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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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zermürben. Sie haben ihre Band, die sie befeuern soll – aber wir haben die original Rowdys. Das ist unsere andere Waffe!« Er griff in seine Jackentasche und zog Klapper und Schellenkranz hervor. »Unsere Band wird ihre Band übertrumpfen!« Sein Blick durchkämmte die Menschenmenge. »Bandmitglieder, bitte vortreten!«
    Natürlich erwartete er, Mave und Purdy zu sehen, doch von Astor wusste er nichts. Seine Stimme hatte Zuversicht ausgestrahlt, als er sagte:
unsere Band wird ihre Band übertrumpfen
; aber als er die Bandmitglieder bat, hervorzutreten, konnte er einen ganz leicht sorgenvollen Ton nicht vermeiden.
    Aber dann traf sein Blick auf Astor, und ein breites Grinsen ließ sein Gesicht erstrahlen. Auch wenn andere das vielleicht nicht wahrnahmen, so sah Astor doch, wie seine Anspannung für einen Moment nachließ. Dieses Grinsen war nicht sein übliches süffisantes, vielmehr zeigte sich in ihm Erleichterung und echte Freude. Während sie Purdy und Mave nach vorne folgte, wirbelte er Klapper und Schellenkranz durch die Luft.
    »Die Rowdys!«, erwiderte Purdy und riss seine Gitarre mit einem triumphierenden Riff in die Höhe.
    Verrol konnte seine Augen nicht von Astor lassen. Er steckte Klapper und Schellenkranz wieder in eine seiner Jackentaschen und zauberte aus einer anderen ihre Drumsticks hervor.
    »Ich hab sie extra mitgenommen«, sagte er und hielt sie ihr hin, »ich hab die Hoffnung nämlich nie ganz aufgegeben.«
    Sie blinzelte ihm kurz zu, während sie ihm die Drumsticks aus der Hand nahm. »Schade, dass du nicht auch die Drums mitgebracht hast.«
    »Du wirst schon Ersatz finden.« Er strahlte noch immer. »Freunde?«
    Astor schüttelte ihren Kopf. »Nein.«
    Sie hätte am liebsten laut aufgelacht, als sie sah, wie ein sorgenvoller Blick sein Strahlen wieder vertrieb.
    Viel, viel mehr als Freunde, dachte sie, sagte aber nur: »Erzähl ich dir später«.
    Er sah ihr in die Augen und musste etwas entdeckt haben, dass ihm wieder Anlass zur Hoffnung gab.
    Dann drehte er sich zu den Streetkids und rief: »Also Leute! Lasst uns triumphieren! Auf geht’s!«
    Gleich darauf hörte man Glas zerbrechen, gefolgt von Jubelrufen, als die Glastüren aufschwangen. Die Streetkids-Armee schwärmte im Erdgeschoss des Parlamentsgebäudes aus. Hierbei handelte es sich um ein weites luftiges, spärlich möbliertes Geschoss, dessen Boden mit einem grünen Teppich ausgelegt war. Treppen und Vertäfelungen waren aus dunklem polierten Holz, und überall hingen Ölgemälde an den Wänden: Porträts angesehener ehemaliger Ministerpräsidenten und Minister. Eine Treppe zog sich im Bogen zu einem höher gelegenen Stockwerk, das durch eine Barriere und ein Schild versperrt war, auf dem stand:
    SITZUNG – BITTE NICHT STÖREN
    Astor sah sich nach geeigneten Drums um. Sofort fiel ihr Blick auf zwei große bronzene Blumenkübel, die links und rechts von der Treppe standen. Perfekt als Drums – wenn sie erst einmal von den darin befindlichen Topfpflanzen befreit wären. Sie griff nach dem ersten Kübel, drehte ihn um und verstreute die Erde samt Pflanze auf dem Teppich.
    Mave begriff sofort, worum es ging, und tat es ihr mit dem anderen Kübel nach. »Ich trag ihn für dich!«, rief sie.
    Dann entdeckte Purdy eine ganz andere Art von Drum. Es war ein Schirmständer, ein hohler hölzerner Zylinder aus mit Kupfer beschlagenem Holz. Er warf die Schirme heraus und nahm den Zylinder als dritten Teil der Drums mit.
    Währenddessen hatten sich die ersten Streetkids bis zur anderen Seite des Gebäudes vorgearbeitet. Hier befanden sich die gleichen Glastüren wie auf der hinteren Seite. Die Streetkids drängten sich an den Glastüren, bis Verrol das Kommando gab, indem er »
Jetzt
!« brüllte.
    Wieder hörte man zerbrechendes Glas, und die Meute preschte durch die offenen Türen nach vorne. Astor, Mave und Purdy wurden von der Menge mitgerissen. Draußen war die Anti-Regierungsdemonstration in vollem Gange. Astor hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, wenn ihre Hände denn frei gewesen wären. Der Krach war ohrenbetäubend, und die Szene, die sich ihnen bot, war wie aus einem Tollhaus.

76
    Der Vorplatz des Parlamentsgebäudes bestand aus einer mit Kopfsteinen gepflasterten Fläche, die von einem hohen spitzenbewehrten Eisengitter eingefasst war, ähnlich dem, das die Riverside Gardens auf der anderen Seite des Gebäudes umgab. Eine Reihe Parlamentswachen stand innerhalb des Gitters, die Gewehre im Anschlag; es waren etwa vierzig,

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