Somnambul Eliza (German Edition)
ihn
anzusehen. Seine Stimme hatte wieder diesen harten Klang angenommen, als er
wiederholte: „Ist dir klar, was du da sagst? Ich bin ein Geschöpf der Nacht und
trotz aller Kultivierung unfähig, meine wahre Natur gänzlich zu verleugnen.
Seit wir uns kennengelernt haben, kämpfe ich gegen den Drang an, meine Zähne in
deinen schönen Hals zu schlagen. Du hast mich in deinen Bann gezogen und alle
meine Sinne angesprochen, auch meine vampirischen.“
Er lächelte gequält und ein wenig grimmig
und Eliza gab sich Mühe, seinem Blick standzuhalten, obwohl seine Worte nicht
ganz spurlos an ihr vorübergegangen waren.
Doch er fuhr bereits fort: „Deine
Stimme, deine Bewegungen, dein Duft sind pure Verführung. Anfangs hätte mich
das Verlangen manchmal fast übermannt. Ich kann dir nicht sagen, wie schwer es
mir von Zeit zu Zeit gefallen ist, wenn du mir so nah warst und manchmal fällt
es mir noch immer schwer. Ich liebe dich, Eliza, und der bloße Gedanke, dich zu
verletzen, ist mir unerträglich. Ich habe gelernt, Vorsichtsmaßnahmen zu
treffen, niemals durstig zu sein, wenn du bei mir bist und mich rechtzeitig
zurückzuziehen, wenn ich nicht für deine Sicherheit garantieren kann. Aber
dennoch bleibt die Gefahr, die Unberechenbarkeit meiner Natur.“
Eliza hielt dem niedergeschlagenen,
gequälten Blick seiner bunten Augen noch immer stand und sie hoffte, dass aus
ihrem Blick all die ehrlich empfundene Liebe sprach, die sie für ihn empfand.
„Valeriu, ich weiß, dass es niemals dazu
kommen wird. Ich vertraue dir. Ich vertraue dir mehr als jedem anderen. Du bist
keine Bestie, die eine menschliche Maske trägt, deine Kultiviertheit ist keine Maskerade. Du bist durch und durch der Mann, in den ich mich verliebt
habe. Ein Gentleman und Edelmann mit all den Eigenschaften, die sich eine Frau
erträumt. Der Mann, der von Schiele beeindruckt ist und der sich von Reynolds
und Whistler hat portraitieren lassen.“
Zur Unterstreichung ihrer Worte streckte
sie die Hand nach ihm aus und fuhr mit bebenden Fingerspitzen an seinen
Schläfen hinab und sie konnte spüren, wie er die Zähne aufeinander biss, als
sie die Konturen seiner markanten Wangenknochen nachfuhr und dann den
sinnlichen Wölbungen seiner Lippen folgte.
„Ich liebe dich, Valeriu. Daran wird
sich nichts ändern“, flüsterte sie fast unhörbar und streckte sich, um ihn zu
küssen.
Valerius schönes Antlitz offenbarte die
unterschiedlichsten Empfindungen.
„Ich hätte das niemals zu hoffen
gewagt“, erwiderte er mit einem kehligen Timbre in seiner schönen Stimme und
dann plötzlich lagen seine Lippen auf ihren und all die Fragen und Bedenken
wurden durch die Urgewalt dieses Kusses hinweggefegt, wie von einem Orkan. Sein
Kuss war nicht drängend oder fordernd, sondern von seiner ureigenen elementaren
Kraft beseelt und für Eliza existierte nur noch dieser Mann, mit dem sie um
jeden Preis zusammen sein wollte.
„Ich liebe dich so sehr. Te iubesc , pisică mea “, raunte er
ihr ins Ohr. Seine Hände vergruben sich in ihrem Haar und sie legte ihm die
Arme um den Hals und liebkoste die Muskeln in seinem Nacken. Valeriu stöhnte
auf und für einen Augenblick fürchtete sie, er werde sich erneut vor ihr
zurückziehen, wie er es so oft zuvor getan hatte. Stattdessen aber schaute er ihr
mit seinen irisierenden Augen tief in die ihren und aus seinem Blick las sie
die unausgesprochene Frage, ob sie ihm ihr Einverständnis erteilte. Zur Antwort
fuhren ihre bebenden Fingerspitzen über seine Brustwarzen und entlockten ihm
erneut ein lustvolles Aufstöhnen, doch das animalische Grollen, das ihn
mehrfach zum Rückzug bewogen hatte, blieb aus.
Valeriu betätigte den Lichtschalter
neben der Tür und dimmte damit das Licht der elektrischen Deckenbeleuchtung
herab.
„Einen Moment noch, Liebste“, raunte er
mit seiner wunderbar rauchigen Stimme und löste sich von ihr, um einige Kerzen
anzuzünden. Erst jetzt fielen ihr die schlichten silbernen Kandelaber auf den
Art-Déco-Nachttischen links und rechts des Bettes und die eleganten
Wandkerzenhalter auf. Im Schein der Kerzen wirkte Valerius Haut regelrecht
silbrig und die Muskeln seines trainierten Oberkörpers traten noch
eindrucksvoller hervor. Innerhalb von Sekunden hatte er sein Krankenlager in
den romantischsten Raum im Haus verwandelt und Eliza erkannte, dass Valerius
opulentes Gemach im ersten Stock nur repräsentativen Zwecken dienen konnte.
Dieser Raum hingegen mit der schlichten Eleganz seiner
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