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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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vorderster Front anzuführen. Sie war sich sicher, dass ein solcher Mann nicht davor zurückschrecken würde, den Verschwörern entgegenzutreten.
    Nun musste nur noch der wichtigste Satz hinzugefügt werden:
Ich habe weitere Informationen, die ich nicht wage, diesem Brief anzuvertrauen, die ich Ihnen aber selbstverständlich von Angesicht zu Angesicht anvertrauen werde
.
    So, das müsste funktionieren! Sie hatte zwar keine zusätzliche Information, aber er würde sie von Swale House zurückbeordern, wenn er glaubte, sie habe welche. Sie beendete ihr Schreiben mit der förmlichen Floskel
    Ihre pflichtgetreue Stieftochter
,
    Astor Vance
    Erleichtert legte sie ihre Schreibfeber zur Seite. Sie hatte es getan!
    Sie hatte all die Dinge gesagt, die gesagt werden mussten, und nichts von dem gesagt, was sie eigentlich sagen wollte. Sie faltete den Papierbogen und schnalzte dann leise mit der Zunge. Woher sollte sie ein Kuvert bekommen? Gab es welche in den Schulzimmern? Vielleicht konnte Verrol eins besorgen.
    Jetzt war es jedenfalls an der Zeit, durch ihre tägliche Hölle mit Blanquette, Prester und Widdy zu gehen. Wenn die Kinder vor ihr im Klassenzimmer ankämen, wer weiß, welchen Schaden Widdy anrichten würde. Zumindest war jetzt möglicherweise ein Ende ihrer Qual in Sicht.

• 19 •
    Astor konnte sich nicht darauf konzentrieren, ihre Schüler zu unterrichten oder auch nur zu unterhalten. Sie war durch die Hoffnungen, die sie mit dem Brief an ihren Stiefvater verband, völlig abgelenkt und ließ die Kinder machen, was sie wollten.
    Widdy gefiel sich darin, wie ein Rennpferd durch das Klassenzimmer zu galoppieren, und die beiden anderen nahmen an dem Spiel teil, indem sie ihm Hindernisse in den Weg stellten: Bücher, Stühle und ausgestreckte Beine. Manchmal wich Widdy den Hindernissen aus, manchmal nicht. Astor verschloss einfach Augen und Ohren gegenüber dem Chaos.
    Sie hatte im Lagerraum keinen Umschlag gefunden, aber sie war sich sicher, dass Verrol das Problem lösen würde. Den Brief abzuschicken stellte sicherlich ein größeres Problem dar. Würde Verrol wissen, wo sich eine Poststation befand? Hatte er bislang schon die Gelegenheit gefunden, sich auch außerhalb von Swale House umzusehen?
    Eine Zeitlang machte das Pferderennspiel Blanquette Spaß, aber ihr Hauptspaß bestand darin, Astor zu quälen.
    »Gutes Pferdchen«, sagte sie, wenn Widdy einen Riesensprung über einen Stuhl hinlegte, den Prester ihm in den Weg gestellt hatte.
    »Du verdienst ein Zuckerstückchen. Warum gehst du nicht zu unserer Hauslehrerin und holst dir deine Belohnung ab?«
    Widdy trabte zu Astor und stupste sie am Ellenbogen. Dann kuschelte er seinen Kopf in ihren Schoß, gab ein wieherndes Geräusch von sich und sah mit seinen großen blauen Augen zu ihr auf. Trotz allem musste Astor sich eingestehen, dass er niedlich war. Widdy hätte das süßeste aller Kinder sein können – wenn er nur gewollt hätte …
    »Gut gemacht«, sagte sie und gab ihm einen aufmunternden Klaps auf den Kopf.
    »Zuckerstückchen, Widdy!«, stachelte Blanquette ihn auf. »Wo ist dein Zuckerstückchen?«
    Wenn sie ein Bonbon gehabt hätte, hätte Astor das Spiel allein schon mitgespielt, um alle ruhig zu halten. Wie auch immer – Widdy hatte seinen eigenen Kopf. Er stupste und drückte an Astors Arm entlang in Richtung der Diamantbrosche, die sie vorne an ihrem Kleid trug. Offenbar hatte er entschieden, die Brosche als das Zuckerstückchen anzusehen.
    »Nein«, sagte sie. »Sei nicht albern.«
    Widdy kam immer näher mit seinem Kopf, öffnete den Mund und klappte ihn über der Brosche wieder zu.
    »Jaaa!«, jubelte Blanquette los.
    Es war ein Wunder, dass die Brosche ihn nicht in den Mund stach, denn er zog sie erst in die eine dann in die andere Richtung und versuchte, sie so vom Kleid abzulösen.
    »Hör auf!«, rief Astor. »Du wirst dir nur wehtun.«
    Wehtun
war kein Wort, dem Widdy besondere Bedeutung zumaß. Er zog weiter mit seinem Mund an der Brosche herum, während Astor versuchte, ihn wegzuschieben, ohne ihm dabei wehzutun. Es war Prester, der ihr zur Hilfe eilte. Er sprang von seinem Stuhl auf, griff sich Widdy von hinten und riss ihn zurück. Mit einem scharfen Reißgeräusch wurde die Brosche sauber von ihrem Kleid abgetrennt. Prester schleuderte Widdy zur Seite, der auf allen Vieren landete und sofort die Brosche ausspuckte, die über den Fußboden schlitterte und genau neben Blanquettes Stuhl liegenblieb.
    »Tja, tja, was ist das denn

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