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Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Sonnenfeuer - Der Frieden war nah

Titel: Sonnenfeuer - Der Frieden war nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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diese Frage? Wurde Jäger auf einmal raffiniert?
    „Und?” Lea schaltete Hagen in das Gespräch dazu.
    „Hagen soll sich einwählen, er wird sich direkt einen Systemmonitor anzeigen lassen können.”
    „Und dann?”
    „Er soll sich ein Bild machen und Ihnen darüber berichten. Ich möchte, dass Sie genau wissen, was Sie anrichten!” Wollte Jäger Sie erneut umdrehen?
    „Damit ich dann reumütig heimkehre?” Dieser Versuch von Jäger war mehr als lächerlich.
    „Wenn Sie wüssten...” Jäger legte auf.
    „Ich werde es mir ansehen. Jäger neigt dazu theatralisch zu werden, wenn er unter Druck steht”, resümierte Hagen.
    Lea wollte weiter. „O.K. wo sollen wir jetzt hin?”
    „Rechts runter. Durch die Tür in den Hof. Auf der anderen Seite dürften Torzugänge sein, von innen sollten die einfach zu öffnen sein. Dahinter liegt der Jungfernstieg”, erklärte Hagen.
    „Wie siehst es dort aus?” Lea wollte nicht gerade in einen Bürgerkrieg reinstolpern.
    „Etwa 200.000 Menschen befinden sich dort im Sitzstreik. Die Polizei hat sie eingekreist, geht aber nicht gegen sie vor. Zumindest dort gibt es gerade keine Ausschreitungen. Die Menschen haben Kerzen angezündet. In den östlichen Zufahrtsstraßen sieht es hingegen anders aus. Molotows, Steine und Zwillen gegen Wasserwerfer, Gummigeschosse und Schlagstöcke, also das volle Programm. Es gab bereits Tote.”
    Simin legte die Hand auf Leas Arm. „Ich möchte mich gerne zu den Menschen am Jungfernstieg setzen.”
    Lea nickte. „Hagen, wir werden uns in der Menge verstecken. Ich schalte dich stumm. Wenn du mich ansprichst, werde ich dich hören, aber nicht antworten.”
    „O.K. ich verliere den Satelliten in sieben Minuten. Halte deinen Kopf unten und lass dich nicht erschießen.” Hagen legte auf.
    Lea sah Simin an. „Na, dann los.”
     
    ***

K-Fall
    Am Jungfernstieg befanden sich mehr Demonstranten als Lea zählen konnte. Überall brannten Kerzen und Menschen sangen für eine bessere Zukunft. Es blieb friedlich. Die Polizei flankierte den Sitzstreik, hatte es aber aufgegeben, einzelne Personen wegzutragen. Es waren zu viele. Immer mehr Beamte hatten ihren Helm abgenommen und sich zu den Menschen gesetzt.
    In der Menge waren Lea und Simin sicher. Ein junges Paar hatte ihnen etwas Platz auf einer Isomatte abgetreten. Simin hatte den Kopf auf die Seite gelegt, Lea saß hinter ihr und hielt sie in den Armen. Die verbliebene Jacke, ein dunkler Nylon-Parka, reichte für beide. In der Gruppe war man stärker. Es war kalt, aber sie fühlte sich gut. Vieles aus ihrem Leben lag nun hinter ihr. Ihr kleiner Mann im Ohr war noch etwas desorientiert. Die Situation war ungewohnt, was aber vielleicht auch daran lag, dass Hagen ihm fleißig Konkurrenz machte.
    „Kleine, die haben hier echt Stress am Hacken. Der Jäger bekommt gleich einen Herzkasper. Die versuchen alles, um wieder die Kontrolle zu übernehmen.” Er berichtete leicht amüsiert über die Ereignisse im Sicherheitsleitstand der Hamburger Rekonfigurationsanlage. Jäger hatte ihm neben der Monitorkonsole auch einen Video- und Audiokanal zur Verfügung gestellt. Normalerweise wurde in diesem Leitstand nur der Schutz der Außenanlagen koordiniert. Da Paul die unteren Etagen versiegelt hatte, musste Jäger von dort agieren.
    „Du kannst Simin beglückwünschen. Der virtuelle Server hat seine Arbeit gemacht. Die Anlage läuft stabil. Die Sensoren melden zwar eine leicht erhöhte Betriebstemperatur, aber die ersten Chargen Chemieabfälle sind bereits Geschichte. Die Verträge sind erfüllt.”
    Lea lächelte, auch Simin hatte Hagen im Ohr, sie blickte aber nur gedankenverloren in die sternenklare Nacht über Hamburg.
    „Wir sind am Ziel angekommen. Du hast es geschafft, das Sonnenfeuer brennt. Sollen wir gehen?”, fragte Lea leise und strich ihr durchs Haar.
    „Lass uns noch etwas hierbleiben. Ich zähle gerade die Sterne.”
    Lea nickte. Sie hatten keine Eile. Die Nähe zu einem liebgewonnenen Menschen hatte ihr nie mehr Freude bereitet als in diesem Moment. Auch die anderen, die ihr gerade am Jungfernstieg nahe waren, störten sie nicht mehr. Nachher würde sie ins Bett fallen und erst im Sommer wieder aufstehen.
    „Die ganzen grünen Zahlen und Statusmeldungen scheinen den Jäger nicht zu beruhigen. Er telefoniert gerade mit der alliierten Kommandoführung. Irre, sogar das Gespräch darf ich mithören. Er berichtet, dass die Anlage stabil läuft, auch Minnesota und Jiangxi funktionieren. Im Moment

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