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Somnambul Eliza (German Edition)

Somnambul Eliza (German Edition)

Titel: Somnambul Eliza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Nailik
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gehalten habe.“
     „Ich dachte, nur besonders eitle
Frauen machen ein Geheimnis um ihr Alter“, neckte Eliza ihn.
    „Ich bin übrigens 27 und ich hätte auch
kein Problem damit, wenn du doppelt zu alt wärst wie ich.“
    Valeriu grinste: „Da bin ich aber sehr
beruhigt. Wie würde sich die Sache denn verhalten, wenn ich zehnmal so alt wäre
wie du?“
    Eliza verdrehte die Augen: „Das könnte
wohl in etwa der Fall gewesen sein, als ich ein Jahr alt war, oder?“
    Doch Valeriu antwortete nicht darauf und
es blieb einen Moment still.
    Dann fragte Eliza: „Was genau sind das
für Hotels, die du besitzt?“
    „Es sind keine Stundenhotels, falls du
das meinst“, entgegnete Valeriu noch immer grinsend und Eliza errötete, weil
sie die Zweideutigkeit ihrer Frage gar nicht beabsichtigt hatte.
    „Oh, ich wollte nur deine Vermutung aus
der Oper in Sachen Halbwelt entkräften“, fügte er hinzu.
    „Es hat aber auch nichts mit diesen
unsäglichen, gigantischen und unpersönlichen Hotelkomplexen für
Pauschalurlauber zu tun. Ich habe mit kleinen, eleganten Stadthotels in alten
Bürgerhäusern und Villen eine recht einträgliche Nische gefunden.“
    „Und wo liegen diese kleinen Luxus-Domizile?“
wollte Eliza wissen.
    „Es sind mittlerweile acht Stück an der
Zahl und in meinen Augen liegen sie an den schönsten Orten Europas“, erklärte
Valeriu. „Aber wenn du möchtest, werden wir beide jedem von ihnen einen Besuch
abstatten.“
    Eliza lächelte: „Haben deine Hotels
einen Internet-Auftritt, damit ich bis dahin mein Fernweh pflegen kann?“
    Valeriu nickte: „Du wirst sie unter Moonlight-Hotels finden.“
    Nun glaube Eliza zu wissen, warum
Valeriu über ihre Adresse in der Mondscheingasse schmunzeln musste, als er sie
zum ersten Mal hergefahren hatte.
    „Vielleicht solltest du jetzt ein
bisschen schlafen“, meinte er und bettete Elizas Kopf noch bequemer auf seinen
Schoß.
    „Glaubst du, dass ich Lust habe, die
Zeit, die du bei mir bist, zu verschlafen? Außerdem habe ich den halben Tag
geschlafen.“
    „Ich fürchte, ich bringe deinen gesamten
Rhythmus durcheinander“, meinte er zerknirscht.
    „Unsinn. Ich bin wirklich nicht müde.
Außerdem war ich schon ein Nachtmensch und Langschläfer ehe wir uns
kennengelernt haben.“
    „Nun gut, dann erzähl mir, wie du die
andere Hälfte des Tages zugebracht hast.“
    „Ich habe gearbeitet“, erklärte Eliza
und Valeriu zog eine Augenbraue hoch.
    „Du weißt doch, dass meine Arbeit
hauptsächlich aus Lesen besteht und das kann man auch wunderbar im Bett tun.“
    Valerius Blick fiel auf den schweren
Essay-Band, der auf dem Boden neben dem Bett lag und auf dessen Cover eine
typische Geisterfotografie der Jahrhundertwende abgebildet war. Es handelte
sich um eine leicht violettstichige schwarzweiße Portrait-Aufnahme
eines jungen Mannes, der im Sonntagsstaat auf einem herrschaftlichen Stuhl saß
und die Augen verträumt geschlossen und den Mund dabei leicht geöffnet hatte.
Hinter ihm war der weiße Schatten einer Frau zu erkennen, der sich im
Halbprofil über den sitzenden Mann beugte und ihm vielleicht sogar die Hand auf
die Schulter legte. Über der Fotografie stand der Titel der Veröffentlichung zu
lesen: Der Einfluss von Mystik und Okkultismus auf die Kunst des Fin de
Siècle . Valeriu musste unglaublich gelenkig sein, denn er hob Elizas Kopf
nicht einmal an, während er nach dem Buch griff, um dann vorsichtig darin zu
blättern. Eliza konnte beobachten, dass er ebenso sorgfältig mit Büchern umging
wie sie selbst. Er knickte den Buchrücken nie ganz durch und seine Finger
strichen sacht über die Seiten.
    „Bis wohin bist du gekommen?“ fragte
Valeriu.
    „Ich habe den Aufsatz zum Vampirismus
gelesen“, entgegnete Eliza. „Eigentlich hatte ich das Buch wegen der
Geisterfotografie angeschafft, aber irgendwie fand ich dieses Kapitel sehr
spannend.“
     „So, irgendwie spannend“,
wiederholte Valeriu etwas gedehnt, wobei in seiner Stimme eine Achtsamkeit
mitschwang, als sei er vor etwas auf der Hut und Eliza meinte zu spüren, wie
sich seine Muskeln ein wenig spannten, während er eingehend den
Munch-Holzschnitt betrachtete.
    „In dem Aufsatz wird auch deine Heimat
erwähnt und der bäuerliche Aberglaube dort, der im 18. Jahrhundert die
europäische Vampirpanik in Gang setzte.“
    „Du hast deine Hausaufgaben aber gut
gemacht“, stellte Valeriu in kühlem Ton fest. „Ja, Rumänien war in dieser Zeit
ein archaisches wildes Land, noch tief in

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