Sonne, Wind und Mord (German Edition)
Telefon und es zeigte Wirkung,
denn auf einmal ließ eine Antwort auf sich warten, kam dann jedoch in
überraschend aggressivem Ton zurück. Zu Kees‘ Zufriedenheit hörte sich das
plötzlich alles nicht mehr ganz so selbstsicher an.
„Sie!... Sie!... Bloemberg, Sie sind ein Narr!
Ich hatte Sie nicht auf der Rechnung, aber jetzt kommen Sie ganz oben auf die
Liste! Ich werde Sie töten, alle drei und wenn ich Sie getötet habe,… wenn ich
Sie getötet habe… werde ich dafür sorgen, dass… dass nie wieder jemand,
irgendwas von Ihnen zu sehen bekommt. Ich werde Sie ausradieren. Keiner wird
sich je an Ihren Namen erinnern!“
„So was Dummes aber auch. Na ja, kann man
nichts machen, einen schönen Tag noch! Versuch deinen Klingelstreich bei wem
anders.“
Bloembergs Daumen wanderte ohne Umschweife auf
die betreffende Taste des Handys und das Gespräch war beendet.
***
13:49 Autobahnring
Rotterdam
Hassan saß am Steuer des schwarzen 5er BMWs.
Er lenkte den Wagen mit knapp 100Km/h über den Rotterdamer Autobahnring in
nördlicher Richtung. Joe und Fonso blickten angestrengt durch den Regen aus dem
Fenster, aber das war sinnlos. Sie hatten die Spur ihrer Opfer verloren. Jedem
im Auto war der Ernst der Situation bekannt, der Auftraggeber hatte getobt und
sie ohne weitere Anweisungen zurückgelassen. Sie befanden sich gerade wieder
auf dem Weg in Richtung des Hafens, da meldete sich unverhofft Joes Handy und
Joes Blick hellte sich ein wenig auf. Es gab nur einen, der diese Nummer kannte
und es würde auch der Einzige bleiben, denn nach getaner Arbeit würde Joe das
Handy entsorgen, so wie er es immer tat. Am anderen Ende der Leitung wartete
der Auftraggeber.
„Hör mir jetzt gut zu! Ihr fahrt in die
falsche Richtung! Ihr zu nichts zu gebrauchenden Amateure! Ich habe neue Informationen
für Ihr Applet. Joe, ich verlange, dass Sie sich auf der Stelle auf den Weg
nach Süden machen, bevor diese einfältigen Mistkerle auf die Idee kommen, das
Handy des Surveillants auch in irgendeinen Schrank zu legen! Machen Sie sich
auf die Socken! Töten Sie… alle!“
Der Auftraggeber machte eine kurze Pause. So
in Rage hatte Joe ihn in keinem ihrer Gespräche erlebt.
„Warten Sie, Joe! Ich will, dass Ihr sie
am Leben lasst. Richtet sie schlimm zu und bringt sie dann an einen sicheren
Ort! Ich möchte mich persönlich darum kümmern. Ich werde diesem Bloemberg
eigenhändig die Eier abreißen, bevor ich ihn daran ersticken lasse!“
„Entschuldigen Sie, Auftraggeber, ist alles in
Ordnung mit Ihnen?“, fragte Joe vorsichtig. Er hätte es lieber nicht getan.
„Wenn ich ein Problem habe, dann sind Sie das,
weil Sie Ihren Job nicht vernünftig ausführen!“, brüllte der Mann am anderen
Ende der Leitung. „Für alle anderen Probleme rufe ich bei der Telefonseelsorge
an. Also hören Sie auf, mir so bescheuerte Fragen zu stellen! Machen Sie jetzt
endlich Ihre Arbeit!“
Das Gespräch war damit beendet.
***
13:50 Suite 601, Hilton
Hotel
Michael Greenly wusste nicht, wo er anfangen
sollte. Er hatte mittlerweile eine ganze Stunde darüber gebrütet wie er die
Sache anfangen sollte. Jemand hatte es auf ihn und seine Arbeit abgesehen. Die
Frage war: wer? Und wenn Greenly diese Frage beantwortet hatte, war die nächste
Frage: was würde er unternehmen?
Eine einzige Sache war wirklich gewiss.
Derjenige, der den Drohbrief geschrieben hatte, musste aus seiner näheren
Umgebung kommen oder jemanden haben, der nah genug an ihn herangekommen war, um
den Zettel in dem Mantel zu verstecken. Greenly ging davon aus, dass die
Botschaft noch nicht sehr lange in seiner Kleidung gesteckt hatte. Es war eine
seiner Angewohnheiten, in regelmäßigen Abständen seine Taschen auszuleeren.
Diese Tatsache ließ zu, dass man den Kreis der mutmaßlichen Täter oder Mittäter
wesentlich einschränken konnte. Der Umweltpolitiker setzte ein Zeitfenster von
maximal fünf Tagen an, denn Anfang der Woche hatte er das letzte Mal in dem
Kleidungsstück herumgewühlt, um die Autoschlüssel zu suchen. Michael Greenly
erinnerte sich so genau daran, da er bei dieser Suche gleichzeitig zwei
abgelaufene, nicht benutzte Theaterkarten gefunden hatte, die er seiner Frau
eigentlich zum Hochzeitstag hatte schenken wollen. „Da habt ihr euch
versteckt“, hatte Greenly an diesem Tag zu sich selbst gesagt und die Karten dann
unumwunden weggeworfen. Es war also ausgeschlossen, dass der Zettel früher in
den Mantel gelangt war. Außerdem beschränkte sich der
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