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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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lag immer noch darauf. Sie war totenbleich.
    »Es geht ihr nicht gut«, sagte Reeth. »Wir glauben, es ist ihr Herz.«
    Astor erinnerte sich, wie Granny gerufen hatte, dass alles in Ordnung sei und sie die Instrumente holen sollten. Sie fühlte sich furchtbar.
    Dann öffnete Granny die Augen, doch sie schien nichts erkennen zu können.
    »Wer ist denn da?«, fragte sie zittrig.
    Purdy beugte sich zu ihr. »Es sind Astor, Verrol und die anderen, Granny. Sie sind eben gerade zurückgekommen.«
    »Haben sie die Instrumente?«, fragte die alte Frau sofort.
    Astor antwortete mit lauter Stimme. »Ja.«
    »Gut.« Grannys runzeliges Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Das ist doch unsere Drummerin, nicht wahr? Das Publikum liebt dich, weißt du das?«
    »Ja. Wie geht es dir?«
    »Es wird schon wieder.«
    »So siehst du aber nicht aus.«
    »Dann wird es eben nicht wieder. Das ist nicht wichtig. Ich bin fünfundneunzig Jahre alt. Ich kann nicht ewig leben.«
    Hink schüttelte den Kopf in wildem Protest. »Doch, das kannst du! Du musst! Du bist unsere Anführerin!«
    »Nun red nicht so dummes Zeug. Nach mir werdet ihr einen anderen Anführer haben.«
    Hink hielt sich die Ohren zu. »
Nein!
Sag das nicht!«
    Granny sah ihn an, und ihr Blick wurde weich. »Mach dir keine Sorgen, mich gibt es noch eine Weile. So, und jetzt möchte ich aufstehen.«
    Sie hob einen Arm, aber niemand kam ihr zur Hilfe.
    »Sei vernünftig, Granny«, sagte Purdy. »Dir geht es noch nicht gut genug.«
    Granny schnaubte. »Ich bin nicht fünfundneunzig Jahre alt geworden, weil ich immer vernünftig war. Ihr wollt mich wohl mit eurem Ungehorsam ins Grab treiben?«
    Sie hatten keine Chance, denn Granny richtete sich auf einem Ellenbogen auf und machte allen klar, dass sie nicht aufgeben würde, bis sie wieder auf den Beinen war. Einige Gangmitglieder stellten sie vorsichtig auf die Füße.
    »So. Das ist besser. Ihr sollt immer auf eure Granny hören.« Sie drehte ihren Kopf zum Eingang des Unterschlupfs. »Nun könnt ihr mir alle ins Bett helfen. Nur die Rowdys nicht. Die müssen proben.«
    »Was?
Jetzt

    »Ja. Non-stop proben. Ihr müsst perfekt sein.«
    Außer den Rowdys begleiteten alle Granny in ihren Unterschlupf. Einmal gaben ihre Beine unter ihr nach, und sie wäre lang hingeschlagen, wenn nicht etliche Arme sie aufgefangen hätten. Astor sah weg, bevor ihr die Tränen in die Augen stiegen.

• 44 •
    Mit Granny ging es von nun an stetig bergab. Von Tag zu Tag wurde sie schläfriger. Und wenn sie wach war, wurde sie schnell ärgerlich und verbot den Gangmitgliedern, ständig nach ihr zu sehen.
    Das einzige, was sie aufbaute, war, als Reeth mit der Nachricht eines neuen Engagements für die Band kam. »Es ist ein Festival, das in acht Tagen stattfindet. Die Organisatoren haben ein leerstehendes Lagerhaus im östlichen Industriegebiet dafür gefunden. Ich habe sie dazu gebracht, dass wir an erster Stelle auf dem Programm stehen. Wir werden ein zwanzigmal größeres Publikum haben als jemals zuvor.«
    Granny brachte ihre Hände zu einem tonlosen Klatschen zusammen. »Hab ich es nicht gesagt? Euer letztes Publikum hat euch geliebt, und das konnten selbst die Milizionäre nicht verhindern.«
    »Umso besser.« Reeth sprach zu den Bandmitgliedern, die sich um ihn herum versammelt hatten. »Der Anschlag auf euch und eure Instrumente hat besonderes Interesse hervorgerufen. Jetzt ist jeder neugierig auf die Rowdys. Das Ganze hat sich für uns als Vorteil erwiesen.«
    Astor fiel auf, dass er inzwischen immer von
wir
und
uns
sprach, so, als gehöre er selbst zur Band. Er kam auch immer öfter zu den Proben. Brachte er sich schon in Position, um das alleinige Management zu übernehmen, wenn Granny nicht mehr da war? Astor gefiel es nicht, dass solche Gedanken durch ihren Kopf zogen – und Reeth gefiel ihr auch nicht besonders.
    »Sie sprechen von euch«, sagte er eines Tages. »Sholdo Felp und die anderen Organisatoren. Sie können es gar nicht abwarten, euch kennenzulernen.«
    Und ein anderes Mal: »Ich baue euch immer weiter auf. Ich rede gar nicht mehr von Gangmusik, sondern von eurem neuen Sound mit den unglaublichen Beats. Ihr glaubt gar nicht, wie euer Ruf sich verbreitet!«
    Oder auch: »Ich hab denen erzählt, dass ihr an einigen unglaublich guten neuen Songs arbeitet. Besser als alles, was ihr bislang gemacht habt.«
    Er war fast peinlich. Warum strengte er sich so unwahrscheinlich an?, fragte sich Astor. Selbst wenn er den Proben beiwohnte,

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