibtisch. Du bist furchtbar blass und siehst abgespannt aus.“
„Mir geht es gut“, erklärte er. „Aber du
siehst aus als wäre dir kalt und außerdem brauchst du deinen Schlaf. Ich werde
dir eine heiße Milch machen und dann bringe ich dich wieder ins Bett.“
Eliza musste schmunzeln: „Das klingt so
eigenartig. Du bist einfach zu jung für diese väterliche Fürsorge.“
„Oh, es war nicht meine Absicht,
väterlich zu sein“, gab Valeriu mit einem zerknirschten Lächeln zurück. Er
verschwand in der Küche und kam wenig später mit einem Glas Milch zurück. Eliza
nahm das kochend heiße Glas entgegen und wunderte sich, dass er es so einfach
hatte anfassen können. Schnell stellte sie es auf dem kleinen Beistelltisch ab.
„Ich mache mir wirklich Sorgen um
dich. Diese tiefen Ringe um deine Augen, dein blasser Teint, die immerzu kalten
Hände und die Schlafstörungen. Du solltest dem nachgehen und dich mal gründlich
durchchecken lassen“, meinte sie, doch Valeriu schaute sie wieder mit diesem
charmant-amüsierten Blick an, bei dem es ihr immer schwer fiel, noch klar zu
denken.
„Ist das dein Ernst oder willst du mich
nur beschämen? Jemand bringt dir meinetwegen aufs
Hinterhältigste Verletzungen bei und du machst dir Sorgen um meine
Gesundheit? Manchmal bist du mir ein Rätsel.“
Eliza lächelte ihn an: „Schön,
dass es dir auch ab und zu so geht.“
Dann nippte sie versuchsweise an der
Milch, die inzwischen so weit abgekühlt war, dass man sie in kleinen Schlucken
trinken konnte. Mit der Zunge leckte sie den kleinen Milchbart ab, der sich
über ihrer Oberlippe gebildet hatte.
„Du machst das so elegant und graziös
wie eine Katze“, meinte Valeriu, der locker an seinen Schreibtisch gelehnt
stand und ihr zuschaute.
„Komm gehen wir nach oben“, sagte er und
diesmal war der Klang seiner Stimme kein bisschen väterlich, sondern äußerst
verführerisch.
„Wann musst du heute los?“ wollte Eliza
wissen.
Valeriu dachte einen Moment nach,
schaute aber weder auf seinen Kalender noch auf sein Smartphone.
„So gegen sieben“, sagte er schließlich.
„Ich könnte so lange mit dir aufbleiben
und mich hinterher nochmal hinlegen. Wir haben noch nie zusammen gefrühstückt
und ich habe dir noch nie nachgewunken, wenn du zur Arbeit gefahren bist.“
Valeriu grinste und seine Augenbraue
vollführte wieder diese hübsche kleine akrobatische Übung.
„Das würde auch nicht zu uns passen, Eliza.
Es ist mir lieber, zu wissen, dass du deinen wohlverdienten Schlaf bekommst. Du
weißt, ich mag es, wenn du in meinen Armen einschläfst.“
Auch Eliza hatte das jedes Mal sehr
genossen und außerdem tat die heiße Milch schon ihre Wirkung und sie musste ein
Gähnen unterdrücken. Valeriu fuhr sein Notebook herunter und löschte das Licht.
Dann begleitete er
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