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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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misstrauisch! Reicht es nicht, dass sie diesen Ort für uns gemacht haben?“
    Er hatte das Gefühl undankbar zu sein, aber er konnte nichts dagegen tun.
    „Nein, das reicht mir nicht. Ich möchte wissen, warum sie das getan haben.“
    „Wie willst du das herausbekommen? Willst du, dass sie durch diese Glaswand marschieren und mit dir reden?“
    „Das wäre schön“, schoss er zurück. „Wenn sie so clever sind, warum erklären sie uns nicht alles, ein für alle Mal? Soweit wir wissen, sammeln sie uns vielleicht nur. Vielleicht wollen sie etwas von uns.“
    „Keiner hat uns hierher gezwungen“, erinnerte ihn Marina. „Wir sind freiwillig gekommen. Wir mussten nicht hier hereinfliegen. Du bist als Erster herein, erinnerst du dich?“
    „Ich hatte gedacht, ich finde meinen Vater.“
    Sie seufzte. „Es tut mir Leid, Schatten, aber ich bin hier glücklich. Ich bin so lange ausgestoßen gewesen, ich will nur ... Hör zu, ich habe das Gefühl, ich habe hier ein Zuhause, eine Familie. Ariel ist sehr lieb zu mir. Und du auch.“
    „Wir wollen Chinook nicht vergessen.“
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da bereute er sie auch schon.
    Sie sah ihn aufmerksam an. „Dir passt es nicht, dass ich zeitweilig mit Chinook zusammen bin?“, fragte sie mit einer leisen, aber gefährlich ärgerlichen Schärfe in der Stimme.
    „Lass gut sein.“
    „Du glänzt ja nicht gerade viel durch Anwesenheit, Schatten. Dauernd fliegst du weg und suchst nach Spalten in den Wänden. Oder du bist sauer.“
    „Ich bin nicht sauer“, sagte Schatten.
    „Nenn es meinetwegen, wie du willst.“
    „Ich denke nach. Manchmal tu ich das. Anders als Chinook.“
    „Ich gebe zu, er wird nie ein Ältester werden. Er ist nicht so besonders“ – sie gab dem Wort eine verächtliche Betonung –, „aber ich denke, er hat ein gutes Herz.“
    ja, wenn du schon kein Gehirn haben kannst, ist es prima, wenigstens ein gutes Herz zu haben.“ Unter dem Fell brannte sein Gesicht vor Eifersucht und Wut. „Wir wollen auch nicht vergessen, wie lustig er ist. Warum solltest du sonst so viel mit ihm zusammen sein?“
    „Nun, er sieht auch gut aus“, sagte Marina lässig.
    „Wirklich?“, fragte Schatten und sein Ärger wich ehrlicher Überraschung. Chinook sah also gut aus. Sicherlich war er groß, natürlich auch stark, ein guter Flieger und Jäger. Aber Schatten war nie auf die Idee gekommen, dass er gut aussähe.
    Sehe ich gut aus?, fragte er sich und wusste sofort: Nein. Er hatte zu viel von einem Knirps, um jemals gut auszusehen. Neben Marina mit ihrem üppigen Fell und anmutigen Gesicht überkam ihn manchmal das Gefühl, richtig hässlich zu sein.
    „Ja“, sagte er kühl. „Er sieht sehr gut aus.“
    Sie blickte ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck an. Dann schüttelte sie den Kopf. „Weißt du was? Er mag dich. Er beneidet dich sogar. Erstaunt? Vielleicht bist du zu beschäftigt gewesen, um das zu bemerken.“ In ihrer Stimme lag eine Schärfe, die ihn überraschte. „Du bist zu beschäftigt für uns alle.“
    „Wie meinst du das?“, fragte er stirnrunzelnd.
    „Mach mal eine Pause in deinem Heldendasein, Schatten. Und weißt du was? Du bist nicht der Einzige, der den Vater verloren hat.“
    Damit flog sie weg.
    Schatten hing an einem niedrigen Ast und knipste zornig mit Klangkügelchen Eichenblätter ab. Er zielte auf einen anderen Stiel, beschoss ihn und beobachtete zufrieden, wie er sauber abknickte und zu Boden flatterte. Trotzdem, ein Blatt war kein Eiszapfen. Zu einfach. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Boden zu und entdeckte ein kleines Steinchen, fast zwei Meter entfernt. Aber er konnte sich nicht konzentrieren.
    Du bist nicht der Einzige, der den Vater verloren hat.
    Er zuckte zusammen, als die Worte in seinem Inneren nachhallten. Marina hatte ihm gesagt, er müsse darüber hinwegkommen, indem sie ihn daran erinnerte, dass auch sie einen Vater verloren hatte und eine Mutter und dass das Leben trotzdem weiterging. Nun, vielleicht konnte sie so leben, er konnte es jedenfalls nicht. Cassiel mochte er verloren haben, aber er würde ihn wieder finden. Sollte er sich dafür entschuldigen? Dafür, dass er nicht aufgab? Dass er nicht für immer wie eine Motte mit Sonnenstich hier herumtreiben und schlechte Insekten fressen wollte? Mach mal eine Pause in deinem Heldendasein. Nun, da stellte sich wirklich sein Fell auf! Er tat doch nur, was getan werden musste, da sich ja sonst niemand um die Dinge kümmerte. Was war denn mit den

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