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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Nähe der Rowdys befanden, war Verrols Stimme genauso laut wie Ollifers. Außerdem waren Astor, Purdy, Mave und Verrol die besseren Musiker, und
Made for Love
hatte den stärkeren Rhythmus. Astor sah, wie manche der Streetkids mit ihren Köpfen im Takt nickten. Einige sangen sogar den Refrain mit. »
Made for, made for, made for love!
«
    Ihr Song endete praktisch zeitgleich mit dem der Silver Rose Band.
    In diesem Moment zeigte Bartizan Swale auf die Rowdys und brüllte einen Befehl: »Soldaten! Bringt die andere Band zum Schweigen!«
    Die Milizen wären seinem Befehl vermutlich nicht gefolgt, doch der wurde von Marshal Dorrin wiederholt. »Ja, bringt die andere Band zum Schweigen. Setzt euch in Gang: Feindliches Zentrum einkesseln. Mit dem linken Flügel Rückweg abschneiden und sichern.«
    Die militärischen Anweisungen sagten Astor nichts, doch sie beobachtete, wie sich Truppenteile in Bewegung setzten und vor den Rowdys aufbauten. Die Front, die ihnen nun gegenüberstand, war so dicht gedrängt wie nirgendwo sonst, sie standen mindestens zwölf Mann tief vor ihnen.
    »Nur Gewehrkolben und Bajonette«, kommandierte der Marshal. »Nicht schießen. Wir werden kein Feuer auf Zivilisten eröffnen.«
    Kompanieführer gaben bellend Befehle von sich, und die Soldaten rückten auf die Rowdys vor.
    Mittlerweile hatte die Silver Rose Band ein neues Stück aus dem Repertoire der Rowdys angestimmt, es war der Song
Down in the Channel
, aber mit einem veränderten Rhythmus und einem komplett anderen Text.
    Astor hatte eine Idee und schrie den anderen zu: »Spielt denselben Song, aber in der Originalversion!« Sie gab den Beat auf ihren Drums vor, und Verrol, der alle Texte ihrer Songs auswendig konnte, röhrte die Original-Lyrics mit seiner seltsam heiseren Stimme in voller Lautstärke.
    Die Soldaten, die auf die Rowdys vorrückten, hatten schon gut drei Meter an Boden gewonnen, ehe die Streetkids die Zehen in die Ritzen des Kopfsteinpflasters krallen konnten. Sie beugten sich vor und stemmten die Schultern gegen ihre provisorischen Schilde. Einige Schmerzensrufe waren zu vernehmen, als Messer und Bajonette auf Fleisch stießen. Aber die Streetkids hielten die Stellung und brachten die vorrückenden Truppen zum Stillstand.
    Astor fühlte sich, als schiebe sie selbst mit, und sie versuchte mit all ihrer Energie den Widerstand der Kids anzufeuern. Sie verdoppelte ihre Anstrengungen, ebenso wie Verrol, Purdy und Mave. Drei Strophen weiter zahlte sich ihr Einsatz aus. Ollifer stolperte über seine eigenen Worte!
    Mave warf Astor ein Grinsen zu, Purdy schwang seine Gitarre triumphierend in die Luft. Und Verrol sang einfach noch lauter; Ollifer verhaspelte sich wieder. Genau darauf hatte Astor gesetzt. Ollifer hatte den Originaltext zum Originalbeat Hunderte von Malen gesungen, während er Reeths neuen Text gerade erst vor ein paar Tagen gelernt hatte. Und da er nun mit der richtigen Version konfrontiert wurde, konnte er sie nicht mehr aus seinem Kopf vertreiben.
    Er hatte Mühe … und die Silver Rose Band mit ihm. Sie hatten ja kaum Zeit zum gemeinsamen Proben gehabt, und das zeigte sich immer deutlicher. Obendrein waren Blanquettes Becken und Presters Tamburin eher hinderlich als hilfreich, und Widdy verpasste mit seiner Rassel sowieso zwei von drei Beats. Je mehr sie sich alle bemühten, desto dilettantischer wurde ihr Spiel.
    Astor wollte, dass sie versagten. Verspielt euch, verspielt euch, verspielt euch! Wenn die Originalversion von
Down in the Channel
siegte, würde der Elan der Milizionäre sicherlich nachlassen.
    Aber es sollte anders kommen, denn plötzlich legte sich von hinten eine Hand um Astors Hals, umklammerte ihr Kinn und riss ihren Kopf brutal nach hinten. Sie spürte kaltes Metall an ihrem Hals. Dann tauchte ein weiterer Arm an ihrer Seite auf, tätowiert und mit bandagiertem Handgelenk. Es roch nach Schweiß und schlechtem Atem.
    Sie konnte den Kopf nicht bewegen, aber die Augen so verdrehen, dass sie einen Blick auf das Gesicht des Menschen, der über ihre Schulter blickte, erhaschen konnte.
    »Ja, ich bin’s«, zischte er.
    Es war der Milizenanführer aus dem Eisenbahnwagon.
    Scarrow.

• 78 •
    Scarrow war nicht allein. Astor konnte sehen, wie mindestens zehn weitere Milizionäre auf sie zueilten. Sie mussten die Reihen der Streetkids irgendwo durchbrochen und sich ihnen dann von hinten genähert haben. Dies war also die eigentliche Strategie des Angriffs; das Vorrücken von vorne war nichts anderes als

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