Sonnenfinsternis
es“, aber ich hielt mich an die Abmachung mit Markus. Ich schwieg.
„Ich bin müde“, sagte ich und sah Dad dabei an.
„Ich denke, es war genug Stress für heute. Meine Tochter braucht Ruhe“, reagierte er augenblicklich.
„Ich begleite sie ins Zimmer“, bot David an.
Dad küsste mich auf die Stirn und flüsterte mir ins Ohr. „Wir reden morgen noch einmal. Alleine.“
Ich nickte leicht.
„Gute Nacht, Olivia.“
„Gute Nacht, Mom.“
David und ich gingen schweigend nebeneinander her. Ich war hart zu ihm gewesen, ohne mir zuerst anzuhören, was er zu sagen hatte.
„Es tut mir leid“, sagte er nach halbem Weg und blieb stehen. „Es tut mir leid, wenn du dich alleine gefühlt hast.“
„Und mir tut leid, dass ich so boshaft war. Aber die Ostküste war schon weit genug. Dann hast du Simone getroffen und kamst immer seltener nach Hause. Als du nach Europa gezogen bist, war ich am Boden zerstört. Ich dachte ich hätte meinen großen Bruder verloren. Meinen Fels in der Brandung.“ Traurig sah ich zu Boden.
„Komm her.“ Er nahm mich in die Arme. „Du wirst mich nie verlieren, Kürbis. Du bist meine Schwester. Ich werde immer bei dir sein. Bis zum letzten Tag.“
Er lächelte und ich erwiderte es.
„Denkst du Mom und Dad erlauben mir meine Kräfte wieder zu bekommen?“
Er hob die Augenbrauen. „Ich glaube kaum. Es gab schließlich einen Grund, warum sie dir genommen wurden.“
„Aber so kann ich mich nicht verteidigen.“
„Das musst du auch nicht. Dafür sind wir zuständig. Gehen wir erst einmal rein. Es ist kalt hier draußen.“
Ich nickte und wir gingen weiter bis in mein Wohnheim. Alles war noch wie vor ein paar Stunden. Das Wetter war frostig, die Stufen knarrten unter meinen Füßen, während wir hoch in mein Zimmer gingen, mein Bruder war immer noch mein Bruder. Trotzdem war jetzt alles anders.
Ich öffnete meine Tür. Überrascht blieb ich stehen, als ich Jayden auf meinem Bett sitzen sah. Schneller als ich blinzeln konnte, stand David vor mir. „Was willst du hier?“, fragte mein Bruder zornig.
„Ich wollte bloß mit Olivia reden.“
„Du hast dich von ihr fernzuhalten. Dir haben wir das Ganze zu verdanken. Sie hätte dabei sterben können“, warf er ihm vor.
Ich hielt David am Arm fest. Er sah nach hinten. „Ist schon gut“, sagte ich ruhig. Markus hatte ganze Arbeit geleistet mit dem Beruhigungszauber. Außer meinem kleinen Ausbruch im Aufenthaltsraum fühlte ich mich recht gelassen. Obwohl ich noch vor einer Stunde, vor Wut kochte. „Ich will mit ihm reden.“
David schnaubte. „Ich warte vor der Tür“, sagte er zu mir und blickte dann Jayden warnend an, bevor er hinausging.
„Jay, bevor du etwas sagst, musst du wissen, dass ich dir nicht vergeben habe. Auch wenn ich mich freue, dich zu sehen und glücklich bin, dass Markus dir nichts getan hat, bin ich dennoch wütend und enttäuscht. Nicht nur weil du es mir nichts gesagt hast. Ich kann es verstehen. Aber das du mich trotz deines Wissens, was da draußen auf mich wartet …“ Ich zeigte demonstrativ aus dem Fenster. „ … in Gefahr gebracht hast, kann ich beim besten Willen nicht in meinen Kopf bringen.“
Er senkte seinen Blick.
„Warum, hast du das gemacht?“, fragte ich verletzt.
Er kam auf mich zu und blieb nur Zentimeter vor mir stehen. „Ich habe für einen Augenblick vergessen, wer du bist. Es war alles so normal. Alles, was ich im Kopf hatte, war das du dich für mich entscheidest“, sagte er ruhig. „Doch nichts kann je normal sein, wenn man in die Urenkelin von Merlin verliebt ist.“
Meine Augen weiteten sich so groß wie Tennisbälle. Verliebt und Merlins Enkelin in einem Satz, überforderte mein etwas überstrapaziertes Gehirn.
„Er hat es dir nicht gesagt.“ Erkannte Jayden an meinem Gesichtsausdruck.
„Nein. Hat er nicht. Aber er sagte mir etwas anders. Er behauptet ich wäre in seinen Träumen.“
„Das glaube ich nicht. Er ist ein Blutmagier, er kann kein Wächter sein.“
Ich schüttelte den Kopf. „Und was soll das Ganze bedeuten?“, fragte ich aufgebracht.
„Ich glaube, sie sollen dich beschützen.“
„Woher willst du wissen, dass Markus nicht mehr derselbe ist? Ihr habt ihn verstoßen, obwohl er anders ist. Er hat es unter Kontrolle.“
„Das behaupten Drogensüchtige auch.“
„Und trotzdem hat er mir nichts getan“, verteidigte ich Markus.
„Ich weiß nicht, was er will.“
„Er möchte Erlösung, von dem zu was er langsam wird.“
„Es gibt keine“, sagte er mit Traurigkeit
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