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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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anderen Silberflügeln im Hibernaculum? Was war denn mit den Eulen und ihren Kriegsplänen? Was war denn damit, dass sie tatsächlich in diesem künstlichen Wald eingesperrt waren? Wenn auch er sich keine Sorgen um diese Dinge machte, wer denn sonst? Irgendjemand musste doch hier etwas in Gang setzen!
    Kein Wunder, dass Marina Chinook vorzog. Er hatte seine beiden Eltern, er machte sich nie um etwas Gedanken, sorgte sich um nichts. Er war einfach so zufrieden, dass es Schatten ganz übel davon wurde. Es war anscheinend allein schon großartig, Chinook zu sein.
    Wütend starrte er das Steinchen am Boden an.
    Beweg dich, sagte er und schlug zornig mit Klängen darauf ein. Zu seiner Überraschung hüpfte der Stein hinüber ins Gras. Er versuchte es noch einmal und schaffte es, ihn noch ein paar Zentimeter weiter zu schieben, bis er atemlos aufgab.
    „Sehr gut“, sagte Frieda. Überrascht drehte Schatten sich um und sah sie neben sich hängen. „Du wirst immer besser.“
    „Nun, ich habe viel Zeit, um zu üben.“
    Sie lächelte. Schatten hatte immer gemocht, wie sich ihr graues Fell um die Augen herum kräuselte. In der Art, wie sie ihn betrachtete, lag etwas freundlich Erwartungsvolles.
    „Ist mit mir etwas nicht in Ordnung?“, fragte er die Älteste. „Ich meine, wir haben die Sonne, jede Menge zu essen und Sommer, obwohl eigentlich Winter ist. Keine Eulen, die wir fürchten müssten. Und anscheinend sind alle so glücklich.“
    „Außer dir.“
    Schatten nickte. „Außer mir.“
    „Und was bedrückt dich?“
    Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. „Es ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“
    „Unser Vorstellungsvermögen ist begrenzt.“
    Er nickte und hatte das Gefühl zur Bescheidenheit ermahnt worden zu sein.
    „Du hast nach den Menschen gesucht“, sagte Frieda. „Wir alle haben das getan. Wir haben geglaubt, dass sie auf irgendeine Weise durch Nocturnas Großes Versprechen mit uns verbunden wären. Wir haben geglaubt, sie würden uns helfen.“
    „Ich denke, ich habe einfach mehr erwartet.“
    „Irgendeine Form von wunderbarer Verwandlung vielleicht? Oder einen Krieg, um die Eulen zu besiegen und die Erde zu beherrschen?“
    Er wandte verlegen den Blick ab. Er erinnerte sich, wie sehr er sich gewünscht hatte große Schlachten zu schlagen und sich an den Eulen zu rächen. Zu einem großen Teil wollte er das immer noch.
    „Es scheint, die Menschen haben hier so viel für uns getan“, sagte Frieda und beobachtete Schatten aufmerksam dabei. „Und trotzdem möchtest du ihnen nicht trauen?“
    „Aber es ist so, als ob wir in einem Käfig wären“, platzte er heraus. „Es ist ein schöner großer Käfig und so, aber trotzdem. Und die Insekten schmecken auch nicht besonders gut und sogar die Sonne ist ganz bleich, und überhaupt sehe ich nicht, was das Ganze soll.“
    „Da stimme ich dir zu.“
    Schatten verstummte. Er schaute Frieda nur an und spürte, wie sich ein Lächeln über sein Gesicht ausbreitete. „Wirklich?“
    „Ja“.
    Er hatte sich so allein gefühlt, seit sie hier angekommen waren, und gemeint, er wäre der Einzige, der nicht daran glaubte, sie hätten das Paradies gefunden. Und die ganze Zeit hatte Frieda das Gleiche gedacht. Seine Erleichterung war grenzenlos. „Dann wirst du mir also helfen, einen Weg nach draußen zu suchen!“
    Darauf seufzte Frieda. „In diesen Flügeln steckt nicht mehr viel Kraft für weitere Reisen“, sagte sie. „Ich denke, für mich ist dies wohl das letzte Ziel.“ Plötzlich sah Schatten sie mit ganz anderen Augen, nicht als die Älteste, für die er immer Ehrerbietung empfunden hatte, sondern als eine alternde Fledermaus, die durch zahllose Sommer und Winter geflogen war.
    Sie wirkte müde, ihre Schultern waren gebeugt, ihr Fell war ohne Glanz. Allein ihre dunklen Augen hatten ihr Leuchten bewahrt.
    „Ich glaube nicht, dass dies die Erfüllung des Großen Versprechens ist“, sagte sie.
    „Aber ich verstehe nicht, warum ... warum hast du zu den anderen nichts davon gesagt? Zu Arkadia?“
    „Ich bin nicht sicher, ob Arkadia überhaupt zuhören würde.“
    „Aber du bist doch eine Älteste!“
    Frieda lächelte. „Arkadia hat sich bereits ihre Meinung gebildet, und ich denke nicht, dass ich sie überzeugen könnte. Sie hat großen Einfluss auf die Fledermäuse hier, so viel ist klar. Sie glauben, was sie glauben wollen. Und ich habe den Verdacht, dieser Ort ist mächtiger als meine Worte. Sie denken, es ist das Paradies, und in

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