Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
zwischen ebenfalls mehrere Stunden benötigen wird. Das dauert dem Jäger zu lange. Er befiehlt, die Relais an den Atomkraftwerken auszuschalten, worauf die Betreiber umgehend vor den Folgen eines kompletten nationalen Netzausfalls warnen. Warte mal kurz... jetzt fangen einige Temperatursensoren, an Alarm zu geben. Die Anlage wird heißer, die Temperatur liegt zwölf Prozent über dem Richtwert. Ein Techniker spricht darüber, dass sich das System selbst regeln sollte. Die Anlage verfüge zur Kühlung über überausreichend dimensionierte Wärmetauscher, die aus der Wärme Strom erzeugen könnten. Was sie aber nicht tun. Die meisten der verdammten Wärmetauscher sind aus. Das ganze Ding wird nur heißer und heißer. Ehrlich gesagt gefällt mir diese Entwicklung nicht, frag doch bitte Simin, ob das auch geplant war. Oha... jetzt bekommt Jäger Rückendeckung. Die alliierten Krisenzentren ordnen für alle angeschlossenen Atomkraftwerke die vorübergehende Abschaltung der Hauptrelais an. Lea, das wird den größten Stromausfall aller Zeiten geben.”
Der Humor aus Hagens Stimme war verschwunden. Auch Lea hatte Angst, nicht Angst vor dem Tod, nein, sie wollte weder Hagen noch Simin enttäuschen.
„Ein amerikanischer Spezialist weist auf ein neues Sicherheitsrisiko hin. Die Notfallprozesse sähen einen solchen Temperaturanstieg nicht vor. Man sei nie davon ausgegangen, von der Steuerung ausgesperrt zu sein und einem virtuellen Server bei der Arbeit zusehen zu müssen. Das System müsste die Energiezufuhr drosseln, was es aber nicht tut. Oh nein... jetzt macht der Steuerungsroboter sogar das Gegenteil. Die Leistungsaufnahme erhöht sich: 110 Prozent, 130 Prozent, 160 Prozent, innerhalb von wenigen Sekunden schießt der Strombedarf in die Höhe. 225 Prozent mehr schaffen die Kraftwerke nicht, die laufen bereits alle auf voller Last. Lea, das sollte sich Simin jetzt wirklich mal ansehen. Die Temperatur steigt ebenfalls im Sekundentakt. Alle Warnleuchten sind an, es blinkt wie auf einem Weihnachtsmarkt. Feueralarm im Bunker der Zentrifuge. Es hätte bereits Feuer ausbrechen müssen. Aber es brennt nicht. Das Ding ist nur zu heiß. Die Anlage läuft jetzt mit 300 Prozent erhöhter Betriebstemperatur. Stabil. Und ich scheiß mir gleich in die Hose.”
Simin regte sich nicht, sie klammerte sich nur an Leas Arm. Natürlich hörte sie Hagen. Dafür brannte das Feuer auch in Lea, hatte sie die richtige Entscheidung getroffen?
„Mir wird schlecht. Die Betreiber der Kraftwerke melden, dass sich auch die Relais bei ihnen nicht ausschalten lassen. Auch sie sind von der Manipulation der Zugriffsrechte betroffen. Der Jäger steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Das ist jetzt nicht mehr lustig.”
Hagen pausierte einen Moment, Lea fieberte darauf, dass er weitermachte.
„Warte, jetzt gehen weitere Warnsignale los. Oh, nein, das sind die Bombendetektoren, in allen drei Anlagen werden gerade Nuklearwaffen entdeckt. Die Techniker lamentieren zwar darüber, warum die Kernwaffen nicht bereits in den Lagerbunkern entdeckt wurden, aber jetzt wissen wir auch, was der Vesak dort gemacht hat.”
Das waren die Kernwaffen, über die Simin berichtet hatte, sie hatte zwar darüber gesprochen, dass ihr Bruder keinen Schaden anrichten würde, nur Leas Ratio reichte dieses Versprechen nicht.
„Lea, Simin sprach eben noch über ein Energiedefizit, bei aller Liebe, Defizite sehen anders aus, die Kreisel drohen zu verglühen. Ich weiß ja, dass du nicht reden kannst. Aber Lea, ich brauche jemand, der mich beruhigt! Lüg mich zumindest an!”
„Alles wird gut!”, flüsterte Simin und rückte noch näher an sie heran. Hagen konnte das natürlich nicht hören. Lea war mit sich am kämpfen.
„Die knipsen jetzt alles aus. In 184 Atomkraftwerken in Nordamerika, Europa und China werden gerade Notabschaltungen durchgeführt. Die fahren alles herunter. In China sind die ersten Relais bereits gesprengt worden, auch die Amerikaner und die Deutschen zerstören die Netzwerkinfrastruktur in den Atomkraftwerken, um die Stromzufuhr schneller abzuschalten.”
Überall in der Stadt gingen die Lichter aus. Die Menschen sangen lauter und Lea wollte schreien. Hagen redete nicht weiter. Sekunden der Stille in ihrem Ohr. Bitte. Sie wollte wieder seine Stimme hören. Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen.
„Es funktioniert, die Leistungszufuhr sinkt und die Temperatur liegt wieder unter 450 Prozent des Richtwertes”, brüllte er euphorisch in ihr Ohr.
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