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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Bettkante sitzen, bis der Schwindel vorüber war. Als sie sich sicher war, ihr Gleichgewicht wiedererlangt zu haben, stand sie vorsichtig auf und ging langsam zur Tür. Sie war nicht erstaunt, als sich der Türknauf nicht drehen ließ. Sie hatten sie eingeschlossen.
    Über dem oberen Teil der Tür hing eine Gardine, und als sie sie zur Seite zog, blickte sie durch eine Glasscheibe in einen dunklen Korridor und auf eine weitere Reihe von Fenstern, die vergittert und durch irgendwelche Fensterläden oder etwas Ähnliches verschlossen waren.
    Sie drehte sich herum, um die Gardinen an der gegenüberliegenden Abteilwand zu öffnen. Dahinter befand sich ein Fenster, das ebenfalls durch massive Läden aus Stahlblech verschlossen war. Sie waren solide mit Bolzen am Fensterrahmen befestigt und überlappten sich so, dass nur ein winziger Spalt nach oben offen war. Astor kniete sich hin und blickte nach oben, doch alles, was sie sehen konnte, war Dunkelheit. Also musste es noch immer Nacht sein …
    Ihr Kopf war weiterhin benebelt und weigerte sich, richtig zu arbeiten. Sie stand in der Mitte des Abteils und kaute auf ihrer Oberlippe. Sie war eingeschlossen wie in einer Gruft. Dann hörte sie plötzlich ein schwaches Klopfen. Sie starrte auf die Holzvertäfelung unter den Spiegeln. Jemand aus dem nächsten Abteil klopfte gegen die Wand.
    »Wer ist da?«
    Sie legte ihr Ohr an die Stelle und klopfte dann selbst dagegen. Eine gedämpfte Stimme war zu hören.
    »Hier ist Verrol. Bist du das, Astor?«
    »Ja. Ich bin eingeschlossen.«
    »Ich auch. Kannst du nach draußen sehen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Also haben die Swales uns doch gekriegt.«
    »Ja-ah.« Verrol schien verwundert. »Aber warum bringen sie uns nicht wieder nach Swale House? Wieso sind wir in einen Zug verfrachtet worden? Und wieso die gesamte Band?«
    »Glaubst du, wir sind alle im Zug?«
    »Wahrscheinlich. In einzelnen Abteilen.«
    »Ist da noch ein Abteil neben deinem?«
    »Nee. Und bei dir?«
    »Ich probier mal eben. Warte!«
    Astor stand auf, ging auf die andere Seite des Abteils und klopfte gegen die Wand neben dem Bett.
    Keine Antwort. Sie klopfte wieder, so laut sie konnte.
    »Ja?« Es war Maves Stimme, sehr gedämpft.
    »Du musst lauter sprechen«, rief Astor ihr durch die Wand zu.
    »Was geht hier vor?«
    »Es sind die Swale-Leute, die Verrol und mich schon vorher verfolgt haben. Erinnerst du dich? Als Granny sie davongejagt hat?«
    »Ja. Weil du von ihren Plänen erfahren hattest. Aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bringen sie uns irgendwo ins Gefängnis?«
    »Vielleicht.«
    »Werden sie mich foltern, um herauszufinden, was ich weiß?«
    »Natürlich nicht.« Astor gab sich Mühe, überzeugend zu klingen. »Du weißt doch nur, was alle anderen auch wissen.«
    Sie fühlte sich schlecht, weil sie unschuldige Leute mit in ihre Geschichte hineingezogen hatte. Sie sprach ein paar Minuten lang beruhigend auf Mave ein, dann wandte sie sich wieder zu Verrol.
    »Es macht keinen Sinn«, sagte er, nachdem sie ihm von ihrem Gespräch mit Mave berichtet hatte. »Jeder aus Grannys Gang weiß doch von den Plänen, das heißt, die Swales können sie nicht dadurch geheim halten, dass sie nur die Band kidnappen.«
    Astor dachte darüber nach. »Erinnerst du dich an den rotgesichtigen Mann mit dem Hund? Dem du die Hundeleine um den Hals geschlungen hattest?«
    »Ja.«
    »Hat er nicht von uns allen fünfen gesprochen?«
    »Mmmh. Stimmt.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Ist mir ein Rätsel. Zu viele Fragen.«
    »Also: Was machen wir?«
    »Auf Antworten warten.«
    »Warten? Einfach nichts tun?«
    »Was sollen wir denn tun?«
    »Versuchen zu fliehen.«
    »Nein, nein, ich denke, wir sollten abwarten. Leg dich nochmal schlafen und warte ab.«
    Astor fragte sich, ob es nicht
irgendetwas
gab, das sie tun konnten – aber in ihrem Kopf drehte sich wieder alles, sie spürte das Betäubungsmittel noch immer. Sich noch einmal schlafen zu legen, erschien plötzlich sehr verlockend. Angezogen krabbelte sie unter die Decke, und kaum hatte sie das Licht gelöscht, war sie auch schon in einen tiefen traumlosen Schlaf gefallen.
    Als sie das nächste Mal erwachte, hatte sie das Geräusch einer Schiebetür geweckt. Ein Dienstmann in blau-goldener Livree stand in der Tür. Schwaches Tageslicht drang vom Korridor ins Abteil und zeichnete die Silhouette des Mannes ab.
    »Sie müssen jetzt aufstehen, Miss«, sagte er. »Mr Bartizan und Mr Phillidas Swale

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