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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Sie will wie ich sein!
    Dann schrie Phillidas: »Jetzt! Marschiert!«
    Blanquette schlug ihre Becken zusammen, Prester schüttelte sein Tamburin, und die Silver Rose Band stimmte ein Marschlied an.
    »Auf zum Parlament!«, brüllte Bartizan in das Megaphon.
    Eine Milizenkompanie nach der anderen marschierte auf das Parlamentsgebäude zu. Die Bühnenwagen setzten sich, gezogen von Dampflokomobilen, auf ihren hinter dem Stoff verborgenen Rädern in Bewegung. Die Band spielte unterdessen weiter. Doch mit so vielen Blasinstrumenten hörte sie sich nicht einmal annähernd wie die Rowdys an, obgleich sie ihren Song
Hair Hang Down
spielten.
    Astor bekam kaum mit, was um sie herum im Gebüsch vonstatten ging, hörte auch den erregten Wortwechsel nicht. Sie drehte sich erst um, als Purdy sie am Ellenbogen zog.
    »Los!«, schrie er. »Wir müssen zum Parlamentsgebäude. Wir nehmen einen anderen Weg.«

• 75 •
    Der andere Weg führte über den Grashang am Fluss entlang. Wieder einmal fanden sich Astor, Mave und Purdy in der Nachhut der Streetkids-Armee wieder. Hunderte schmutziger, ungekämmter und schäbig gekleideter Gestalten flitzten vor ihnen her. Abgesehen davon, dass sie keine metallenen Schmuckstücke trugen, stattdessen aber farbige Armbinden, sahen sie ganz wie die Einwohner von Slumtown in Brummingham aus. Viele trugen Melonen auf den Köpfen, Hosenträger, fingerlose Handschuhe, Holzpantinen und Messinggürtelschnallen.
    Die Grasfläche kam an einer steinernen Wand zum Ende, wo ein prächtiger Ziegelbau die Themse überblickte. Die Streetkids sprangen über die Mauer, strömten über eine Terrasse und erreichten einen Bürgersteig mit schmiedeeisernen Laternenpfählen. Das Parlamentsgebäude befand sich auf der anderen Straßenseite.
    Astor blickte nach rechts, als sie die Straße überquerte, und sah etwa zweihundert Meter entfernt die Milizionäre. Sie marschierten zum Rhythmus der Ersatzband direkt auf das Parlamentsgebäude zu. Die Parallelarmee der Streetkids, die sich dem Parlament von hinten näherte, schienen sie nicht zu bemerken.
    Astor hörte, wie Ollifer so laut sang wie er konnte: natürlich Reeths neue martialische Texte.
    Ein hoher spitzer Gitterzaun umgab die Gärten am Fluss hinter dem Parlamentsgebäude. Die Streetkids hatten die Gitter bereits an mehreren Stellen auseinandergebogen, und Astor zwängte sich seitwärts durch eine der Lücken; Mave und Purdy mussten erst ihre Musikinstrumente absetzen, bevor auch sie sich hindurchquetschen konnten. Sie fanden sich zwischen Blumenbeeten, gepflegten Rasenflächen, Miniaturhecken und Zierteichen wieder. Eigentlich eine friedliche Umgebung, wenn nicht überall die Streetkids herumgelaufen wären. Astor, Mave und Purdy schlossen sich der Menschenmenge an, die sich zwischen zwei vorspringenden Gebäudeflügeln an der Rückseite des Gebäudes sammelte.
    Das Gebäude selbst war drei Stockwerke hoch, mit steinernen Strebewerken und spitzen neugotischen Bögen. Zinnen wie bei einer Ritterburg krönten die Mauern, und das Dach glitzerte von Gold. Alles an dieser Architektur drückte Pracht und Erhabenheit aus. Die Türen im Erdgeschoss bestanden aus Glasscheiben, die bis zum Boden reichten.
    »Was ist hier los?«, fragte Astor einige Streetkids. »Stellen sich uns denn keine Wachen in den Weg?«,
    »Näh, die sind alle auf der anderen Seite.«
    »Da sollten wir auch sein«, sagte Purdy.
    »Wenn wir soweit sind. Psst, hör zu.«
    Alle verstummten, als eine große, langgliedrige Gestalt vor den Glastüren Position bezog. Offenbar war es Verrol, der für diesen Einsatz verantwortlich zeichnete. Andere Gangleader standen neben ihm und nickten zustimmend, während er zu der Menge sprach.
    »Hört zu! Die Milizen und Plutokraten versuchen durch diese grandiose Machtdemonstration, ihre Ziele zu erreichen, also müssen wir ihnen zeigen, wer hier wirklich die Macht hat. Einige von euch haben Pistolen, aber was auch immer geschieht: Benutzt sie
nicht
! Sie haben viel mehr Waffen als wir, und wenn es zu einem Schusswechsel kommt, sind wir erledigt.«
    Astor sah sich unter den Kids um, und zum ersten Mal nahm sie die Waffen wahr, die sie mit sich herumtrugen: Stöcke, Ketten, Eisenstangen, Klingen, sogar ein altes Buschmesser. Aber Pistolen sah sie keine.
    »Wir zeigen unsere Macht durch größere Lautstärke, durch größere Aggression, durch viel größere Entschlossenheit«, fuhr Verrol fort. »Wir müssen sie aus dem Gleichgewicht bringen, kleinkriegen, entmutigen,

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