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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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hin und ergriff die Fensterläden oben und unten. Während er daran riss und zerrte, zeichneten sich die Muskeln auf seinen Armen ab. Endlich, mit einem lauten protestierenden Knacken, riss das Metall ab, und das Fenster war frei.
    Tageslicht fiel in das Abteil. Es handelte sich noch immer um ein Tageslicht, das sich durch den Smog kämpfen musste, aber hier hatte es einen eher grünlichen Ton, verglichen mit dem gelblichbraunen Smog von Brummingham. Astor blickte aus dem Fenster und sah Dächer und Schornsteine und ganze Straßen an sich vorbeifliegen. Weiter in der Ferne konnte sie schwach die Umrisse von Turmspitzen und Kuppeln ausmachen, die zum Herzen der Hauptstadt gehörten.
    »London Town«, verkündete Verrol. »Wir werden in weniger als einer halben Stunde ankommen. Fenchurch Street Station, schätze ich mal.«
    »Fenchurch Street Station kenne ich«, sagte Astor, und Kindheitserinnerungen überfluteten sie: die Bahnstation Fenchurch Street und das Clerkenwell Aerodock … die Themse und die London Bridge … das Siegesdenkmal und der St James’ Palace … der Imperial Credit Exchange und das Parlamentsgebäude. Am besten aber erinnerte sie sich an das Gebiet zwischen Holborn, wo sie gewohnt hatte, und Covent Garden, wo das Orchester ihres Vaters gespielt hatte.
    »Ob wohl alles noch so aussieht wie früher?«, fragte sie. »Ich bin nämlich in London aufgewachsen.«
    »Das hast du mir erzählt. Ich übrigens auch.«
    Sein Ton war so neutral, dass es einen Moment dauerte, bis sie begriff, was er gesagt hatte.
    »Du? Du bist auch in London aufgewachsen?«
    »Ja.«
    »Und du hast mir das nicht gesagt, als ich dir von London erzählt habe?«
    »Ich erzähl es dir doch gerade eben.«
    Sein Gesicht war ernst, und seine Augen fixierten sie. Das war kein unabsichtlicher Versprecher; er war sich dessen, was er sagte, völlig bewusst. Astor vergaß Mave und den Grund ihres Besuches vollständig.
    »Du wirst mir deine Vergangenheit jetzt beichten, oder?«
    »Ja.«
    »Und wie kommt es zu diesem plötzlichen Sinneswandel?«
    »Weil ich es nicht länger ertrage, nicht mit dir sprechen zu können. Die Dinge laufen schlecht zwischen uns.«
    »Ja, weil du etwas vor mir verbirgst.«
    »Jetzt nicht mehr. Mein Name ist Verrol Stark.«
    Astor merkte, dass sie erblasste. Ihr Mund bewegte sich, aber sie brachte kein einziges Wort heraus.
    »Ja,
die
Starks«, nickte er. »Die Londoner Gangsterfamilie. Die Starks und die Mauls.«
    Sie sog Luft ein und begann wieder zu atmen. Verrol beobachtete ihre Reaktion.
    »Ich weiß, wie sehr du Kriminelle verabscheust. Das ist es aber, was ich gewesen bin. Deshalb wollte ich dir nichts erzählen. Mein Vater war Emer Stark, der Kopf der Stark-Familie.«
    Kriminelle!, dachte Astor, betäubt von Schock und Horror.
Gangster
war noch das Geringste. Es waren die Starks und Mauls, die ihren Vater getötet hatten.
Verabscheuen
war viel zu schwach für das, was sie für sie empfand.
    »Als ich klein war, waren wir noch die Herren der Lage«, fuhr Verrol fort. »Die Mauls kontrollierten den Norden und Westen von London, und wir den Süden und Osten. Glücksspiel, Schmuggel, Schutzgelderpressung, illegale Kaschemmen – wir beherrschten alles das. Mein Vater hatte mich – vor meinen Brüdern – zu seinem zukünftigen Nachfolger bestimmt. Dann begannen die Kämpfe.«
    Er machte eine Pause. Astor wollte nicht mehr zuhören, aber sie
musste
es einfach hören. »Weiter«, sagte sie mit leiser fester Stimme.
    »Zu dem Zeitpunkt war ich zwölf Jahre alt. Ich weiß überhaupt nicht, was der Grund war. Aber in den nächsten zwei Jahren habe ich meine Brüder, meine Vettern, meine Onkel, Nichten und Neffen verloren. Am Ende auch meinen Vater. Nichts konnte die Kämpfe beenden. Es war eine Frage der Ehre, den Mauls jedes Mal noch Schlimmeres anzutun, als sie uns angetan hatten. Sie schlachteten uns ab, und wir schlachteten sie ab.«
    »
Du
hast Menschen getötet?«,
    »Ich war dreizehn, als ich meinen ersten Mann getötet habe. Und weitere sechs noch vor meinem fünfzehnten Geburtstag.«
    Astor versuchte nicht einmal, ihr Schaudern zu verheimlichen. »Dann hast du ja sehr früh Geschmack daran gefunden.«
    Er schien etwas erwidern zu wollen, doch dann schüttelte er niedergeschlagen den Kopf. »Ich war gut. Sehr gut sogar. Ich hatte eine Gruppe meiner Vettern um mich geschart, alle ungefähr mein Alter, und wir bildeten das tödlichste Killerkommando der Starks. Lange Zeit begriffen die Mauls das nicht –

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