Song of the Slums
in ihrer traditionellen Bekleidung, die aus federgeschmückten Helmen, roten mit Borten besetzten Röcken und sehr weißen Kniehosen bestand.
Außerhalb des Gitters hatten sich tausende Milizionäre versammelt. Ihr konstantes Grölen und Brüllen hatte etwas von einem Trommelfeuer. Die ganz vorne standen, hatten das Gitter ergriffen und rüttelten daran; die hinter ihnen schwangen ihre Gewehre oder ihre hölzernen Gewehrattrappen in der Luft.
Die Musik der Silver Rose Band, die von ihrem Bühnenwagen hinter den Gittern erklang, gab dem Gebrüll der Milizionäre den Takt vor.
Reeth sprang umher und versuchte, wie ein Dirigent die Musiker anzutreiben, während Ollifer sich dem Parlamentsgebäude zugewandt hatte und seinen Gesang mit dramatischen Gesten unterstrich. Die Swale-Brüder und der Offizier mit dem Megaphon standen noch immer auf dem anderen Wagen, der sich ganz in der Nähe befand. Die Herzogin war nicht mehr bei ihnen.
Die Streetkids wiederum waren hinter der Linie der Wachen zu stehen gekommen und schienen nicht zu wissen, was sie als Nächstes tun sollten. Die Kakophonie, die ihnen entgegenscholl, hatte sie offenbar in einen Schockzustand versetzt.
Astor lehnte sich zu Purdy und schrie in sein Ohr: »Wo sollen wir die Drums aufbauen?«
»Wo ist Verrol?« Purdy formte die Worte mit den Lippen.
In dem Moment hatte die Silver Rose Band das Ende der Marschversion von
Break-out Time
erreicht. Von ihrem Bühnenwagen aus versuchte Reeth für Ruhe zu sorgen. Ganz langsam ließ das Gebrüll nach, und alle Augen richteten sich auf den anderen Wagen.
Eine kerzengerade Gestalt mit silberner Haarmähne erklomm die Plattform. Marshal Dorrins Stunde war gekommen. Bartizan, Phillidas und Lorrain traten beiseite, als er sich nach vorne an das Begrenzungsseil stellte. Für diesen Auftritt trug er seine beste Uniform mit Ordensspangen und Reihen von Medaillen auf seiner Brust.
Die Veteranen um ihn herum brachen spontan in Jubel und Applaus aus. Für sie hatte der Held der Schlacht von Pressburg nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Einige richteten sogar ihre Gewehre nach oben und schossen in die Luft.
Der Marshal erhob befehlsgewohnt eine Hand. »Nicht schießen!«, ordnete er an. Er wiederholte die Order, als der Offizier das Megaphon in seine Richtung hielt. »Nicht schießen. Dies ist eine friedliche Demonstration. Steht bequem!«
Daraufhin trat Phillidas nach vorn und übergab ihm eine Papierrolle. Marshal Dorrin entrollte sie, räusperte sich und begann vorzulesen.
»Euer Majestät König George, wir haben vier Forderungen, die wir zu Gehör bringen wollen.«
Astor drehte sich um, weil sie herausfinden wollte, wohin der Marshal blickte. Direkt über ihrem Kopf im zweiten Stockwerk des Parlamentsgebäudes befand sich ein Balkon. Sie konnte von ihrer Position aus nicht sehen, wer dort stand – nahm aber an, dass König George höchst persönlich erschienen war.
»Vier Forderungen oder, ähm, Grundprinzipien«, fuhr der Marshal fort. »
Punkt Nummer eins. Ein Ende der Arbeitslosigkeit. Die Fabriken müssen wieder in Arbeit gesetzt werden. Gerechtigkeit für jene, die gedient haben. Bestrafung der Parasiten
.«
Vom Balkon war aufgeregtes Stimmengewirr zu vernehmen.
»Was ist das denn für ein Unsinn?«
»Die haben nicht das Recht!«
»Wieso hören wir überhaupt zu?«
»Das Parlament macht die Politik!«
Offenbar war der König nicht als einziger der Menschenmenge gegenübergetreten. Aufgrund der Reaktionen schätzte Astor, dass Mitglieder der regierenden Agrarierpartei bei ihm waren.
»
Punkt Nummer zwei
«, las der Marshal weiter. »
Der König muss Norbus Hassock entlassen und einen neuen Premierminister ernennen. Weg mit Hassock, Ephraim Chard muss kommen
.«
Die Milizionäre jubelten.
»Weg mit Hassock!«
»Er muss entlassen werden!«
»Nieder mit dem Premier!«
»Der andere soll kommen!«
Sie schienen nicht einmal den Namen des
anderen
zu kennen. Marshal Dorrin las weiter.
»
Punkt Nummer drei. Ein neues Kabinett. Entlassen Sie Dottering, und ernennen Sie Shanks zum Verteidigungsminister. Entlassen Sie Averill, und ernennen Sie Stigwell zum Außenminister. Entlassen Sie Borsted, und ernennen Sie Tumbley zum Innenminister
.«
Die Stimmen auf dem Balkon hörten sich immer wütender und alarmierter an.
»Die Fortschrittspartei steckt dahinter!«
»Sie wollen die Kontrolle übernehmen!«
»Aber sie haben doch keine Mehrheit im Parlament!«
Jetzt riefen andere Stimmen.
»Doch, haben
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