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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Krach in der Lagerhalle war genauso laut wie vorher, aber jetzt war er auch von der Straße zu hören.
    »Die müssen da draußen tanzen«, murmelte Mave.
    »Wartet hier, bis ich euch hole«, wies Mr Felp sie an und verschwand durch die Seitentür.
    Mave hatte einen ganz und gar untypischen Gesichtsausdruck, sie sah fast zufrieden aus.
    »Du bist doch nicht etwa zufrieden, oder?«, frotzelte Verrol.
    Sie nickte. »Doch. Und du?«
    Ollifer reagierte als erster darauf. »
Zufrieden
ist nicht das richtige Wort. Dieses Gefühl ist besser als zufrieden.«
    »Du sagst es!« Astor legte einen Arm um seine Schultern. »
Besser als zufrieden
. Ich mag das!« In dem Moment hätte sie ihn fast küssen können.
    Reeth schien die Euphorie zu teilen. Auch wenn er sie nur durch den Vorhang beobachtet hatte, hatte er jede Sekunde mit ihnen mitgefiebert.
    »Bei
Be with Me Soon
, als du nach der Hälfte des Stücks den Rhythmus gewechselt hast, bin ich fast gestorben«, erzählte er Astor. »Warum hast du das gemacht?«
    »Keine Ahnung.« Astor grinste. »Mir war gerade nach einem Wechsel.«
    »Und ich hab gedacht, du bist aus dem Takt gekommen.«
    »Nein«, Astor lachte. »Hast du es denn nicht gemerkt? Heute war der Tag, an dem nichts schiefgehen konnte.«
    In dem Moment öffnete sich die Seitentür, und zwei Männer traten ein. Der eine war großgewachsen, der andere klein, und beide trugen graue Mäntel und graue Kappen.
    »Seid ihr die Rowdys?« Der große Mann blickte sich um und schien zu zählen. »Mr Felp lässt ausrichten, dass ihr mit uns kommen sollt.«
    »Dann hat er also einen Transport aufgetrieben?«, fragte Reeth.
    »Genau. Eine Lokomobile wartet draußen.«
    Alle suchten ihre Instrumente zusammen. Der kleine Mann stand neben der geöffneten Tür und behielt die Straße im Auge. Die Menge machte noch immer Lärm, viele sangen und tanzten herum, aber sie hatten sich nicht an dieser Tür versammelt.
    »Die Luft ist rein«, sagte der Mann. »Auf geht’s.«
    Die Lokomobile hielt neben der Tür. Astor pfiff durch die Zähne. Dies war kein alltäglicher Dampfwagen, sondern eine prachtvolle Equipage aus schwarz lackiertem Holz mit vergoldeten Zierleisten.
    »Mr Felp wollte uns die Ehre erweisen …«, grinste Verrol.
    Der kleine Mann öffnete die Tür der Lokomobile, und automatisch, unter dem Zischen von Druckluft, entfalteten sich drei Stufen. Die Bandmitglieder stiegen einer nach dem anderen ein.
    »Drängel doch nicht so!«, fuhr Astor Reeth an, der direkt hinter ihr war.
    »Das bin ich gar nicht, das ist …«
    »Und rein mit euch!«, rief der große Mann hinter Reeth.
    Astor stolperte in die Lokomobile und stellte fest, dass alle Sitze bereits besetzt waren. Alles Männer – doch keiner von ihnen Mr Felp. In dem Moment, als die Tür der Lokomobile zugeworfen wurde, sprangen sie auf die Füße. Astor hatte keine Chance zu reagieren. Die Arme wurden ihr auf den Rücken gedreht, und jemand presste etwas auf ihren Mund und über ihre Nase. Ein ekelhaft süßlicher Geruch …
    Sie hatte gerade noch Zeit festzustellen, dass die Männer die blau-goldene Livree der Swales trugen, bevor der eklig-süße Geruch sie außer Gefecht setzte.

• 49 •
    Astor erwachte zum Geräusch der Räder eines Zuges.
Rattatata, Rattatata, Rattatata
: gleichmäßig und beruhigend. Doch als ihr wieder einfiel, was geschehen war, ergriff sie Panik. Sie war von den Swale-Leuten entführt worden! Sie war unter falschen Voraussetzungen in eine Lokomobile der Swales gelockt und betäubt worden! Sie war ihren Feinden direkt in die Arme gelaufen.
Rattatata, Rattatata, Rattatata
, sangen die Räder des Zuges.
    Sie lag auf einem Bett und auf einer seidigen Decke. Sie versuchte, sich im Dunkeln zurechtzufinden und ertastete nach längerem Suchen eine Lampe hinter ihrem Kopf und den dazugehörigen Schalter.
    Licht erhellte das Abteil. Astor blinzelte und nahm dann Wandspiegel und eine Holzvertäfelung wahr sowie eine cremefarbene Decke und burgunderrote Gardinen. Das Schlafwagenabteil war wie ein Boudoir eingerichtet. Sehr seltsam. Sie war zu kraftlos, um aufzustehen, denn sie stand noch immer unter dem Einfluss der Betäubung, und nach einer Weile ließ auch ihr Verstand sie im Stich. Wellen der Benommenheit überschwemmten sie, und sie fiel in einen langen tiefen Schlaf.
    Als sie das zweite Mal erwachte, brannte das Licht noch immer. Sie versuchte sich aufzusetzen und verlor fast das Bewusstsein, so hämmerte es in ihrem Kopf. Sie blieb auf der

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